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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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strengen, schmallippigen Männern, eine Madonna mit traurigen Augen und haufenweise Engel. Efeuranken hingen an den Wänden herab, die bemalt waren und eine weite Landschaft bei Sonnenuntergang zeigten. Der Gesamteindruck war eine Mischung aus griechischer Ruine und viktorianischem Friedhof.
    »Das ist ja toll«, schwärmte Holly.
    Amanda freute sich sichtlich und sagte: »Klasse, ein freier Tisch.« Sie deutete auf einen Tisch für zwei in der Nähe der dampfenden Espressomaschine. Offenbar ganz in ihrem Element, ging sie voran.
    Holly ließ den Blick über all die fremden Gesichter schweifen. Da waren die üblichen Goths, aber auch viele andere Gruppen. Das Café bebte vor fröhlichem Lärm, denn der Krach hallte von all den glatten Oberflächen wider - der Boden war aus Zement, aber so bemalt, dass er wie schwarz-weißer Marmor wirkte. Es herrschte eine Atmosphäre wie bei einer Schulparty, nicht die pseudointellektuelle, von Studenten geprägte Ruhe, die sie von den Cafés zu Hause kannte.
    Die beiden Cousinen ließen sich am Tisch nieder, und Holly griff nach der handgeschriebenen Speisekarte. Sie sah sich die Auswahl an Kaffee an und begann dann die ausführlichen Beschreibungen der verschiedenen Chai-Sorten zu lesen.
    »Hey, hallo, Mani-chan«, sagte ein Typ, der einen Stuhl durch den Irrgarten aus Menschen und Tischen zog. »Wurde aber auch Zeit, dass du endlich auftauchst.«
    Er war mittelgroß, hatte einen warmen, braunen Teint, halbmondförmige Augen und gebleichtes, hellblond gefärbtes Haar. Es stand ihm, wie auch der Ohrring und das Tattoo eines chinesischen Schriftzeichens auf dem Unterarm.
    »Tommy«, sagte Amanda herzlich. Zum ersten Mal sah Holly ihre Grübchen, als Amanda sie anlächelte. »Das ist mein bester Freund auf der ganzen Welt, Tommy Nagai.« Sie wies auf Holly. »Meine Cousine.«
    »Scharf«, sagte er bewundernd.
    »Lass sie in Ruhe«, befahl Amanda. »Das Gesetz der Sommerferien gilt nicht mehr lange, und jetzt hat sie die Chance, ein paar Punkte auf der Beliebtheitsskala zu ergattern. In ein paar Wochen... herrscht wieder die korrekte Hierarchie, und dann gehört sie sowieso automatisch zu uns.« An Holly gewandt, erklärte sie: »Es ist mir ein Rätsel. Er ist der totale Nerd mit sonderbaren Hobbys und Interessen und trotzdem nicht total geächtet.«
    »So ist es«, sagte er mit einer halben Verbeugung. »Ich bin extrem sonderbar und werde trotzdem von den >coolen<« - er zeichnete Gänsefüßchen in die Luft - »Leuten toleriert. Ich vermute, es liegt daran, dass ich ihnen die gebührende Ehrerbietung erweise und niemals meinen Stand und Rang vergesse.«
    »Und deine Seriennummer«, warf Amanda grinsend ein. »Wenn du also auf jemanden in den gehobeneren Kreisen abzielst«, sagte sie zu Holly, »solltest du nicht allzu viel mit Tommy gesehen werden. Das entscheidende Wort war nämlich >toleriert<.«
    »Und was ist mit dir? «, entgegnete Tommy, machte es sich auf seinem Stuhl bequem und zog Holly spielerisch die Speisekarte aus den Händen. »Sie wohnt bei dir zu Hause. Herrgott noch mal. Das nenne ich gesellschaftliches Harakiri. Heute Abend will ich einen Chai Latte.«
    »Dafür kann sie doch nichts«, erwiderte Amanda vernünftig. »Außerdem habe ich den Nicole-Bonus.« Ihr Lächeln war ein wenig bitter, als sie Holly erklärte: »Meine Mom erlaubt Nicole nicht, auf Partys zu gehen, zu denen ich nicht eingeladen bin. Also« - sie wedelte wegwerfend mit der Hand - »ist meine Beliebtheit erkauft, während sich Tommy seinen sozialen Status rechtschaffen verdient.«
    »Außerdem mögen wir beide Anime«, fügte Tommy hinzu.
    Holly war fasziniert von Amandas Auftreten, das plötzlich so ganz anders war, von ihrer Sprechweise bis hin zu ihrer Haltung, und sie erkannte, dass ihre Cousine sich in Tommy Nagais Gegenwart selbstsicher und wohl fühlte. Sie empfindet ihn nicht als bedrohlich, weil sie ihn nicht als Jungen sieht, der ihr fester Freund sein könnte, dachte sie. Aber ironischerweise würden sie ein tolles Paar abgeben.
    »Lassen wir das«, sagte Tommy freundlich. »Deine Cousine soll sich ihre eigene Meinung bilden. Vielleicht gefällt ihr ja, was sie sieht.« Er grinste Holly mit weißen Zähnen an und klimperte mit den Wimpern, doch sie sah ganz deutlich, dass er Amanda sehr mochte - mehr, als die »bester Freund«-Rolle hergab, die Amanda ihm zugewiesen hatte. Und dafür schloss Holly ihn sofort ins Herz.
    »Äh, ich werde die Schule in San Francisco fertig machen«,

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