Hexenlicht
toleriert. Irgendwie stellte Ben schlicht keine Bedrohung dar. Aber nun war Holly mit Detective Macmillan zum Abendessen verabredet. Wieso Macmillan? Sie war ihm erst ein Mal begegnet. Woher das plötzliche Interesse?
Und warum ausgerechnet jetzt? Hatte dieser Mann nicht alle Hände voll zu tun?
Diese neue Entwicklung beunruhigte ihn in mehrfacher Hinsicht. Der Detective war ein anderes Kaliber als Ben Elliot. Macmillan war ein Mann der Tat, der Autorität besaß. Er konnte durchaus zu einer Bedrohung werden.
Alessandro eilte mit großen Schritten aus dem Hotel. Diese Sache konnte er einfach nicht hinnehmen.
Rivale
, dachte er, und seine sämtlichen Instinkte wurden wach. Auch wenn er nicht so mit Holly zusammen sein konnte, wie er es sich wünschte, würde er sie ganz gewiss nicht Macmillan überlassen. Nicht, bevor er sich überzeugt hatte, dass Macmillan der bessere Mann war.
Sprich: Nie.
Holly gehört mir.
Auf halbem Weg durch die Eingangshalle blieb er stehen und blickte sich um. Es war ein großes elegantes Foyer mit Nobelboutiquen rechts und links. Bei ihrem Anblick fiel ihm ein, was die Königin gesagt hatte!
Versuch mal, etwas anderes als Schwarz zu tragen!
Entschlossen marschierte er auf einen der Läden zu.
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13
L eider trat der Moment der alles entscheidenden Frage für Hollys Geschmack viel zu schnell ein: Was zog man an, wenn man nicht sicher war, ob Geschäftliches, Vergnügen oder beides zu erwarten war? Wenn man nicht wusste, wie der Abend endete, war schon die Auswahl der Dessous schwierig. Wählte man beispielsweise die schlichte Strumpfhose aus dem Angebotsdreierpack, endete der Abend, bevor er überhaupt angefangen hatte.
Da konnte man ebenso gut gleich mit der Fernbedienung allein zu Hause bleiben.
Holly kannte Macmillan kaum, aber sah man einmal von dem üblichen Cop-Gebaren ab, schien er ein netter Mann zu sein – vielleicht sogar eine Netzstrumpfhose wert. Aber gleich heute? Da war ein Vampir, den sie nicht haben konnte, und eine Dämonenmaus, von der sie wünschte, sie würde verschwinden. Von Ben ganz zu schweigen.
Und wie vermittelte man das? Mit blickdichter Strumpfhose und einem fast tiefen Ausschnitt?
Es war bloß eine Einladung zum Abendessen! Rein geschäftlich. Sie sollte ihre Ängste verdrängen, bis er ihr anbot, sie mit Schokoladensauce einzuschmieren und zu Tschaikowskys Ouvertüre 1812 abzulecken. In diesem Fall wäre die Wahl der Strumpfhose wichtig.
Ach was!
Sie starrte mürrisch in ihren Wandschrank.
Deshalb hatte ich ja einen festen Freund, denn der merkt nach einer Weile sowieso nicht mehr, was man anhat.
Bisher war es ein guter Nachmittag gewesen. Holly hatte einige Zeit mit O’Shaughnessys
Zauber und Schutzzauber
verbracht. Die Schutzzauber an Türen, Fenstern, dem Schornstein und den Lichtschaltern und Steckdosen zu verstärken – eigentlich überall, wo sich eine Öffnung in der Wand befand – war mühsam, aber nicht schwierig gewesen. Ihre Kräfte hatten sich zwar ein wenig gesträubt, doch bis auf ein bisschen Kneifen hier und da war es gegangen. Am späten Nachmittag war sie erschöpft, aber rundum zufrieden gewesen. Und diese Stimmung wollte sie festhalten.
Was angesichts der Garderobenfrage alles andere als einfach war. Warum brauchte Mac ihre Hilfe bei etwas
Persönlichem
? Dieses eine Wort barg so viele Möglichkeiten, von denen einige ziemlich beängstigend anmuteten.
Am besten nimmst du das kleine Schwarze.
Und dann entschied sie sich für die silbergrünen Schuhe mit Pfennigabsatz. Sie sahen aus, als stammten sie aus der Requisite von
Nuttige Aliens
; andererseits musste man nicht von vornherein jeden Spaß killen.
Holly kam ein paar Minuten zu spät bei Macmillan an. Er wohnte in einem hübschen Apartmenthaus älteren Datums in der Innenstadt. Bei den derzeit anziehenden Mieten in Fairview gehörte diese Wohnung sicher auch zu denen, die sich normale Angestellte bald nicht mehr leisten konnten. Die Holzvertäfelungen im Eingangsbereich bestanden aus Mahagoni-Imitat, die Beschläge im Aufzug aus abgegriffenem Messing. In dem weichen Teppich oben auf dem Korridor sackten Hollys Absätze tief ein, so dass ihre Waden mit einem Krampf drohten, bis sie Macmillans Tür ganz hinten auf dem Gang erreichte.
Alessandro öffnete ihr, und Holly runzelte verwirrt die Stirn.
Habe ich die falsche Adresse?
»Guten Abend«, begrüßte er sie beinahe in demselben Tonfall wie Bela Lugosi. »Komm rein! Darf ich dir deine Stola abnehmen?«
»Was
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