Hexenkessel
vorsorglich angewiesen, an seinem hochmodernen Gerät sitzenzubleiben.
»Wir bekommen Besuch. Senden Sie dem Piloten eine codierte Botschaft und weisen Sie ihn an, auf direktem Weg zur Venetia zurückzufliegen, sonst verrät er unseren Gegnern, daß wir wissen, daß sie zu uns vordringen. Und machen Sie schnell …«
Er rannte die Treppe wieder hinunter zur Hintertür, um die Wachposten zu überprüfen, die auf dem Gelände auf und ab patrouillierten. Dabei kam er an einer Mülltonne vorbei, und ihm fiel der Befehl wieder ein, den Moloch ihm erteilt hatte.
»Scheiß auf den Reißwolf«, murmelte er leise. Er zog die vier Papierfetzen aus der Tasche, knüllte sie zusammen, hob den Plastikdeckel der Tonne und ließ die Fetzen hineinfallen. Dann lief er um das Haus herum, um seinem zuverlässigsten Schläger, Gene Lessinger, einige Anweisungen zu geben.
»Hol sofort alle Hunde herein und steck sie in die Zwinger. Alle außer einem. Du nimmst Brutus an die Leine und machst mit ihm ständig die Runde ums Haus. Es kommen Leute, die hier eindringen wollen …«
Gene, ein hagerer Mann mit knochigem Gesicht, über dessen rechte Wange eine häßliche Narbe verlief, grinste nur. Messer waren seine bevorzugten Waffen, und auch jetzt steckte eines in der Scheide, die an seinem Ledergürtel hing.
»Wenn sie Brutus sehen, dann geben sie sowieso Fersengeld.«
Brutus war der größte und kräftigste der Dobermann-Hunde, die auf dem Gelände herumliefen. Brand lächelte zufrieden, als er weiterging, um mit den restlichen Männern zu sprechen.
»VB sagte etwas von Hunden«, murmelte er vor sich hin. »Von einem bestimmten Hund war nicht die Rede. Kommt nur her, Grey und Genossen. Auf euch wartet ein interessantes Empfangskomitee.«
Butler fuhr auf seinem Motorrad an der Spitze des kleinen Konvois die schmale Straße hoch, die bergaufwärts auf das seltsame Gebäude zuführte. Er fuhr ganz langsam und bremste abrupt, als er die Kuppe eines Hügels erreicht hatte. Dann stellte er den Motor ab, schob die Maschine ein paar Meter zurück und hob warnend die Hand, um den Mercedes und den Saab anzuhalten.
Newman stoppte, sprang aus seinem Wagen und lief, Paula im Schlepptau, auf Butler zu.
»Wir sind ganz nah dran«, warnte dieser. »Oben von diesem Hügel aus kann man das Haus schon sehen.«
»Gut«, sagte Newman, als sich Marler zu ihnen gesellte. »Sehen wir uns das Ganze doch einmal genauer an.«
Zuvor hatte er bereits mit den anderen einen Plan entworfen, der auf dem basierte, was ihm aufgefallen war, als er das Haus vom Damm aus durch sein Fernglas betrachtet hatte. Auch Marler hatte danach noch ein paar eigene Vorschläge beigesteuert. Die Gruppe bewegte sich auf die Hügelkuppe zu, um sich das Gebäude, dessen bloßer Anblick Paula erschauern ließ, noch einmal anzusehen.
Die Bergkette, auf der Mullion Towers thronte, wirkte aus der Nähe besehen noch trostloser. Nicht eine einzige Pflanze wuchs auf dem langen Abhang, der vom Gipfel bis hinunter zum Reservoir und dem Damm, der nun tief unter ihnen lag, steil abfiel. Der Hang schien nur aus staubigem Sand zu bestehen, der im grellen Sonnenlicht eine merkwürdig gelbliche Farbe annahm.
»Wie in der Sahara«, stellte Paula fest. »Ich hätte nie gedacht, daß das Landesinnere von Cornwall derart ungastlich sein könnte; ein solch krasser Gegensatz zu der Küstenregion mit den schönen Stränden und Höhlen und den vielen hübschen Flüßchen.«
Newmans Beispiel folgend, legten sich alle nebeneinander flach auf den Boden und spähten vorsichtig hinüber. Newman betrachtete die gotische Scheußlichkeit namens Mullion Towers noch einmal genau, ehe er das Fernglas an Marler weiterreichte.
»Was halten Sie von den Efeuranken dort an der einen Seite des Hauses?«
»Genau das, was ich brauche, denke ich. Sicher weiß ich es erst, wenn ich die Ranken untersucht habe, aber sie sehen aus, als wären sie schon uralt. Die Stämme sind dick und knorrig. Der Plan wird funktionieren, glaube ich - falls es mir gelingt, unbeobachtet bis zu dem Efeu zu gelangen.«
»Was hat denn das lange Seil mit den Knoten zu bedeuten, das an Ihrer Teleskopleiter hängt?« wollte Paula wissen.
»Das werden Sie sehen, sobald wir dort drüben angekommen sind. Bewaffnete Wachposten patrouillierten auf dem Gelände - aber anscheinend konzentrieren sie sich auf die Vorderseite des Hauses. Einer hat einen ziemlich schlechtgelaunt wirkenden Dobermann an der Leine. Ich werde mich um das liebe Tierchen
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