Hexenkessel
das?« hakte sie nach.
»Ich weiß jetzt, wer der Mittelsmann ist«, bemerkte Tweed.
»Mittelsmann?« wunderte sich Paula.
»Zurück nach Spanish Bay«, befahl Tweed. »Ich muß mich umgehend mit Cord Dillon in Verbindung setzen.«
Sie parkten auf ihrem gewohnten Platz hinter dem Hotel. Newman fuhr die Antenne aus und drückte ein paar Knöpfe. Ohne große Hoffnung auf Erfolg griff Tweed nach dem Mikrofon.
»Hier Tweed. Hört mich jemand?«
»Nur ich«, ertönte Dillons vertraute Stimme. »Was zum Teufel ist bei Ihnen los?«
»Wir müssen Kalifornien vermutlich in höchster Eile verlassen.« Tweed sprach absichtlich schnell. »Die Abreise wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten Tage erfolgen.«
»Freut mich, zu hören. Ich habe Ihnen ja geraten, nach Hause zurückzukehren.«
»Cord, bei dieser Abreise handelt es sich eher um eine Flucht. Ich brauche ein Transportmittel für eine unbekannte Anzahl von Personen; ein Flugzeug, das uns möglichst schnell zum San Francisco International befördern kann. Es muß uns irgendwo zwischen Spanish Bay und Big Sur an Bord nehmen. Einzelheiten über unseren genauen Aufenthaltsort erfahren Sie erst im letzten Moment.«
»Ein Chinook«, erwiderte Dillon prompt. »Soll er Sie tagsüber oder nachts abholen?«
»Auch das weiß ich noch nicht genau.«
Alvarez nahm Tweed das Mikrofon aus der Hand. Seine Stimme klang ruhig und eindringlich.
»Cord, hier spricht Alvarez. Wenn der genaue Aufnahmeort bekannt ist, werde ich Ihrem Piloten ein Zeichen geben, sagen Sie ihm das. Nachts blinke ich viermal mit meiner Taschenlampe, mache eine kleine Pause, blinke wieder viermal und so weiter. Tagsüber werde ich meinen Revolver über dem Kopf kreisen lassen.«
»Alles klar«, entgegnete Dillon. »Der Chinook wird in wenigen Stunden in Monterey eintreffen und dort warten. Ich hab’ was gut bei Ihnen, verstanden?«
»Verstanden. Vielen Dank auch, Cord.«
»Ich habe von einem Chinook schon einmal gehört«, meinte Paula, als Alvarez das Mikrofon wieder in seine Halterung klemmte. »Worum genau handelt es sich dabei denn?«
»Um einen Helikopter. Ein Riesending, kann locker vierzig Passagiere befördern. Wir sind anscheinend wieder im Geschäft, Tweed.«
»Er hat Sie gar nicht gefragt, weshalb Sie nicht nach Washington zurückgekehrt sind«, bemerkte Paula.
»Nein, das hat er nicht.«
In seiner Suite angelangt bat Tweed Paula als erstes, noch einmal zum Schalter zu gehen und die Angestellte zu bitten, ihre Flüge nach London jeden Tag neu zu bestätigen.
»Und fügen Sie noch die Namen von Mrs. Benyon, Alvarez und Julie Davenport hinzu.«
»Wer ist Julie Davenport?«
»Meine Geheimwaffe. Vergessen Sie nicht, daß in den Staaten Julie manchmal als Abkürzung von Julian gebraucht wird.«
»Vermutlich sollte ich Sie gar nicht erst fragen, wer Julian ist.«
»Ganz recht. Buchen Sie auch einen Platz für Peregrine Hamilton.«
»Wie Sie wollen. Ich glaube, ich erledige das sofort. Mir ist nämlich aufgefallen, daß die Halle bis auf ein paar Hotelangestellte wie leergefegt war, als wir hereinkamen. Also kann mich auch niemand belauschen, wenn …«
Sie stand schon im Begriff, den Raum zu verlassen, als das Telefon klingelte. Rasch nahm sie den Hörer ab, horchte einen Augenblick und reichte ihn dann an Tweed weiter.
»Es ist Reibeisenstimme«, flüsterte sie.
»Hier Tweed.«
Er hörte zu, wobei er Paula bedeutete, sie solle warten. Paula sah, wie er flüchtig die Stirn runzelte, ehe er sich wieder konzentrierte. Erst nach ein paar Minuten legte er langsam den Hörer auf.
»Gut«, sagte er zu Paula, »tun Sie jetzt, was ich Ihnen gesagt habe.«
»Demnach verlassen wir Kalifornien?«
»Bald. Falls wir am Leben bleiben. Ich sollte Sie wirklich auf dem schnellsten Weg nach Hause schicken.«
»Meine Antwort darauf kennen Sie ja. Ich gehe jetzt in die Halle.«
Als sie den Flur entlangeilte, hallten die Worte in ihrem Kopf wider. Falls wir am Leben bleiben.
Am nächsten Morgen traf Paula auf dem Weg zum Frühstück Vanity. Sie fand, daß die normalerweise so gutgelaunte Frau bedrückt wirkte.
»Guten Morgen, Vanity«, begrüßte sie sie. »Wieder so ein schöner Tag, nicht wahr? Was tun Sie denn hier? Ich dachte, Sie übernachten in Black Ridge?«
»Das stimmt auch, aber ich konnte nicht schlafen. Deshalb bin ich früh aus den Federn gekrochen, um hier zu frühstücken.«
»Dann leisten Sie mir doch Gesellschaft«, schlug Paula
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