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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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sagte Edi.
    »Okay«, meinte Elsa. »Du machst das schon. Mama und Papa werden das schon kapieren.«
    Edi nickte und strahlte. Dann riss er mit einer einzigen Bewegung allen Blumen, die er bisher gepflückt hatte, die Köpfe ab. Elsa seufzte. »Komm, wir gehen nach Hause.« Sie ging zügig voran, und Edi hüpfte ihr hinterher.

     
    »Wie schön, dass es dir besser geht«, sagte Regine beim Frühstück zu Sarah. »Wir hatten schon Angst, dass die Hochzeit ausfallen muss.«
    Sarah nickte. Sie hörte kaum zu und machte sich Sorgen um ihren Vater. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen glanzlos, und er war weiß wie die Wand.
    »Geht es dir nicht gut, Papa?«
    »Doch, doch, alles in Ordnung«, meinte Herbert kraftlos.
    »Was macht dein Herz?«
    »Es holpert ein bisschen. Nicht weiter schlimm.«
    »Er braucht morgens immer ein paar Stunden, bis er richtig in Schwung kommt.« Regine hatte jetzt überhaupt keine Lust, sich über Herberts Krankheiten zu unterhalten. »Aber noch mal zu dir, Sarah, was sind das für Kopfschmerzattacken? Kommen die häufiger? Hast du dich mal untersuchen lassen?«
    »Nein. Es war einfach nur alles ein bisschen viel in den letzten Tagen. Ich war total im Stress und bin jetzt irgendwie ziemlich fertig.«
    »Ach, Gott. Du musst ja wirklich sehr krank gewesen sein, wenn du uns nicht mal vom Flughafen abholst. Nach dreizehn Jahren!«
    »Ja. Ich war sehr krank.«
    »Das tut mir aber leid«, sagte Regine, während sie langsam ihren Cappuccino löffelte.
    »Das hört sich gar nicht so an, als ob es dir leid tut.«
    »Ach Gott, Kind, was soll das denn nun wieder?«
    Sarah war den Tränen nahe. Sie hatte sich das Frühstück mit ihren Eltern am Tag ihrer Hochzeit anders vorgestellt. »Was denkst du dir eigentlich? Du kommst hier an, einen
Tag vor der Hochzeit, wie Frau Gräfin auf den allerletzten Drücker, und wunderst dich, dass ich Kopfschmerzen habe.«
    »Die Frage nach deiner Gesundheit war eigentlich nett gemeint. Schließlich macht man sich ja Sorgen.«
    »Warum seid ihr nicht einfach ein paar Tage früher gekommen? Zeit habt ihr ja genug. Dann wäre manches einfacher gewesen. Für mich und für Teresa auch.«
    Ich hab es ja gewusst, dachte Regine. Sie schafft es immer, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.
    Sarah stand auf. »Ich muss mich jetzt fertig machen. Ich will mir auch noch die Haare waschen.«
    Sie ging aus dem Zimmer. Regine klebte an ihrem Sitz. Sie fragte Sarah nicht, ob sie sie begleiten und ihr helfen solle. Obwohl ihr Platz als Mutter der Braut unmittelbar vor der Hochzeit eigentlich bei ihrer Tochter gewesen wäre.
     
    Um fünfzehn Uhr sagte Sarah in der Kirche von Montefiera: »Ja, ich will«, während ihr Don Matteo in die Augen sah und Romano ihre Hand hielt. Sie lächelte Romano zu und dachte: Wenn ich wirklich jemals im Leben einen Menschen geliebt habe, dann dich, Romano Simonetti.
    Schöner konnte ein Hochzeitsfest nicht sein. Teresa hatte mit ihren Freundinnen ein phantastisches Buffet zustandegebracht, die Gäste waren zufrieden, Romano und Sarah hatten stundenlang damit zu tun, Glückwünsche entgegenzunehmen. Als die Band zu spielen anfing, wurde die Stimmung ausgelassener. Sarah und Romano tanzten den Eröffnungstanz. Danach legte Sarah ihren langen Schleier ab, jetzt fühlte sie sich freier und konnte sich besser bewegen.

    Plötzlich stand Edi vor ihr mit einer kopflosen Blume, grinste und sagte: »Hochzeit fein – muss so sein«. Sarah stand auf und drückte ihn fest an sich. »Mein Kleiner«, sagte sie zu dem Koloss, »danke, das ist so lieb von dir.« Dann küsste sie ihn.
    Edi wischte sich mit den Händen sofort beide Wangen ab, strahlte und meinte: »Bitte schön – gern geschehn«, und schaukelte davon. Zurück ins Haus, wo er die Korken der geöffneten Weinflaschen in der Badewanne schwimmen ließ.
     
    »Ich kann es nicht ertragen, dass du hier lebst«, sagte Herbert mit schleppender Stimme. »Ich kann es einfach nicht ertragen.« Obwohl er den ganzen Tag nur Wasser getrunken hatte, lallte er fast. »Hier ist das Ende der Welt, Sarah, ich kann regelrecht zusehen, wie du vor die Hunde gehst.«
    »Das sagst du mir, nachdem du vierundzwanzig Stunden hier bist und dann auch noch am Tag meiner Hochzeit?«
    »Ja. Wann soll ich es dir denn sonst sagen. Es gibt Dinge, die dulden keinen Aufschub.«
    Herbert und Sarah saßen ziemlich abseits am letzten Tisch vor der Wiese, die Musik drang zu ihnen herüber, aber nicht so penetrant laut wie in

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