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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Vielleicht nahm er ja gerade ein Bad. Das Gesicht fest gegen das Glas gepreßt blickte sie angestrengt in das Zimmer und stellte fest, daß die Verbindungstür zwischen Wohnraum und Bad offenstand. Wenn er ein Bad nehmen oder duschen würde, hätte er sie mit Sicherheit geschlossen.
    Rasch lief sie zu ihrer eigenen Suite zurück. Die Fenster hatte sie aufgelassen, damit frische Luft in das Zimmer kam. Sie hastete ins Schlafzimmer, ließ sich auf alle viere nieder und riß den Beutel mit der Reservemunition los, den sie mit Klebeband an der Unterseite ihres Bettes befestigt hatte.
    Als sie den Raum auf dem Weg durch das Badezimmer verlassen wollte, wurde sie plötzlich auf etwas aufmerksam. Der große runde Schminkspiegel fehlte, den sie gelegentlich benutzte, um sich für besondere Anlässe zurechtzumachen. Es war einer dieser Spiegel, die sich zusammenklappen ließen. Was sollte das nun wieder bedeuten?
    Dann fiel ihr ein, daß das Fenster, das sie offengelassen hatte, jetzt weiter zugezogen war, als sie es in Erinnerung hatte. Jemand mußte von draußen in ihr Zimmer gekommen sein. Und warum? Um einen Schminkspiegel zu entwenden? Paula spürte, daß etwas im Gange war, sie konnte nur nicht genau sagen, was.
    Ruhelos verließ sie ihre Suite und eilte auf der Suche nach Newman hinaus ins Freie. Draußen vor der Eingangstür sah sie gerade noch Grenville in seinem Auto wegfahren. In einiger Entfernung entdeckte sie Vanitys Audi, der um eine Kurve schoß, ohne sich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen innerhalb des Hotelgeländes zu halten. Wo wollten heute nur alle hin?
    Sie beschleunigte ihre Schritte, während sie den Bogengang mit den hoteleigenen Geschäften entlangging, der zu dem Parkplatz führte, wo Newman für gewöhnlich den Mercedes abstellte. Butler saß hinter dem Steuer. Als er sie sah, stieg er aus und schenkte ihr ein seltenes Lächeln.
    »Sie wollen also auch weg?«
    »Wer hat denn sonst noch alles das Hotel verlassen?«
    »Nun, Vanity ist eben mit ihrer fahrbaren Rakete davongebraust. Dann fuhr Grenville mit etwas gemäßigter Geschwindigkeit hinter ihr her.«
    »Ich weiß. Ich habe sie gerade noch gesehen. Wo ist Newman?«
    »Unter der Dusche. Er hat mich gebeten, auf den Wagen aufzupassen. Offenbar hat Tweed ihm gestern nacht noch gesagt, daß heute morgen nichts Besonderes anliegen würde und daß er deshalb ausschlafen könnte. Marler erzählte er dasselbe. Alles ruhig an der Front.«
    »Tatsächlich? Ist sonst noch jemand weggefahren? Ich kann den BMW nirgends entdecken.«
    »Oh, den hat Tweed genommen. Ich wollte ihn begleiten, um ihm notfalls beispringen zu können, aber er sagte, er wolle nur jemanden in Carmel aufsuchen und es wäre ihm lieber, alleine zu sein.«
    »Wann ist er weggefahren?«
    »Muß ungefähr vor einer halben Stunde gewesen sein. Mir fiel nur auf, daß er eine meiner Walthers mitnahm. Sagte, das würde mich vielleicht beruhigen, wenn ich schon nicht mitkommen und auf ihn aufpassen könnte.«
    »Großer Gott!«
    Ich werde den Buchhalter in eine Falle locken … indem ich einen Köder auslege, dem er nicht widerstehen kann.
    Voller Entsetzen rief sie sich Tweeds Worte vom vorangegangenen Abend wieder ins Gedächtnis. Plötzlich begriff sie auch die Bedeutung der Gerüchte, von denen Grenville ihr erzählt hatte. Die waren von Tweed persönlich in die Welt gesetzt worden. Vermutlich hatte er anonym in Black Ridge angerufen, irgendeinen der Angestellten über sein Vorhaben in Kenntnis gesetzt und darauf gebaut, daß die Nachricht sich verbreiten würde - in großen Firmen machten Klatschgeschichten immer schnell die Runde unter der Belegschaft. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Tweed hatte vor, seine eigene Person als Köder einzusetzen. Er wartete in Linda Standishs früherem Apartment auf den Killer, und er war entschlossen, das gefährliche Unternehmen ganz alleine durchzuführen.

36.
    Tweed saß an dem Tisch, an dem Linda Standish den Tod gefunden hatte. Aus dem Hotel hatte er sich einen Block Briefpapier mitgebracht, dessen Blätter über den blutbefleckten Schreibtisch verstreut lagen. Auf die meisten davon hatte er aufs Geratewohl sinnlose Zahlen gekritzelt, auf einem davon stand jedoch eine Liste von Verdächtigen. Vor ihm, teilweise durch einen Bogen Papier verdeckt, lag der Schminkspiegel, den er sich bei Paula entliehen hatte. Aus Paulas Beschreibung ihres schrecklichen Erlebnisses, als der Buchhalter versucht hatte, sie zu töten, hatte er geschlossen, daß

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