Hexenkuss
stieß kreischend herab -
Ich bin Fantasme, dachte er. Ich bin der Bussard.
Als er durch das bogenförmige Fenster des Schlosses flog, sah er drinnen einen Mann auf und ab gehen. Er hatte Fantasme den Rücken zugewandt und trug eine lange scharlachrote Robe, mit grünen Monden und Sternen bestickt, dazu einen spitzen Hut. Und er rang die Hände.
»Ich kann es nicht«, murmelte er. »Ich kann sie nicht töten. Ich habe ihr keinen Sohn eingepflanzt, doch das ist das Werk der Cahors. Ich kann ihre Zauber übertrumpfen. Wenn es mir gelingt, sie zu schwängern, wird meine Familie sie nicht anrühren.«
Und dann ging die Tür auf, und ein älterer Mann stand da und starrte ihn finster an.
»Du weißt, dass es getan werden muss«, sagte er streng. »Sie werden nicht zulassen, dass sie dir ein Kind gebiert, bis du ihnen das Geheimnis des Schwarzen Feuers verraten hast. Und das wirst du - werden wir - niemals tun. Dieses Geheimnis gehört den Deveraux.«
Der jüngere Mann... Jean, sein Name ist Jean ... funkelte den anderen... Laurent, seinen Vater ... an und erwiderte: »Warum sind wir diese Allianz dann eingegangen? Weshalb habt Ihr sie mit mir vermählt?«
»Es war ein Glücksspiel«, gestand Laurent. »Wir werden das Geheimnis des Schwarzen Feuers nicht mit einer Cahors teilen. Aber sehr wohl mit dem Sohn eines Deveraux und einer Cahors. Doch offenkundig ist ihnen das nicht gut genug.« Er rümpfte die Nase. »Sie wollen das Geheimnis sofort besitzen, nicht erst in der nächsten Generation.«
»Und so muss sie denn sterben«, sagte Jean verbittert.
»Wenn du es nicht tun willst, werde ich es tun«, erwiderte Laurent. »Aber da du etwas für sie empfindest, würdest du viel gnädiger sein als ich.« Er schnaubte und ballte die Hände zu Fäusten. »Andere im Zirkel haben mich zu dieser Hochzeit überredet. Die Idee, diese Allianz zu schmieden, wurde am selben Tag geboren wie Isabeau selbst.«
Jean war getroffen. »Das... das wusste ich nicht«, gestand er. »Ich dachte, Ihr wärt der Stratege, der meine Hochzeit ersonnen hat.«
»Nicht von Anfang an. Und ich bedaure meine Schwäche. Sie werden gewiss versuchen, ihren Tod zu rächen.«
Jean sagte: »Aber sie müssen doch ahnen, was wir vorhaben?«
»Gewiss«, antwortete Laurent. »Und dies ist eine weitere Bestätigung des Sprichworts: >Wer zaudert, ist verloren.<«
Er deutete auf ein kunstvoll geschnitztes Kistchen auf einem hölzernen Ständer. Darin lag Jeans Athame, den er mit Laurents Hilfe gefertigt hatte. »Töte sie schnell, und tu es bald.«
Er blieb in der Tür stehen, und Jean verneigte sich steif und zornig. Dann drehte er sich um und ging zu dem Kästchen.
Sein Gesicht war...
... meines, dachte Jer fassungslos. Wir könnten Zwillinge sein...
Und auf den breiten, starken Schwingen Fantasmes flog Jer zum Fenster des Schlosses hinaus; er kreiste am Himmel und schrie nach Pandion, um sie vor der Gefahr für ihre Herrin zu warnen...
Er flog schnell, so schnell...
»Töte sie schnell...«, raunte Jer tonlos, und die anderen hörten zu. »Töte sie schnell...«
Er blinzelte und zitterte heftig, als seine Seele wieder in seinen Körper stürzte. Dan, Eddie und Kialish hatten sich vorgebeugt und lauschten aufmerksam, und Dan packte ihn am Handgelenk, als Jer zusammenbrach und erschöpft vornüberfiel.
»Schlaf jetzt«, wies er Jer an. »Deine Brüder und ich werden uns besprechen. Wenn du aufwachst, hören wir uns deine Geschichte an.«
Jers Kopf sank auf die Brust. Er bekam mit, dass jemand das Feuer löschte und jemand anders ihn behutsam auf den Dielenboden legte. Sanfte Hände schoben ein Kissen unter seinen Kopf und deckten ihn zu. Ein frischer Rosmarinzweig wurde auf sein Kissen gelegt, der ihm helfen sollte, sich an seine Seelenreise zu erinnern.
So schlief er die ganze Nacht.
Morgen war der erste Schultag in Seattle, und Holly würde immer noch hier sein.
Ihre Tante hatte ihr geholfen, sich einzuschreiben, sie zum Orientierungstag der Schule gebracht und sie wieder abgeholt. Holly hatte alles mitgemacht, war wie in Trance hinter der Schülerin im Abschlussjahr hergelaufen, die sie und die anderen Neuen in der Schule herumgeführt hatte. Sie hätte den Andersons nichts davon erzählen können, denn sie konnte sich beim besten Willen an keinen einzigen Augenblick deutlich erinnern.
Amanda war mehr als glücklich darüber, dass Holly bleiben würde. Endlich hatte sie eine Verbündete im Haus. Und jetzt konnten sie sich gegenseitig wegen
Weitere Kostenlose Bücher