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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Tante herumschnüffeln durfte.
    »Was machst du da?«, fragte ihre Tante freundlich. Dann neigte sie den Kopf zur Seite und betrachtete das Foto. »Da war er in der elften Klasse. Und ich in der neunten.« Sie klang sehr traurig. Dann begann sie zu weinen. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er nicht mehr da ist.« Kaum hörbar fügte sie hinzu: »Und dass er sich nicht von mir verabschieden konnte.«
    »Du ... du hattest schon... ziemlich lange nichts mehr von ihm gehört«, sagte Holly erstickt.
    Ihre Tante ging in die Hocke, musterte einen Sportpokal
    Little League - und stellte ihn ehrfurchtsvoll auf den Boden.
    »Nein. Ich weiß auch nicht, was passiert ist. Er hat sich fürchterlich mit unserer Mutter gestritten. Ich weiß nicht, worüber. Dann ist er weggegangen. Er hat sich nie wieder bei uns gemeldet.« Sie holte tief Luft und griff nach einem anderen Foto. Es zeigte Hollys Vater ganz in Schwarz - Jeans, Pulli, Jacke - mit verschränkten Armen vor einem Swimmingpool. »An diesen Tag erinnere ich mich«, flüsterte sie. »Das war der Tag, an dem sie sich gestritten haben. Der Tag, an dem er gegangen ist. Mein großer Bruder...«
    Sie begann wieder zu weinen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und gab Holly das Bild. »Das gehört jetzt alles dir, Schätzchen.«
    »Nein, ich...«, protestierte Holly, dann machte sie den Mund zu. Ihre Tante hatte recht. Die Sachen sollten ihr gehören.
    Ein paar Augenblicke vergingen. Dann spielte ihre Tante an den Ringen an ihren Händen herum und sagte: »Gewisse... manche Dinge sind kompliziert.« Sie errötete und wich Hollys Blick aus.
    Sie spricht von ihrer Affäre, dachte Holly erschrocken. Darüber will ich auf keinen Fall reden.
    Als Holly nichts darauf sagte, erklärte Marie-Claire: »Also, ich habe dich gesucht, weil ich dir sagen wollte, dass die Mädchen heute Abend mit dir ausgehen wollen.«
    Nun war es Holly, die tief durchatmen musste. Neue Leute. Eine neue Stadt. Ich gehe nach San Francisco zurück, wenn die Ferien vorbei sind... Ich bleibe nicht hier.
    »Ich würde lieber zu Hause bleiben«, sagte Holly. »Ich bin... noch nicht so weit.«
    »Sie wollen dich mitnehmen. Sie bestehen darauf«, entgegnete Marie-Claire und lächelte herzlich.
    Doch beim Abendessen war es nur Amanda, die darauf bestand. Nicole hatte »was vor«, wozu sie das Auto ihrer Mutter brauchte, und sie versprach ihren Eltern, später zu Holly und Amanda zu stoßen.
    Onkel Richard fuhr Amanda und Holly zu einem Laden namens The Half Caff, einem flippig aussehenden Café in einer flippigen Gegend an der Hill Street. Er küsste Amanda zum Abschied auf die Wange, wünschte Holly sehr freundlich viel Spaß und sorgte dafür, dass die Mädchen reichlich Geld hatten.
    Leise, als würde er das lieber nicht sagen, fügte er hinzu: »Falls es irgendein Problem mit... der Heimfahrt gibt... ruft mich an.«
    Mit unserer Heimfahrt - mit Nicole, übersetzte Holly. Sie war ein wenig bestürzt über den Blick, den Vater und Tochter wechselten, ein sanftes, beruhigendes Lächeln, mit dem sie einander eingestanden, dass es schon früher Probleme gegeben hatte und die Möglichkeit bestand, dass es auch heute welche geben würde.
    Sie sind die beiden Außenseiter, dachte Holly, die Amandas Beschreibung der Familiensituation bestätigt sah. Nicole kommt mit ihrer Zickenrolle durch und Marie-Claire... mit einer Affäre. Und beiden ist es egal, wenn sie damit andere verletzen.
    »Okay, los geht's«, sagte Amanda. »Setz dein fröhlichstes Gesicht auf.«
    Holly schluckte. »Sehe ich halbwegs okay aus?«
    Sie waren beinahe gleich gekleidet, T-Shirt und Jeans, nichts Schickes, obwohl Amanda einen breiten Choker mit Granaten und ein passendes, sehr filigranes Armband trug. Holly hatte das alte Silberarmband ihres Vaters angelegt, auf dem sein Name eingraviert war, dazu einen silbernen Ring am Daumen und silberne Creolen, außerdem eine Fußspange mit kleinen Glöckchen, die Tina ihr einmal zu Weihnachten geschenkt hatte.
    Das Café war groß, verglichen mit den Cafés in San Francisco, und wurde von einem riesigen Balkon im ersten Stock dominiert, der über den offenen Raum hinausragte. Er war mit einem Fries verziert, das griechische Krieger mit Speeren zeigte, und erinnerte Holly an die Figuren auf dem Palace of Fine Arts in San Francisco. Sämtliche Tische bestanden aus unterschiedlich hohen und dicken steinernen Säulen mit gläsernen Platten. Überall standen steinerne Statuen - Büsten von

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