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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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im Sonnmond zwölf geworden war. Trotz ihres Altersunterschieds hatten sich Lucia und Justus fabelhaft verstanden, sie hatten viel miteinander gespielt und allerlei Geheimnisse miteinander geteilt. Sie vermisste ihn sehr, doch Salai erleichterte ihr diesen Kummer.
Heute schenkte sie Salai eine Schachtel mit fünf verschiedenfarbigen Fettstiften, die sie in ihrer Wohnung aufbewahrt hatte. Der kleine Blondkopf juhuuute vor Freude, setzte sich an seinen Kindertisch und probierte die Stifte sogleich auf einem Stück Rauhpapier aus. Salais Gejubel hatte den Maestro angelockt, der nun von ihm wissen wollte: "Hat dir Lukas diese Stifte geschenkt?"
"Si, und kuck, keine schmierigen Finger mehr."
Der Maestro lächelte: "Wirst ja ordentlich verwöhnt hier."
Unterdessen hatten sich auch Bernardino, Giovanni, Carlo und der Gastmaler Marco neugierig hinzu gesellt und betrachteten Salais Geschenk. Der Maestro nahm einen Stift in die Finger und prüfte seine Härte, weshalb Lucia ihm erklärte: "Sie sind aus Wachs und Hartfett hergestellt, meine eigene Erfindung."
"Aus Wachs und Hartfett", wiederholte er nachdenklich und meinte dann: "Damit sollte man die Ölgemälde vorzeichnen, dieses Material würde sich weit besser mit den Ölfarben verbinden als die Kohle- oder Silberstiftuntermalungen."
Das konnte ihm Lucia nur bestätigen: "Sicher, genau das hat mich angeregt, solche Stifte zu entwickeln."
"Könntest du die auch hier in deinem Minilabor herstellen?"
"Leider nicht, Maestro, dafür brauchte ich weit mehr und auch größere Geräte."
"Dachte ich mir."
Plötzlich leuchteten Maestro Leonardos Augen auf, und er bat Lucia, ihn hinüber in sein Privatatelier zu begleiten. Dort gab er ihr dann preis: "Dieser Raum ist ohnehin zu groß, richtiger, zu langgezogen für meine Bedürfnisse. Ich will das hintere Drittel quer rüber abteilen, es weiß auskacheln lassen und mit deiner Hilfe eine richtige Farbfabrikation darin einrichten. Was sagst du dazu? - Und warum lachst du jetzt?"
"Weil, ach, weil Ihr Euch immer so mitreißend begeistern könnt."
Tatsächlich hatte sie über sein so häufig angewandtes ,Was sagst du dazu' lachen müssen. Nachdem er für kurz in Verlegenheit geraten war, bat er Lucia um ihre Meinung zu seiner Idee.
"Fänd ich großartig, Maestro. Wo aber sollen wir die Geräte herbekommen?"
Nun ereiferte er sich: "Die konstruiere ich selbst, mit deiner Unterstützung. Und anschließend lassen wir sie nach meinen Aufzeichnungen herstellen. Du wirst mir sagen, welche Geräte wir brauchen. Am besten, du zeichnest sie mir gleich mit genauer Beschreibung auf, hier in meinem Atelier, gleich jetzt. Papier und Stifte findest du genügend."
Lucia wollte einhaken, er jedoch verließ bereits den Raum, wobei er ihr versprach, er werde dafür sorgen, dass sie niemand störe.
Der Maestro setzte einfach voraus, Lucia kenne die mechanischen Funktionen dieser Geräte. Aber die kannte sie nicht, hatte sich nie dafür interessiert. Da saß sie nun, ein leeres Papier vor sich, einen Silberstift in der Hand und keine Ahnung, wie sie diese Aufgabe bewältigen soll. Umgehen hatte sie in ihrer Ausbildung mit allen Geräten zwar können, aber hatte mal eins versagt, dann hatte sie einen Mechaniker herbei holen müssen. Hätte sie mal bei diesen Reparaturen besser hingeschaut, wünschte sie sich jetzt.
Sie stutzte - hinschauen, das könne sie jetzt doch nachholen, wofür besaß sie denn ihre universelle Vorstellungsgabe, zum Anwenden doch! In dieser Situation kam sie ihr zupass.
Dazu setzte sie sich entspannt auf ihrem Hocker zurecht und führte sich die Meraner Fabrikation innerlich vor Augen, nacheinander alle Einrichtungsgegenstände. Danach hielt sie fest, welche Geräte hier vonnöten seien und notierte sie. Drei Geräte brachte sie nur zusammen. Damit hatte sie einen passablen Anfang. Gut so, und nun galt es, sich mit jedem Gerät einzeln auseinander zu setzen, um es aufzuzeichnen. Sie begann mit dem Zerstampfer, konzentrierte sich auf sein Innenleben, auf seine Beschaffenheit und Funktion. Es bedurfte einer Weile, ehe sie alles deutlich genug erkennen konnte. Dann zeichnete sie das Gerät mit genauer Beschreibung seiner Einzelteile auf das Papier, wobei sich ihre Hand wie von alleine bewegte.
Anschließend nahm sie sich das Mischgerät vor, konzentrierte sich abermals, und wieder hielt sie nach einiger Zeit das Gerät mit exakter Beschreibung auf einem Zeichenbogen fest. Auf diese Weise fuhr sie fort, indem sie jetzt begann, den Feinmörser

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