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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Ich werde nicht zulassen, dass Nicole die gleichen Fehler macht wie ich. Ich habe damals geglaubt, ich hätte keine Begabung, und da erschien es mir irgendwie sinnlos...«
    Der Mercedes stand in der Einfahrt. Ihre Tante drückte auf den Funkschlüssel und hielt Holly die Tür auf, wobei sie immer weiter vom Theater schwärmte. Sie stieg ebenfalls ein und griff nach dem Gurt, um sich anzuschnallen.
    »... heutzutage so viele Möglichkeiten, bei den vielen Kabelsendern und regionalen Theaterprojekten...«, sagte Marie-Claire und ließ den Wagen an.
    RAUS HIER! , kreischte jeder Nerv in Hollys Körper.
    Ohne ihr Zutun ging die Beifahrertür auf. Jemand zerrte sie aus dem Wagen, und sie fiel in der Einfahrt zu Boden.
    »Tante Marie-Claire!«, schrie Holly, während eine unsichtbare Hand sie wegschleifte. Ihre Handflächen und Knie brannten.
    »Holly?«, rief ihre Tante und beugte sich über den Beifahrersitz, um ihre Nichte erstaunt anzustarren.
    Und dann, während Tante Marie-Claire noch darin saß, ging das Auto in Flammen auf.
    Holly wurde sicherheitshalber eine Weile beobachtet und dann zu ihrem Onkel in den Warteraum entlassen. Sie schloss sich der besorgten Gruppe an, die auf Neuigkeiten von Marie-Claire wartete. Eli Deveraux war mit Nicole gekommen, die sich zu ihm umdrehte und flüsterte: »Ist meine Wimperntusche verschmiert?«
    Holly war dem Zusammenbruch nahe, denn sie durchlebte den Tod ihrer Eltern und ihrer Freundin Tina noch einmal. Die ehrenamtliche Seelsorgerin des Krankenhauses sagte ihr immer wieder, dass ihrer Tante bis auf ein paar Verbrennungen nichts fehle und welch ein Glück es gewesen sei, dass Eli und Nicole gerade in diesem Moment angekommen waren. Seinen heldenhaften Bemühungen war es zu verdanken, dass sie und Tante Marie-Claire gerettet worden waren.
    Er stand stolz da, nahm Nicoles innigen Dank entgegen und einen kräftigen, ebenfalls sehr dankbaren Händedruck von Onkel Richard.
    Dann erschien Michael Deveraux, ganz der vielbeschäftigte, erfolgreiche Architekt mit seinen teuren Schuhen und seinem Handy. Holly sah einen schmerzlichen Ausdruck über das Gesicht ihres Onkels huschen. Michael wandte sich ab, als Onkel Richard ihn grüßte, und sagte zu seinem älteren Sohn: »Eli, danke, dass du mich angerufen hast.« Onkel Richard nickte nur ein Mal mit dem Kopf. Er schwieg, doch sein Kiefer war verkrampft, und in seiner Wange zuckte ein Muskel.
    Er weiß über Tante Marie-Claire und Michael Bescheid. Es brach ihr vor Mitleid fast das Herz, und sie fühlte sich entsetzlich schuldig, wie eine Komplizin. Sie hatte die beiden zusammen in San Francisco gesehen. Sie waren zusammen zur Beerdigung gekommen. Aber was hätte sie denn tun sollen, das Haus ihres Onkels betreten und sagen: Ach, übrigens...?
    Michaels dunkle, tief liegende Augen wurden schmal, und er presste die Lippen zu einem zornigen Strich zusammen und starrte sie an, als könnte er ihre Gedanken lesen. Ihr erster Impuls war, schützend den Blick abzuwenden, doch dann erwiderte sie sein finsteres Starren mit eiserner Furchtlosigkeit.
    Ich habe keine Angst vor dir, log sie.
    Seine Antwort war ein Lächeln absoluter Verachtung.
    Dann öffneten sich summend die Automatiktüren der Notaufnahme, und eine Frau in grüner OP-Kluft schob Hollys Tante auf sie zu. Zusammengesunken in einem Rollstuhl sah Tante Marie-Claire alt aus. Der Anblick war ein Schock für Holly, und sie fühlte sich eigenartig schuldig, als sie ihre Tante so sah, weil sie wusste, wie wichtig Marie-Claire Schönheit und Jugendlichkeit waren. Jetzt waren Wangen und Arme ihrer Tante verbunden, und sie hatte dunkle, leberfarbene Blutergüsse um die Augen.
    Der erste Blick ihrer Tante galt Michael, der zweite ihrem Mann. Und während sie Onkel Richard ansah, brach ihre Fassade zusammen, und sie war nur noch eine völlig verängstigte Frau mittleren Alters, der die letzten Reste ihrer Schönheit womöglich genommen waren.
    »Ich ... War wohl doch ein Glück, dass ich das teure Lifting noch nicht habe machen lassen«, murmelte sie, als ihr Mann die Arme um sie schlang und sie an sich drückte.
    Eli trat zu seinem Vater. Sie unterhielten sich leise. Dann starrten beide Holly an. Ihre Wangen brannten, und diesmal wandte sie sich doch ab.
    »Du bist wunderschön, Schatz«, sagte Onkel Richard zu seiner Frau.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nicht, Richard.«
    »Gehen wir nach Hause«, sagte Onkel Richard heiser. »Wir alle.«
    Nicole öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Sie

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