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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Stunden durch die Stadt, wobei sie es genoss, kein Student mehr, sondern fertiger Künstler zu sein - schön, ein noch grüner Geselle, aber bereits das war ein herrliches Gefühl. Und am Ende holte sie bei ihrem Schneider die bereits vor Längerem in Auftrag gegebenen Kleidungsstücke ab, genau zum richtigen Zeitpunkt, denn sie hatte sich erstmalig farbige Kleidung anfertigen lassen.
Die legte sie dann in ihrer Wohnung an - goldgelbe Beinlinge, goldgelbes Kittelhemd, darüber schwarze Weste mit rotem Kragen und an die Füße rote Krempelstiefel. Fast eine komplette Künstlertracht, fehlte nur der Künstlerhut mit diesem kecken Pinselbündel, den auch sie nunmehr tragen durfte, doch den besaß sie noch nicht. Stattdessen lockerte sie am Ende ihre Frisur reichlich auf, um wenigstens mit einer angedeuteten Künstlermähne aufwarten zu können.

    "Oooouu, ist unser neuer Kollege eine Augenweide", wurde Lucia im Malatelier empfangen.
"Grazioso, bellissimo!"
"Und wie perfekt dieser Künstleranzug zu seinen Bernsteinaugen passt."
"Lukas, du siehst betörend aus."
"Grazie, Kollegen, aber jetzt ist's genug", gebot Lucia ihnen Einhalt, worauf der stets zuvorkommender Marco auf ihren neuen Malplatz mit zwei Staffeleien, großer Arbeitsplatte, zwei Hockern und einem dicken Asternstrauß deutete.
"Grazie mille!", freute sie sich.
Sie hatten ihr die schönste Ecke des Ateliers hergerichtet, vom Außeneingang her direkt rechts neben der Tür.
"Damit du zwei Wände für deine Gemälde hast, Lukas und sie unseren Besuchern sogleich ins Auge fallen", strich Salai unbedacht heraus, worauf alle erschreckt verstummten, Leonardo ihm in den Rücken stieß und Lucia ihr in den Hals drängendes Lachen über diese Situation in ein Hüsteln verwandelte.
Um die anderen wieder von ihrem Schreck zu befreien, betrat Lucia gleich darauf möglichst gelassen ihren neuen Arbeitsplatz, in dessen Ecke eine dritte Staffelei mit ihrem Pferdebild aufgestellt war, und wie sie darauf zuging, erklärte ihr Nicola rasch: "Nur damit es trocknet, Lukas, Ölgemälde brauchen doch Monde lang zum Trocknen."
"Si", fügte Bernardino vorsichtig hinzu, "und sofern es dir recht wäre, könnten wir auch weitere Gemälde von dir aus dem Labor holen und hier aufhängen, natürlich nur, wenn . ."
"Va bene", machte sie es ihm und damit auch allen anderen leicht, "es ist mir recht."
"Aber erst morgen", bestimmte Leonardo und bat dann alle auf die Terrasse zum Abendbrot, das er heute etwas hatte vorverlegen lassen, damit Salai anschließend noch ein wenig mitfeiern könne.
    Gina riss groß ihre blaugrauen Augen auf, als sie Lucia in ihrer aparten Künstlerkleidung und dem üppigen Lockenkopf sah. Erst als Salai ihr sagte: "Genauso haben wir den Lukas vorhin auch angestarrt", löste sie ihren Blick von ihr und lief rot an, worüber Leonardo schmunzeln musste.
Gina bot ihm noch mehrmals Anlass zum Schmunzeln, da sie sich heute öfter als sonst beim Nachservieren bei Lucia aufhielt und säuselte: "Reicht Euch der Käse, Don Lukas?", oder: "Das ist doch Euer Lieblingstee, nicht?"
In diesen Momenten hasste Lucia wieder ihre Lukasrolle. Doch Leonardo kam mir zu Hilfe, er hatte diesmal auffallend flink gegessen und erhob sich nun, um für nachher aus dem Keller des Palazzos Wein abzufüllen, und als in diesem Moment wieder Gina auf die Terrasse trat, maßregelte er sie: "Mir gefällt es nicht, dass du hier am Tisch jemanden bevorzugst. Mir beispielsweise hast du noch nie meinen Lieblingstee gekocht, bestimmt weißt du nicht mal, welcher das ist."
Darauf wurde sie roter als vorhin, zog sich zurück, und Leonardo wandte sich grinsend zum Gehen. Dann prusteten die Artisti und Garzoni, wonach Antonello feixte: "Vorläufig wird Lukas Ruhe vor ihr haben."
Das zeigte sich auch unmittelbar, Gina ließ sich nicht mehr blicken. Erst als alle fertig gespeist und sich einige Schritte von der Veranda entfernt hatten, räumte sie den Tisch ab, verlängerte ihn dann für die Gäste mit einem zweiten Tisch, stellte anschließend Weinbecher, Knabbereien und Windlichter darauf zurecht, und wenig später sahen die Feiernden sie nach Hause gehen.
Inzwischen waren die Künstler aus der Gießerei eingetroffen, Antonello und Ambrogio begaben sich zu Leonardo in den Weinkeller, um ihm behilflich zu sein, und die Übrigen verteilten sich auf die Stühle an dem jetzt überlangen Terrassentisch.
Sie mussten noch erstaunlich lange warten, ehe die Drei endlich mit gefüllten Weinkrügen zurückkehrten. Dann

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