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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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vielleicht."
"Dich bedrückt doch etwas", merkte sie Lucia an, trat mit ihr in Lucias Atelier, um ungestört mit ihr zu sein und forderte sie auf: "Ich mag keine Geheimnisse, erzähl mir, was dich beschäftigt."
Darauf schilderte Lucia ihr in großen Zügen, wie es um den Betrieb stand, dass ein Teil der Löhne wie auch die Kosten für das Anwesen bereits aus den Rücklagen des Betriebes bestritten werden mussten und hier deshalb vorab kein Fest mehr veranstaltet werden sollte.
"Das ist doch selbstverständlich", war Madame Rodder sofort bereit und wollte erfahren, wie viele Rücklagen denn noch vorhanden seien.
"Wir könnten uns etwa ein Jahr damit über Wasser halten", klärte Lucia sie auf. "Aber ich will das vorher erreichen, ab Sommer, spätestens aber vom Herbst an soll das Werk wieder kostendeckend florieren."
"Ich unterstütze dich dabei, jedenfalls, was die Kosten des Anwesens betreffen. Durch vernünftiges Wirtschaften habe ich im letzten Jahr einiges zurücklegen können, genug, um den Julmond und den Hartung damit zu bestreiten. Würde das schon helfen?"
"Oui, Maman, wir brauchen jeden Schilling."
Sie lächelte Lucia lieb an, als sie ihr dann zuredete: "Optimismus hilft in jeder Situation, vergiss das gerade jetzt nicht."
"Ich werde mich bemühen."
Am Spätnachmittag, die meisten Gäste hatten sich bereits verabschiedet, fanden Mutter und Tochter abermals einen Moment Zeit füreinander. Madame Rodder schlug Lucia vor, doch den Bellwillforst zu verkaufen, der verschlinge alljährlich ein kleines Vermögen, ohne Nutzen zu erbringen. Dem stimmte Lucia nachdenklich zu, räumte aber ein, sie würde ihn nur an jemanden verkaufen, der ihn nicht wieder für Jagden missbrauche.
"Das wird schwierig", meinte Madame Rodder, "aber ich werde versuchen, solch einen Käufer zu finden. Außerdem, Lucia, könntest du einige unserer vielen Gästesuiten hier im Haus an nette Leute vermieten, zumindest die sechs noch freistehenden im ersten Stockwerk. Es ist doch lächerlich, dass solch ein riesiges Haus fast unbewohnt ist. Eine Person wüsste ich bereits, die sicher gerne hier einziehen würde, Vera von Zeno, die neue Verwalterin deiner Meraner Häuser."
"Sie würde hier einziehen?"
"Ich denke schon. Du musst wissen, dass sie kinderlos ist und sich mit ihrem Gatten nicht mehr versteht, er hat eine Geliebte, sie will sich trennen von ihm. Außerdem fühlt sie sich da draußen in dem abgelegenen Gutshaus einsam. Wenn du willst, biete ich ihr eine dieser Suiten an."
"Oui, tu das."
"Und du weißt, Lucia, dass sie nicht nur Kunstglaserin ist sondern auch Kunstmalerin. Vielleicht sitzt ihr beide dann öfter zusammen in deinem Atelier."
Eine verlockende Vorstellung für Lucia, die ihr die Aussicht auf ihre hiesige Zukunft etwas erhellte. "Du bist die einzige, Maman, die mich ungefragt und in selbständiger Weise unterstützt", drückte Lucia ihre Dankbarkeit aus. "Im Werk steht mir nicht mal ein brauchbarer Assistent zur Seite, jeder, aber auch jeder handelt nur auf Anweisung. Einzig mein Sekretär hat dieser Tage mal eine eigenständige Idee entwickelt und dann auch durchgeführt. Das war aber auch schon alles."
"Und dein Vater?"
"Er macht die ersten Anstalten, mich als Werksleiterin zu akzeptieren. Aber frag nicht, was mich das gekostet hat."
"Alle Achtung, Lucia!"
Für diese Erklärung über ihren Vater fand Lucia noch am gleichen Abend eine Bestätigung. Er passte sie im Korridor ab und erkundigte sich, ob es recht sei, dass seine Leute morgen wieder in gleicher Weise wie bisher die Arbeit aufnähmen.
Das war eine klare Frage, worauf sie ihm antwortete: "Um das zu entscheiden, führst du deine Leute am besten noch vor Arbeitsbeginn, gleich kurz nach sieben, in die Lagerhalle. Ich werde mit den Kontoristen ebenfalls dort sein, und dann werden wir gemeinsam an Ort und Stelle herausfinden, welche Produkte demnächst benötigt werden."
"M m m", lautete seine Antwort, ehe er sich zu den anderen in den Aufenthaltsraum begab.
Lucia war erleichtert, dass ihr durch dieses kurze Gespräch erspart bleibt, ihren Vater morgen Früh in der Fabrikation mühevoll zu bewegen, mit seinen Leuten die Lagerhalle aufzusuchen, wo ihm seine Überproduktion vorgeführt werden soll.

    Die Lageristen hatten ganze Arbeit geleistet, rechts und links des Tors stapelten alle unverkäuflichen Waren. Die größte Menge stellten die Eimer mit den Anstreichfarben und den Leimen dar, eine vier reihige Mauer, etwa schulterhoch und zehn Schritt lang. Davor waren

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