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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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daraus hervor, und glühende Schichten und Strahlen kullerten darin im Kreis herum wie Glasstückchen in einem Kaleidoskop.
    Die Form wurde deutlicher, und Jer konnte nun einen Kopf, Schultern und Gliedmaßen erkennen. Es war eine menschliche Gestalt.
    Das Oval wackelte und begann sich zu schließen, und die Gestalt neigte scheinbar verblüfft den Kopf zur Seite. Sie betrachtete den schrumpfenden Umfang des ovalen Feldes und sah dann Jer direkt ins Gesicht. Die Züge waren verschwommen. Jer fühlte ihren Blick eher, als dass er die Augen sah.
    Was Jer als Nächstes tat, das wusste er, geschah nicht aus eigenem Antrieb. Er kroch auf Händen und Knien zum Fußende seines Bettes und streckte die linke Hand aus. Sein Mund öffnete sich, und er sprach Laute aus, die er noch nie zuvor gehört hatte.
    In dem Oval knisterte scharlachrote und grüne Energie, dann schoss sie hervor und berührte seine Finger.
    Jer wurde rücklings über das Bett geschleudert und krachte mit dem ohnehin schon schmerzenden Kopf gegen das obere Ende des Bettes. Es fühlte sich an, als würde ihm der Schädel mit einem Hammer eingeschlagen, und einen Moment lang blieb er ausgestreckt liegen und konnte sich nicht rühren. Schließlich setzte er sich ächzend auf. Ihm war schwindlig und schlecht vor Schmerzen.
    Wieder schossen diese Strahlen hervor. Diesmal war der Stoß so stark, dass er Jer vom Bett warf, und dann breitete sich die Energie über ihn wie eine schimmernde Decke, die ihn am Boden festhielt. Sie pulsierte zischelnd über ihn hinweg, von Kopf bis Fuß, und sandte ein brennendes Zittern durch seinen Körper. Er kniff fest die Augen zu und wappnete sich für neue Schmerzen, doch diesmal kamen keine. Etwas Neues geschah; es war beinahe, als versuchte etwas, einen Weg in ihn hineinzufinden, es tastete und stocherte an seiner Haut herum, suchte nach einer Öffnung... oder einer Schwäche.
    Er sprach magische Worte, sehr stark, sehr mächtig, um diese Erscheinung oder energetische Ladung - oder was immer das sein mochte - zu töten oder zumindest unschädlich zu machen. Obwohl das tastende Gefühl nachließ, verschwand es nicht gänzlich. Er versuchte es mit einem anderen Zauber. Nichts geschah.
    Zum Teufel, dachte er und öffnete die Augen.
    Am Fußende seines Bettes, tief in dem Oval, wand sich eine menschliche Gestalt vor Qual. Sie war vollständig in Flammen eingehüllt. Sie fiel auf die Knie, schlug mit den Armen um sich und versuchte, die Flammen an sich zu löschen. Jer beobachtete voller Entsetzen, wie sie sich zuckend hin und her wälzte, den Kopf in den Nacken warf und den Mund zu einem Schrei öffnete, den Jer nicht hören konnte.
    Das Oval zog sich zusammen, und als Jer die Hand danach ausstreckte, glitt die Energie von seinem Körper wie ein Netz, das wieder eingezogen wurde. Sie verschwand in dem stecknadelkopfgroßen Punkt, der von der Gestalt übrig geblieben war. Jer krabbelte hastig darauf zu, doch im nächsten Moment war auch der Punkt erloschen. Jede Spur der Erscheinung verschwand.
    Die charakteristischen Laute knisternder, lodernder Flammen hallten durch seinen Kopf, und dann hörte er eine ferne Männerstimme, schwach, aber voller Hass:
    Vergiss nicht. Sie hat mir das angetan. Du darfst der Hexe nicht vertrauen. Hab kein Erbarmen mit ihr, denn sonst geschieht das Gleiche mit dir.
    Dann erfüllte lautes, klagendes Heulen Jers Geist. Er krümmte sich vor Schmerz zusammen und legte schützend die Arme über seinen dröhnenden Kopf.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er so dagelegen hatte. Als er wieder zu sich kam, war es früh am Morgen, sein Kopf tat nicht mehr weh, und sein Vater war nach San Francisco abgereist.

 
Teil zwei
    Samhain
    Der Schleier wird gelüftet
    SAMHAIN
    »Wenn der Tod die Welt durchstreift, sammeln sich Hexen zum bunten Treiben. Denn von allen Wesen brauchen sie allein sich nicht zu fürchten.«
    »Und ich sah, dass in jenem Jahrhundert eine große Finsternis sich verbreitete über das Land. Es war dies eine Dunkelheit, welche aus Leid und Rache sich gebar, die schon Jahrhunderte zuvor in die Welt gekommen waren. Ich sah die Macht zweier Familien und die Zerstörung, die sie brachten. Es war, als seien die Dämonen der Hölle heraufbeschworen, um auf Erden zu wandeln, und Unheil aller Arten ward in die Welt gesetzt, so dass gute Menschen zitterten in ihren Häusern.
    Gregor der Weise, 1152

Vier
    Schneemond
    Der finstere Plan ist schon fast geglückt
    Wir danken Euch, Gott der Sonne
    Die Deveraux

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