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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Mitglieder seines Clans - des Raven Clans - eigenhändig gebaut hatten. Das kleine, aber saubere Haus mit nur zwei Zimmern wurde mit einem gusseisernen Holzofen beheizt. Dan schlief auf einem Federbett auf einer kleinen Galerie über dem Wohnzimmer, und das Haus hatte hinten einen kleinen Anbau mit einem Badezuber aus Redwood und eine selbst gebaute, kastenförmige Schwitzhütte aus Zedernholz, die Jer an eine kleine Sauna erinnerte.
    Als die drei Jungen dort ankamen, überreichte Jer Dan einen fetten Lachs, den er selbst gefangen und ausgenommen hatte. Sie tauschten den rituellen Segen aus: Mögen gute Geister alles durchdringen, was du sagst und tust und bist.
    Wicca würden sagen: Blessed be, sei gesegnet.
    Hexer würden sagen: Der Gott bringe dir den Sieg.
    Jer war Dans Schüler, seit er dreizehn geworden war - da hatte Dan ihn für alt genug erklärt, die »Reise des Raben« anzutreten, wie er das nannte. Er erklärte Jer, dass sein eigenes Totemtier, das der Deveraux, nicht der Rabe sei, sondern der Bussard, und dass dieser Vogel in der Geschichte von Jers Familie große Bedeutung hatte.
    »Du bist eine alte Seele«, hatte Dan ihm außerdem gesagt. »Und deine Seele hat eine Aufgabe zu vollenden, in dieser Welt und der nächsten.«
    Jer hatte angestrengt nach dieser Seele gelauscht, im Lauf vieler Jahre aber kein Wort von ihr gehört. Jetzt, mit zwei Visionen, dem Namen Isabeau und der Gewissheit, dass sein Vater jemanden - eine Frau - in Seattle töten wollte war er der Meinung, dass seine Seele endlich zu ihm sprach.
    Nachdem Dan den Lachs weggeräumt hatte, zeichnete er mit schwarzer Körpermalfarbe sich, Jer und den beiden anderen Jungen Symbole auf Brust und Stirn. Kialish und Dan trugen Raben. Eddies Totem war der Lachs. Jers Brust zierte ein schwarzer Bussard.
    Dann zogen sie sich bis auf einen Lendenschurz aus und betraten die Schwitzhütte, in die höchstens fünf Leute hineinpassten. Dan hatte bereits ein Feuer in einem rechteckigen Feuerkorb aus Metall entzündet, der in den Holzboden eingelassen war. Erlenholzrauch stieg zur hölzernen Decke des kleinen, würfelförmigen Raums empor.
    Nachdem Dan den rituellen Rauch eingesogen hatte, reichte er Jer eine Friedenspfeife mit stark riechenden Kräutern, die ihm helfen würden, bei seiner Seelenreise schneller und tiefer vorzudringen.
    Jer zögerte und sah die anderen an. Nur er würde eine Reise machen, die anderen waren da, um sie zu begleiten und zu bezeugen.
    Wie immer waren seine Freunde für ihn da.
    Kialish streckte die Hand aus, und Jer schüttelte sie. Dann tat Eddie das Gleiche und lehnte sich wieder an Kialish. Dan legte Jer beide Hände auf die Schultern.
    »Du bist dir in dieser Sache nicht sicher«, sagte er zu Jer, »nicht wahr, mein Schüler?«
    Jer schüttelte den Kopf. Eddie und Kialish schürten das Feuer, damit mehr Rauch entstand. Nach ein, zwei Minuten rann ihnen der Schweiß über Stirn und Rücken. Auch Jer schwitzte. Kleine Rinnsale liefen über seine Brust und verschmierten den großen Bussard mit seinen Klauen und dem scharfen Schnabel, den Dan aufgemalt hatte.
    »Ich muss wissen, was mein Vater und Eli tun«, gestand er, »aber ich will es nicht wissen.«
    Dan nickte. »Du würdest dich lieber heraushalten, passiv und unwissend bleiben.«
    Obwohl Dan in neutralem Tonfall sprach, fühlte sich jedes Wort an wie eine Beurteilung, bei der Jer durchfiel.
    Ja, wollte er sagen. Ich will kein Hexer sein. Ich will keine solchen Kräfte besitzen.
    Aber die Wahrheit ist, dass ich sie nun einmal habe. Und ich kann nicht so tun, als ob nichts geschähe.
    »Ich muss es wissen«, sagte er zu Dan. Er wandte sich an Eddie und Kialish. »Helft mir, meine Brüder.«
    Wie immer bedeuteten ihm die beiden, dass sie dazu bereit waren, indem sie einfach die Daumen reckten - ein moderner Anachronismus in der rituellen, altmodischen Welt von Dans Schwitzhütte.
    Ich verstehe nicht, warum sie mich so mögen, dachte er ehrlich. Dan hatte viel über seine starke Ausstrahlung, Bestimmtheit und die Wirkung seiner großen Macht gesprochen, aber Jer wusste, dass es nicht daran lag, wenn Kialish und Eddie sich auch in ihrem Alltagsleben danach richteten, wie er die Weichen stellte. Aus irgendeinem Grund fühlten sie sich zu ihm hingezogen und sahen in ihm die Qualitäten, die sie an einem Freund wahrhaft schätzten.
    Er sog den Pfeifenrauch ein.
    Sofort traf ihn die Wirkung der Kräuter. Er schwindelte, kreiselte, schoss hoch in den Himmel hinauf, kreiste und

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