Hexenlicht
täusche, ist Geneva seit mindestens zwei Tagen in der Stadt. Es dürfte nicht weiter schwierig für sie gewesen sein, herauszufinden, wo du wohnst.«
»Aber was will sie? Mich zum Duell fordern, weil ich momentan besonders angreifbar bin? Weiß sie überhaupt, dass mir
Das Buch der Lügen
gestohlen wurde?« Omara zog die Bettdecken höher, als wollte sie sich darunter vergraben. »Muss sie wohl. Derjenige, der sie gerufen hat, könnte einen der Rufzauber aus dem Buch benutzt haben.«
»Und du bist sicher, dass sie dich nicht gesehen hat?«
Die Frage schien Omara ein wenig zu beruhigen. »In dem Moment, in dem ich sie entdeckte, ging ich sofort zurück in den Fahrstuhl und verließ das Hotel über die Tiefgarage. Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen hat.«
Alessandro setzte sich auf die Bettkante. »Na gut. Geneva ist deine Feindin. Du hast sie in den 1880ern in einer Schlacht hier in Fairview besiegt. Damals war ich nicht dabei. Also, was sollte ich noch wissen, bevor wir ihr gegenübertreten?«
Omara umschlang die angewinkelten Knie mit ihren Armen. Ihre zimtbraune Haut bildete einen starken Kontrast zu den weißen Laken. »Der Streit zwischen uns dauert schon ewig an. Er begann als Krieg um Jagdterritorien, eskalierte aber schließlich zu einer Fehde. Geneva liebt die Zerstörung, das Elend und Leid, die damit einhergehen. Schließlich vermochte ich sie hier, am Rande des Ozeans, in eine Falle zu locken. Sie konnte sich nirgends mehr verstecken. Allerdings ließ sie die Stadt für ihre Niederlage bezahlen, mit Blut und Feuer.«
»Du hast gewonnen, was dir deinen Status als Königin sicherte.«
Omara nickte. »Ich stahl Geneva
Das Buch der Lügen
und benutzte es, um sie in die Burg zu verbannen. Ich glaube, das ist der Hauptgrund, weshalb sie Revanche will. Sie will mich in derselben Stadt bestrafen, in der ich sie unterwarf. Du kennst doch die Dämonen und ihr Faible für Symbolik. Sie wird unsere Schlacht nachstellen und sie diesmal gewinnen.«
Die Geschichte wiederholte sich wieder einmal. »Deshalb willst du Hollys Hilfe, selbst wenn es sie umbringt.«
Omara sah ihn eine Weile stumm an. »Ja. Ich habe versucht, eine andere Lösung zu finden, aber ich weiß keine. Sie hat das Flanders-Haus vernichtet, und aus deiner Beschreibung schließe ich, dass dort ein ganz besonderes Portal war. Deine Holly besitzt dieselben natürlichen Fähigkeiten wie ihre Ahnin, sogar ohne ihre Kräfte vollständig zu nutzen.«
Meine Holly.
»Aber du besitzt das Buch nicht mehr.«
»Jemand öffnet Portale. Ich schätze, wir finden das Buch hier in der Stadt bei dem Rufenden.«
»Du übersiehst einen entscheidenden Punkt.« Alessandro zeigte auf das Telefon. »Ich weiß nicht, ob Holly dir helfen möchte, nachdem sie nun annimmt, dass du in meinem Bett warst.«
»War ich ja auch«, entgegnete Omara achselzuckend, »was lediglich dann von Bedeutung ist, wenn sie einen Exklusivanspruch auf deine Zuneigung erhebt. Hast du sie endlich gekostet?«
»Nein!«
»Ach nein?« Sie strich mit einer Fingerspitze über sein Kinn. »Letzte Nacht hast du nach ihr gerochen.«
»Wir waren zusammen.«
Ruckartig zog Omara ihre Hand zurück und setzte sich auf. Alessandro erkannte die Vorboten eines Gewitters auf Anhieb. »Im fleischlichen Sinne zusammen?«
Um zu lügen, war er zu müde. »Ja.«
»Hattest du sie vorher schon besessen?«
»Nein.«
Nun kräuselte sich Omaras Stirn. »Du hast mit ihr geschlafen und sie nicht gebissen?«
»Ja.«
»Das ist ausgeschlossen!«
Alessandro schwieg. Es mochte unmöglich sein, war aber dennoch geschehen.
Als Omara sich vorbeugte, waren für einen Moment ihre Brüste unter dem geliehenen T-Shirt zu sehen. »Hattest du seither jemanden, an dem du dich nähren konntest?«
»Nein.«
Entsetzt wandte Omara ihr Gesicht ab, fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und murmelte etwas in einer Sprache, die Alessandro nicht kannte.
»Was ist?«, fragte er.
Sie zog sich das Kissen in den Schoß und drückte es fest an ihren Bauch. »Selbst ich dachte, es wäre nichts weiter als eine Legende.«
»Was?«
Als sie ihn wieder ansah, wirkten ihre Züge vor Wut und Schmerz angespannt. »Sie hat dich erwählt!«
»Was?!«
Alessandro sprang auf und wich einen Schritt vom Bett zurück. »Nein, hat sie nicht!«
»Es ist die einzige Erklärung, warum das geschehen konnte.«
Alessandro fühlte, wie sein Herz pochte, und für eine Weile war er benommen vor Schreck. »Unmöglich!«
»Wie sonst konntest du
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