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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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diesem Betrieb auf ihr Wort zu hören hat.
An der Fabrikation angelangt, ließ sie Meister Rodder zu sich vor die Tür bitten. Mit bemüht festem Schritt trat er aus dem Gebäude und baute sich mit seiner wuchtigen Gestalt dicht vor Lucia auf. Sie konterte, indem sie mit warnend zusammengezogenen Brauen zu ihm hoch funkelte, wissend, dass er diesem Blick noch nie hatte standhalten können - und prompt schreckten seine schwarzen Augen auch diesmal zur Seite. Das wäre geklärt, frohlockte sie und fragte ihn in einem Ton, der ihrem Blick entsprach: "Weshalb bist du der Versammlung ferngeblieben?"
Seine Augen blieben zur Seite gewandt, als er herausbrachte: "Keine Zeit."
"Das will ich kein zweites Mal erleben!", maßregelte sie ihn, und ehe er auch nur zu einer Kehrtwendung ansetzen konnte, schoss Lucia wie einen Pfeil die zweite Frage auf ihn ab: "Wie kommst du dazu, eigenmächtig neue Arbeitskräfte einzustellen?"
Unsicher erklärte er: "Das ist nötig geworden, es ist unumgänglich geworden."
"Dazu habe ich dich nicht befugt", wurde Lucia noch schärfer. "Und jetzt hör gut zu: Du wirst all diesen Leuten wieder absagen und sie für das irrtümliche Einstellungsversprechen aus eigener Tasche entschädigen. Nach den Zunftvorschriften hast du dafür jedem einzelnen einen vollen Mondeslohn zu entrichten, in diesem Punkt sind sich alle Zünfte einig."
"Das - nein, dafür hat der Betrieb aufzukommen."
"Der Betrieb?", empörte sich alles in Lucia. "Oh nein, für diesen Schaden hast alleine du aufzukommen!"
Obschon er einen ganzen Kopf größer und doppelt so massig war wie Lucia, stand er jetzt vor ihr wie ein kümmerlicher Bittsteller und versuchte klarzustellen: "Aber diese Neueinstellungen hab net ich veranlasst, das war der Schmalhover, er hat die Leut eingestellt, sieben neue Leut."
"Und du hast das genehmigt?"
"Ja, weil er gesagt hat, wir brauchen die Leut."
"Peinlich, Vater", versetzte sie ihm, während sie sich zum Gehen anschickte, "bei euch Beiden scheint der Vorgesetzte auf seinen Untergebenen zu hören."
Mit diesen wenigen Worten hatte sie bei ihm Oberwasser gewonnen, zumindest vorab.

    Am frühen Nachmittag folgte ihr nächster Schritt. Um auch Herrn Schmalhover und seinem unsympathischen Sekretär die Flügel zu stutzen, beorderte sie die beiden zusammen mit ihrem Sekretär, Herrn Hoyer, in den Besprechungsraum. Dort ließ sie die drei Männer erst eine Weile warten, ehe sie eintrat. Selbst als sie schließlich an dem langen Tisch bei ihnen saß, nahm sie sich Zeit, bis sie Herrn Schmalhover in ruhigem Ton ansprach: "Mein Vater hat mir vorhin mitgeteilt, Ihr hättet sieben neue Leute eingestellt. Äußert Euch bitte dazu."
"Ja, habe ich", antwortete er von oben herab, worauf Lucia ihn erinnerte:
"Obschon Ihr dazu nicht befugt seid."
Nun lehnte er sich nach hinten, zog süffisant die Brauen hoch und glaubte, Lucia belehren zu müssen: "Als stellvertretender Leiter des Werkes bin ich das sehr wohl."
"Und wen vertretet Ihr?"
"Euren Vater."
"Ahso", lächelte Lucia, "und wen, glaubt Ihr, vertritt mein Vater?"
"Ja mei, wenn Ihr das so seht - er vertritt wohl Euch."
Darauf trafen sich für einen Moment Lucias und Herrn Hoyers Blicke, in seinem lag ein ängstliches Fragezeichen und in ihrem ein Ankündigungszeichen, das sie sogleich aktivierte, indem sie Herrn Schmalhover wissen ließ: "Als Vertreter meines Vertreters seid Ihr noch untauglicher, als ich bislang vermutet habe. Sicher sind Euch nicht mal die neuesten Bilanzen des Werkes vertraut, wie?"
Auf diese Wende des Gesprächs war keiner der Männer gefasst gewesen, am wenigsten Herr Schmalhover, der Lucia jetzt verstört anblickte.
Dessen ungeachtet fuhr sie fort: "Denn hättet Ihr die Abrechnungen verfolgt, dann hättet Ihr Euren Vorgesetzten zu Maßnahmen anregen müssen, zu denen jetzt ich gezwungen bin. Und auf keinen Fall hättet Ihr für den neuen Jahresbeginn neue Arbeitskräfte eingestellt, denen Ihr jetzt wieder absagen müsst und zwar in Eurer Freizeit und verbunden mit der Entschädigung eines vollen Mondeslohns für jeden einzelnen aus Eurer eigenen Börse."
"Nein!", wehrte er sich lautstark dagegen.
Was Lucia überhörte. Sie erhob sich, bedeutete Herrn Hoyer, sie zu begleiten und suchte mit ihm ihr Kontor auf. Dort tat ihr Herr Hoyer sogleich seine Genugtuung kund: "Das war überfällig, Fräulein. Dieser beschränkte, anmaßende Streber mit seinem noch unfähigeren Sekretär!"
Sie ließ sich hinter ihrem Schreibtisch nieder, bat Herrn Hoyer, ihr

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