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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Jer die Ohren volljammern.
    Keine von ihnen hatte ihn seit jenem Abend im Half Caff wiedergesehen. Nicole ging ständig mit Eli aus und erzählte auch, dass sie Jer öfter sah, aber Jer hatte nichts über die seltsame Begegnung mit Holly gesagt, jedenfalls erwähnte Nicole nichts dergleichen. Amanda erklärte Holly, dass es Zeitverschwendung sei, ihre Schwester nach Elis Bruder zu fragen. Nicole verteidigte trotzig ihre heimliche Beziehung zu Eli, und Fragen über die Deveraux-Männer stießen bei ihr bestenfalls auf taube Ohren.
    Aber Holly konnte nicht aufhören, daran zu denken. So viel war ihr schon geschehen, worin die Deveraux-Männer verwickelt gewesen waren, direkt oder indirekt. Also wagte sie am Abend vor dem Schulanfang zu fragen: »War Jer auch da?«
    Nicole schnaubte. »Habt ihr beiden die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben? Er hat eine Freundin, wisst ihr? Eine Doktorandin.«
    Amanda zog die Augenbrauen hoch und rümpfte die Nase wie über einen üblen Geruch. »Es überrascht mich, dass Eli nicht in Flammen aufgeht, wenn er durch das Tor zur Highschool tritt. Er hat die Schule so gehasst.«
    Nicole ließ den Kopf kreisen, eine der vielen »Schauspielübungen«, die sie ständig im ganzen Haus trainierte. Sie würde dieses Jahr einen ganz besonderen Schauspielkurs besuchen und sprach von nichts anderem mehr. Holly wusste mehr über Nicoles Stundenplan als über ihren eigenen.
    »Er hat den GED bestanden.«
    »Ja, nachträglich, weil er die Highschool nicht geschafft hat. Jer hat den Highschool- Abschluss«, erzählte Amanda Holly. »Er war sogar in der Honor Society.«
    Nicole verdrehte die Augen.
    »Was ist mit dem College?«, fragte Holly sie. »Studiert Eli?«
    »Er braucht kein College. Er liest viel.« Nicole gähnte. »Du weißt wahrscheinlich nicht, dass die Deveraux richtig reich sind.« Sie bewegte die Schultern. »Richtig, richtig reich.«
    »Oh.« Das hatte Holly nicht gewusst.
    »Dank ihrer Mom«, sagte Amanda. »Ihrer Mutter, die verschwunden ist.«
    »O Gott, Amanda, fang nicht wieder damit an«, fauchte Nicole. Mit einer wegwerfenden Geste sagte sie zu Holly: »Es gab sogar eine offizielle Untersuchung. Sasha Deveraux hat ihren Mann verlassen, als Eli fünf Jahre alt war. Das war ein Riesenskandal hier in der Stadt, als wir noch klein waren.«
    »Sie hat nie wieder Kontakt zu ihren eigenen Kindern aufgenommen«, fügte Amanda hinzu. »Sie ist einfach verschwunden.«
    Armer Jer, dachte Holly und stellte sich vor, wie es gewesen sein musste, mit drei Jahren verlassen zu werden. Ihre Eltern mit siebzehn zu verlieren, war schlimm genug. Und kein Wunder, dass sein Bruder so wild ist, wenn man sich den Vater anschaut. Wahrscheinlich hatte sie es satt, dass Michael sie ständig betrogen hat...
    »Das ist totaler Quatsch«, beharrte Nicole. »Sie ruft oft bei ihnen an. Das hat Eli mir erzählt.«
    Amanda schüttelte den Kopf, schwieg aber. Ein unangenehmes Schweigen entstand, die Anspannung wuchs, und beide Schwestern sahen Holly an. Sie hatte keine Ahnung, was sie von ihr erwarteten, aber sie hatte schon vor einer Weile erkannt, dass die beiden sie in die Mitte ihrer schwesterlichen Rivalität gestellt hatten. Sie hatte außerdem erkannt, dass sie diese Rolle auch zu Hause gespielt hatte, für ihre Eltern. Hatte ihre Ehe zu bröckeln begonnen, als Holly älter geworden war und weniger Zeit mit ihnen verbracht hatte? Was wäre passiert, wenn sie überlebt hätten, bis Holly weggezogen wäre, um zu studieren?
    »Ihr Loser«, sagte Nicole gehässig. »Denkt nicht mal daran, euch morgen in der Schule an mich dranzuhängen.«
    Nachdem sie davonstolziert war, kam keine Unterhaltung mehr zustande, und Holly trollte sich den Flur entlang ins Gästezimmer.
    Sie lag stundenlang auf dem Bett und weinte in ihr Kissen. So hatte das nicht laufen sollen. Frische Trauer brach durch die Nervosität vor dem ersten Schultag, als wäre eine Wunde wieder aufgerissen: Meine Eltern sind tot. Barbara ist immer noch todkrank, und ich bin hier. Ich sollte nicht hier sein. Tina und ich wollten doch zusammen das beste Abschlussjahr erleben, das es je gegeben hat...
    Es regnete in dieser Nacht. Es regnete beinahe jede Nacht.
    Es regnet ständig in Seattle. Wie halten die Leute das aus?
    Das neue Schuljahr begann, erst am College, dann an den Highschools... und Jer, Eddie und Kialish begannen ihr zweites Studienjahr. Kari saß immer noch an ihrer Doktorarbeit, also würde sie auch an der Uni sein.
    Alles in Jers Welt

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