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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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vor.
    »Gute Idee.«
    »Wie ich hörte, haben Sie bei Moloch gekündigt«, sagte Paula beiläufig, als sie bei Roy’s einen Tisch belegten. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie einen noch besseren Job finden würden.«
    »Ach, das ist halb so schwer. Außerdem wollte ich mich beruflich verändern. Ich bin ein richtiger Wandervogel, halte es nirgendwo allzu lange aus.«
    »Geben Sie es doch zu«, neckte Paula sie, »Sie sind ganz einfach eine typische Karrierefrau.«
    Zum ersten Mal spielte ein Lächeln um Vanitys Lippen. Sie unterhielten sich eine Weile über unverfängliche Dinge, dann sagte Vanity, sie wolle kurz die Toilette aufsuchen, käme aber gleich zurück. Paula blieb am Tisch sitzen. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Was ging hier nur vor?
    Die Art, wie Tweed Vorkehrungen für eine plötzliche Abreise getroffen hatte, deutete auf nahendes Unheil hin. Warum waren die kommenden Tage so wichtig? Wer waren die zusätzlichen Passagiere, für die sie auf Tweeds Geheiß Sitze hatte buchen müssen? Warum brauchten sie einen Hubschrauber, um nach San Francisco zu gelangen? Und mit welchem ›Köder‹ wollte Tweed den Buchhalter in die Falle locken? Paula konnte nicht behaupten, daß die möglichen Antworten auf all diese Fragen sie sonderlich glücklich stimmten.
    Seltsamerweise spürte sie bei Vanity ein ähnliches Unbehagen. Ihr war, als würde eine nicht näher zu identifizierende Bedrohung über ihnen allen hängen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Vanity zurückkam und ihre Handtasche von ihrem Stuhl aufhob.
    »Es tut mir leid, Paula, aber ich bekam eben einen Anruf. Ich muß sofort nach Black Ridge fahren. Vermutlich gedenkt Seine Lordschaft, mir einen weiteren Berg Arbeit aufzuhalsen, der vorzugsweise vorgestern erledigt werden muß. Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatte, stand auch Paula vom Tisch auf. Etwas machte sie stutzig. Wenn Vanity wirklich die Toilette aufgesucht hatte, warum hatte sie dann ihre Handtasche nicht mitgenommen?
    Sie durchquerte gerade die Halle, als Grenville an ihrer Seite auftauchte. Charmant wie immer nahm er sie beim Arm.
    »Sie gleichen einem Sommermorgen in Kalifornien. Strahlend schön.«
    »Danke.« Paula entdeckte dunkle Schatten der Erschöpfung unter seinen Augen, doch hielt er sich immer noch kerzengerade und hatte auch weder sein übliches Selbstvertrauen noch seinen Elan verloren. »Was haben Sie denn heute vor?« fragte sie ihn.
    »Ich will versuchen, Maurice aufzutreiben. Scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Der Bursche schuldet mir einen Haufen Geld. Eigene Dummheit, ich hätte ihm das Darlehen gar nicht gewähren dürfen - er setzt das Geld ohnehin nur in Hochprozentiges um. Gräßlich, so über einen Landsmann sprechen zu müssen, aber Ihnen muß das doch auch aufgefallen sein. Jeder hat es bemerkt.«
    »Er kam mir aber stocknüchtern vor, als ich ihn einmal in Cornwall traf.«
    Sie beobachtete Grenville genau, während sie sprach. Er wirkte nachdenklich. Dann führte er sie zu einer Couch, setzte sich neben sie und blinzelte sie von der Seite an.
    »Merkwürdige Gerüchte kreisen um Ihren Freund Tweed. Hörte es beim Frühstück. Irgendwer erzählte mir, Tweed wäre auf dem Weg zu dem Apartment, in dem diese Standish ermordet wurde. Glaubt vermutlich, er entdeckt Beweismaterial, das die Polizei übersehen hat.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?« fragte Paula hastig.
    »Keine Ahnung. Kenne den Kerl nicht. Ein Engländer. Keiner von denen, die meinen Club besuchen.«
    »Wann ist Tweed denn aus dem Haus gegangen?« erkundigte sich Paula dringlich.
    »Nur die Ruhe, meine Liebe. Ich weiß es wirklich nicht. Hielt das Ganze für frei erfunden, bis mir ein Stammgast des Anglo-Pacific-Clubs, ein gewisser Dawlish, genau dasselbe erzählte. Die Luft hier schwirrt nur so vor Gerüchten. Müssen Sie schon wieder weg?«
    »Mir ist gerade eingefallen, daß ich noch einen wichtigen Anruf tätigen muß. Bis später …«
     
    Die aufsteigende Panik niederkämpfend, die sich ihrer zu bemächtigen drohte, hastete Paula zu Tweeds Suite. Wiederholt drückte sie auf die Klingel, bekam jedoch keine Antwort. Sie rannte den Flur entlang und schob die schwere Tür auf, die zum Rasengelände und den Terrassen vor den Zimmern führte. Niemand begegnete ihr auf dem Weg zu Tweeds Terrasse.
    Vor der Glastür blieb sie stehen und spähte in den Wohnraum. Auch hier kein Zeichen von Tweed. Mit der geballten Faust hämmerte sie gegen die Scheibe.

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