Hexenkessel
vorübergehend kampfunfähig - lange genug, um uns eine Fluchtmöglichkeit zu geben. Aber das wissen Sie ja alles. Nehmen Sie noch eine, Paula.«
Er händigte auch Newman und Butler je zwei weitere aus, dann trat er einen Schritt zurück und schloß leise die Wagentür, ehe er sich eine King-size anzündete.
»Ich würde sagen, wir können es mit einer ganzen Armee von Gangstern aufnehmen und wir müssen damit rechnen, daß eine solche uns empfängt. Jeder weiß, was er zu tun hat. Worauf warten wir dann noch?«
»Darauf, daß Sie zum Ende kommen«, erklärte Newman grinsend.
Der Konvoi setzte sich, wieder mit Butler an der Spitze, in Bewegung und beschleunigte. Newman mit Paula an seiner Seite kam mit seinem Mercedes als zweiter, und Marler folgte in einigem Abstand.
Sie fuhren einen weiteren kleinen Hügel hinauf und dann über eine wesentlich steilere Anhöhe hinweg. Oben auf der Bergkette angekommen, passierten sie die hohen, festverschlossenen schmiedeeisernen Tore, hinter denen die lange Auffahrt zu Mullion Towers lag. Diese Taktik diente dazu, den Gegner zu verwirren - indem sie mit hohem Tempo zunächst an dem Gebäude vorbeifuhren, gaukelten sie ihm vor, sie hätten ein ganz anderes Ziel. Nur Butler hatte kurz hinter dem Tor angehalten und seine Maschine in einer Hecke versteckt.
Aus seiner Satteltasche holte er die Handgranate, die Marler ihm vor ihrer Abreise aus dem Nansidwell Country Hotel gegeben hatte, und wartete einige Zeit ab. Vom Schutz der Hecke aus behielt er sowohl das Eingangstor als auch die Straße im Auge.
Ein paar Minuten später tauchte Marler auf. Er trug die Teleskopleiter, hatte sich das Armalite-Gewehr über die Schulter gehängt und rannte den Hügel hinab die Strecke zurück, die sie gekommen waren, wobei ihn die Granitmauer davor schützte, vom Haus aus entdeckt zu werden. Als er sich Butler näherte, hatte letzterer bereits den Draht inspiziert, der oberhalb der Mauer verlief. Newman und Paula kamen hinter Marler in Sicht. Alle trugen sie Schuhe mit weichen Sohlen und bewegten sich nahezu lautlos. Marler blieb ungefähr hundert Meter von Butler entfernt stehen und gab ein Zeichen, welches besagte, daß die Operation beginnen konnte. Irgendwo in der Nähe des Hauses ertönte Hundegeknurr.
Butler löste sich aus dem Schatten der Hecke und warf die Granate so zielsicher, daß sie genau am Fuß des Tores liegenblieb; und die Wucht der Detonation ließ die Flügel auffliegen. Die Wachposten würden annehmen, daß der Angriff von vorne, von der Auffahrt aus erfolgte.
»Können Sie den elektrischen Draht ausschalten?« zischte Marler zu Butler hinüber.
»Wie ich schon sagte - ein Kinderspiel. Los jetzt, bringen Sie die verflixte Leiter in Position. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Marler zog die Metalleiter zu voller Länge aus und lehnte sie an einer vorher berechneten, strategisch günstigen Stelle hinter dem Haus gegen die Mauer. Nachdem er vorsichtig hinaufgeklettert war, spähte er über den Draht. Zwei mit Gewehren bewaffnete Wachposten, von denen einer einen riesigen Dobermann an der Leine hielt, rannten, von großen Tontöpfen mit blühenden Sträuchern darin halb verborgen, am Haus vorbei. Sie liefen zur Vorderseite des Gebäudes. Dann hörte Marler einen mit lauter Stimme gebrüllten Befehl.
»Am vorderen Tor brauchen wir Verstärkung, da wollen die Bastarde eindringen! Behaltet beide Seiten im Auge!«
Marler lächelte in sich hinein: Der Plan funktionierte. Er kletterte wieder hinunter, und Butler, der eine lederne Werkzeugtasche bei sich trug, stieg hinauf. Marler hatte die Leiter exakt an der von ihm angegebenen Stelle plaziert.
Von einer Hauptelektrode aus, die ihn mit Strom versorgte, lief der Draht durch einen mit Gummi überzogenen Eisenring. Butler nahm eine Tube aus seiner Tasche und strich eine zähe, leimähnliche Masse über die ganze Elektrode und über Teile des Drahtes. Dann knipste er mit einem Seitenschneider den Draht auf beiden Seiten der Elektrode dort durch, wo er mit dem Leim bedeckt war. Nun stand er nicht mehr unter Strom, und die gesamte Alarmanlage des Hauses war gleichfalls außer Betrieb gesetzt. Butler stieg wieder hinunter, wo Marler mit Newman und Paula bereits auf ihn wartete.
»Alles klar …«
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Marler auch schon wieselflink die Leiter emporkletterte und erneut über die Mauer spähte. Kein Mensch war zu sehen. Rasch entrollte er das oben an der Leiter befestigte Seil mit den Knoten, das
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