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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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verteidigt und Schmalhover kurzerhand rausgeworfen hatte, wusste sie jetzt. Doch diese Szene hatte ihr noch mehr verdeutlicht, sie hatte mitempfunden, wie gutgläubig, ja, beeinflussbar ihr Vater war. Schön, diesmal war er auf Schmalhovers Einflüsterungen nicht eingegangen, davor jedoch musste er ihnen häufig erlegen gewesen sein, jedenfalls solange er keine Unredlichkeiten darin entdeckt hatte. Lucia war dankbar, dass ihr die soeben erlebte Szene bestätigt hatte, wessen sie sich bislang nicht restlos sicher gewesen war - ihr Vater war ein bis ins Mark redlicher Mann, er log nie, stand stets zu seinem Wort, verlor jedoch die Beherrschung, wenn andere das nicht ebenso hielten. Diese Erkenntnis brachte sie einen guten Schritt voran, sie wusste jetzt noch besser, wie sie mit ihrem Vater umzugehen hat.
Zu Mittag saßen sie wieder an ihrer rechteckigen Familientafel. Lucia hatte am Kopfende den Platz der Hausherrin inne, worauf ihre Mutter bestanden hatte, rechts von Lucia saßen an der Längsseite ihre Eltern und ihnen gegenüber Justus und Madame de Lousin. Gerda bediente ihre neue Herrin, die in ihren Augen Meister Rodder von seinem Platz verdrängt hatte, sichtlich verärgert, worüber Madame Rodder und Lucia lächeln mussten, Meister Rodder dagegen bedachte Gerda dafür mit vorwurfsvollen Blicken. Bis noch vor zwei Stunden hätte Lucia diese Haltung ihres Vaters nicht verstanden, jetzt aber begriff sie - ihm, dem Gesetzestreuen, widerstrebte es, wenn jemand gegen vorgegebene Gebote verstieß. Nur deshalb konnte er sie inzwischen im Haus wie auch im Betrieb als Herrin akzeptieren, was er auch von allen anderen erwartete.
Nachdem Gerda den Raum verlassen hatte, sprach Meister Rodder seine Tochter an: "Ich dank dir für vorhin." Darüber war sie so erstaunt, dass sie nicht antworten konnte, weshalb er noch hinzufügte: "Du hast Größe bewiesen."
"Und ob", ereiferte sich Justus, "habe ich dir vorhin schon gesagt, Lucia, du warst flitzesteil wie eine Diana. Fanden auch alle Werksleute, und jeder hat Luftsprünge gemacht, dass du diesen Schmalhover abgepfeffert hast. Mei, hat der geflucht!"
Seine Ausdrucksweise belustigte zwar, doch Madame Rodder musste ihm Einhalt gebieten: "Nicht bei Tisch, Justus, wir reden nachher darüber, ja?"
"Kawi", nickte er, was hieß 'kaan Widerspruch.'
Während sich Lucia wieder ihrem Teller zuwandte, streifte ihr Blick ihren Vater, wobei sie entdeckte, dass auch er amüsiert schmunzelte.
    Zwar beorderte Lucia nun Schmalhovers Sekretär zurück auf seinen einstigen Posten, konnte sich jedoch nicht entschließen, Herrn Mircher, den Leiter der Personalabteilung, die Position ihres Stellvertreters anzubieten, sie will ihn noch auf seine Eignung beobachten. Das Barvermögen des Betriebes transferierte sie jetzt vom bisherigen Geldinstitut auf die ihr sympathischere Bank des Herrn Ernstein, wo Frau von Zeno auch die Mieteinnahmen von Lucias Mehrfamilienhäusern deponierte.
Frau von Zeno war siebenundzwanzig, lag also im Alter zwischen Madame Rodder und Lucia, und beide mochten sie gerne. Bei ihrem gestrigen Besuch im Bellwillhaus hatte sie sich auf Lucias Angebot im ersten Stockwerk freudig die Suite vier ausgewählt, die sie bereits in den nächsten Tagen beziehen wird.
Indessen wurden auf dem Werksgelände nacheinander die aussortierten Gefäße zur Müllgrube getragen. Wobei so manchem Farbhersteller und -laboranten das Herz blutete, ihre mit soviel Sorgfalt fabrizierten Produkte Gefäß für Gefäß in den Abfall kippen zu müssen. Vornehmlich Meister Rodder, der sich nicht scheute, sich eigenhändig an dieser Aktion zu beteiligen. Rechts und links Eimer oder Kannen in der Hand, konnte man ihn von der Lagerhalle zur Grube stapfen sehen, mit zwar kräftigem Schritt, doch hängendem Kopf, und er verlor bei niemandem ein Wort über diese für ihn so entwürdigende Tätigkeit.

    Gerade brütete Lucia wieder über die Kundenbetreuung in diesem Jubiläumsjahr, als Frau Leitner, die Empfangsdame, ihr einen Besucher meldete. Lucia folgte ihr in den Besucherraum und dort . . : "Herr von Lasbeck! Gott grüß Euch!"
"Grüß Gott, verehrtes Fräulein!"
Sie nahmen in den beigen Ledersesseln Platz, während Frau Leitner den Raum wieder verließ, um ihnen ein paar Gaumenfreuden zu besorgen. Nun erfuhr Lucia von Herrn von Lasbeck, gestern habe ihn Herr Schmalhover aufgesucht und ihm erzählt, er sei vergangene Woche grundlos entlassen worden. "Mehr habe ich mir von diesem doppelzüngigen Menschen nicht

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