Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
seinen Bruder erzählt, und er vermutete, dass sie im Lauf der letzten Monate selbst auf einige der Dinge gekommen waren, die er ausgelassen hatte. Nicht alles, aber genug, um mit ihm zu fühlen. Kari wusste noch weniger, weil er ihr nicht so vertraute. Sie war machthungrig, und um ehrlich zu sein, ging sie ihm allmählich auf die Nerven. Ja, tolle Zeit zusammen und so weiter, aber sie war aufdringlich und neugierig. In ihrer Gegenwart musste er ständig auf der Hut sein.
    Gemeinsam mit seinen Freunden erreichte er sein Auto. Er zog sich die Jeans über den Lendenschurz und kramte sein graues »UW Seattle«-Sweatshirt unter den Büchern auf dem Rücksitz hervor. Seine Hände zitterten. Er lehnte sich an den Wagen, um kurz zu verschnaufen, dann fischte er den Autoschlüssel aus der Hosentasche, riss die Fahrertür auf und stieg ein.
    »Ich weiß nicht, ob du jetzt Auto fahren solltest«, warnte Kialish vorsichtig. »Du bist ziemlich fertig.«
    »Es geht schon.« Er schob den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor röhrte, und Kialish trat zurück, damit Jer die Tür schließen konnte.
    Mit dem nackten Fuß trat er das Gaspedal durch und raste mit quietschenden Reifen davon.
    Was geschieht hier?, dachte er zornig. Mein Vater versäumt die Lammas-Riten, und ich lande in einer Vision der Hölle.
    Er wollte Antworten. Dad sollte wirklich lieber ein paar für mich haben ...
    Michael kochte vor Wut. Er verbarg ihn vor seiner Geliebten, während er mit ihr telefonierte, doch sein Zorn war so gewaltig, dass er sie mit Freuden erwürgt hätte.
    »Natürlich sollte Holly in San Francisco wohnen bleiben, wenn sie das will.« Sein Tonfall hätte nicht beiläufiger sein können. Er nahm zwei Essstäbchen aus einer leeren Tüte, die einer der Jungs vom Chinesen mit nach Hause gebracht hatte, und zerbrach sie.
    Am anderen Ende der Leitung sagte Marie-Claire: »Sie wusste gar nichts von uns. Mein Bruder Danny hat ihr nie von uns erzählt.«
    Vielleicht wusste Daniel Cathers, dass Holly die Macht der Familie besitzt, dachte er und wurde noch zorniger. Und jetzt will das kleine Miststück in Kalifornien bleiben, bei einer Freundin der Familie.
    Das ist wirklich Pech... für die Freundin.
    In diesem Moment betrat Jeraud türenknallend das Haus. Michael warf ihm einen fragenden Blick zu und hob den Zeigefinger, um Jer zu bitten, er möge sich noch einen Moment gedulden. Sein Sohn verschränkte die Arme und funkelte ihn an.
    »Ich werde also vorerst hierbleiben«, fuhr Marie-Claire fort. »Zur Beerdigung. Es steht sogar etwas darüber in der Lokalzeitung«, fügte sie geistesabwesend hinzu. »Die Geschichte hat hier Schlagzeilen gemacht.«
    »Und du wohnst jetzt auch bei dieser Barbara Davis ...« Er verstummte und beobachtete, wie Jers Zorn wuchs.
    »Chin«, half sie nach. »Barbara Davis-Chin. Sie hat ein bezauberndes Haus. Mit einem Gästezimmer. Holly schläft dort, und ich kann im Wohnzimmer übernachten. Niemand will in Tinas Zimmer sein. Das ist ihre Tochter.«
    »Gib mir die Adresse«, befahl er energisch, besann sich aber sofort und sagte mit süßlicher Stimme: »Damit ich dich erreichen kann.« Dann hatte er einen Geistesblitz. »Und um Blumen zu schicken«, fügte er hinzu.
    »Ach, Michael, das ist so lieb von dir.« Sie war offenbar sehr gerührt. »Ich wünsche mir, du könntest hier sein.«
    »Ich auch.« Er zögerte kurz. »Ich muss Schluss machen.«
    »Jemand ist bei dir«, riet sie. »Rufst du mich später an? Vor dem Schlafengehen?«, fügte sie mit rauchiger Stimme hinzu.
    »Ja. Adieu.« Sie liebte es, wenn er Französisch mit ihr sprach.
    »Adieu.« Für sie war die Situation ganz großes Drama, und sie genoss ihre Rolle darin. Das Leben als Hausfrau in Seattle, ganz egal, wie wohlhabend man war, konnte manchmal sehr langweilig sein.
    Michael legte auf. »Was gibt's?«, fragte er Jer.
    »Du hast behauptet, du wüsstest nicht viel über unsere Familiengeschichte. Ich glaube, du weißt mehr, als du mir erzählt hast.«
    Michael musterte ihn abschätzend. »Du überraschst mich. Ich hatte nie den Eindruck, dass du dich sonderlich für unseren Stammbaum interessierst. Hast du etwas Interessantes im Internet gefunden?«
    »Wir waren Folterer«, sagte Jer. »Wir haben Hunderte von Menschen ermordet.« Er blieb stehen, wo er war, und ballte rhythmisch die Hände zu Fäusten.
    Wir haben Tausende getötet, mein Junge, dachte Michael, aber laut sagte er: »Das bezweifle ich sehr. Wer hat dir das erzählt? Dieses Mädchen, mit

Weitere Kostenlose Bücher