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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Gilbert verfassten Gegenstücke dieses Briefwechsels fehlten, aber wenn mich nicht alles täuschte, dann hatte jene Anne Bowland ein Kind erwartet.
    Ein Kind, dessen Vater offensichtlich Sir Gilbert sein musste!
    Irgendwann schreckte ich auf, als ich eine düster wirkende Gestalt plötzlich hoch vor mir aufragen sah.
    Es war niemand anderes als Ralph, der Butler.
    Ich hatte einfach nicht bemerkt, wie er hier heruntergekommen war.
    "Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken, Ma'am", sagte er kalt. "Aber Mr. Jakes lässt fragen, ob Sie Hunger haben..."
    "Nun..."
    Mir knurrte tatsächlich der Magen.
    "Für diesen Fall bittet Mr. Jakes Sie in den Salon. Wenn Sie mir bitte folgen wollen..."
    Damit drehte er sich herum.
    "Ralph?"
    Er blieb stehen, wandte halb den Kopf zu mir herum. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich nicht besonders mochte.
    "Sie wünschen?", fragte er.
    "Sie haben Sir Gilbert doch sicher gut gekannt, wenn Sie ihm jahrelang gedient haben..."
    "Das ist richtig", gab er zu.
    "Ich habe hier ein paar Briefe gefunden, die von einer gewissen Anne Bowland stammen. Wissen Sie, wer das ist?"
    "Ich habe mich nie in die Privatangelegenheiten meines Dienstherren eingemischt", sagte der Butler scheinbar unbeteiligt.
    "Aus diesen Briefen geht hervor, dass er eine Liebesbeziehung mit dieser Anne Bowland hatte..."
    Ralph atmete tief durch. "Nun, wenn Sie es denn schon wissen, Miss Vanhelsing. Warum fragen Sie mich dann danach. Im übrigen war das noch vor meiner Zeit. Sir Victor lebte damals noch und..."
    "Und hat dafür gesorgt, dass die beiden getrennt wurden? Anne Bowland ist ein Mädchen hier aus Glenmore gewesen. Vermutlich war sie nicht standesgemäß. Vermute ich richtig?"
    Ich sah Ralph an, wie unangenehm ihm diese Unterhaltung war. Aber ich hätte niemand gewusst, der mir in dieser Sache hätte weiterhelfen können.
    Der Butler atmete tief durch. Er schien noch mit sich zu ringen, ob er reden oder lieber eisern schweigen sollte, wie es ihm seine Berufsehre vorschrieb.
    Schließlich brachte Ralph heraus: "Es war der Tod, der diese Beziehung beendete, Miss Vanhelsing. Anne Bowland starb bei der Geburt des Kindes. Sir Gilbert hat sich öffentlich nie dazu bekannt, der Vater zu sein..."
    "In den Briefen ist von einem Vorschlag die Rede, das Kind von amerikanischen Verwandten der Gorams adoptieren zu lassen...", sagte ich.
    "So ist es dann auch geschehen", erklärte der Butler."Zumindest nehme ich das an. Aber wie gesagt, das war vor meiner Zeit hier und ich weiß darüber nur das, was so geredet wurde... Und jetzt folgen Sie mir bitte zum Lunch."
    Während wir die Treppe hinaufgingen, die ins Erdgeschoss führte, blieb der Butler auf einmal stehen. Er sah mich nachdenklich an und sagte dann: "Sie sollen ruhig wissen, dass ich es nicht mag, wie Sie da in den alten Papieren herumstöbern, Miss Vanhelsing. Aber Mr. Jakes ist jetzt der Herr auf Goram Manor und wenn er es Ihnen erlaubt, so muss er das selbst verantworten."
    "Ich versuche herauszufinden, was Sir Gilbert umgebracht hat!", hielt ich ihm entgegen.
    "Sie halten Sir Gilbert sicher für herzlos, weil er das Kind, das er mit dieser Anne Bowland hatte, einfach so weggab, nicht wahr? Sie glauben, dass er das aus einem Standesdünkel heraus tat, aber das ist nicht wahr."
    "Ach, nein?"
    Ralph schüttelte den Kopf.
    "Ich nehme an, dass er es tat, um dieses Kind zu schützen..."
    "Vor dem Fluch?"
    Aber darauf bekam ich von Ralph keine Antwort.
     
    *
     
    Im Salon wartete Tom auf mich. Er ging mir entgegen und nahm mich bei den Händen. "Sie arbeiten sehr intensiv an Ihrer Story, habe ich den Eindruck..."
    "Ich tappe noch immer mehr oder minder im Dunkeln", musste ich bekennen.
    "Nur gut, dass das, was Sir Gilbert zustieß, mir wohl kaum zustoßen wird..." Ich sah den spöttischen Zug um seine Mundwinkel.
    "Wie kommen Sie auf diese Idee?"
    "Nun, ich bin nicht wirklich mit den Gorams verwandt. Also wird mich dieser Familienfluch auch nicht treffen! Ich wurde im Alter von wenigen Wochen von meinen Eltern adoptiert...
    Sie konnten keine Kinder bekommen. Aber ich denke, dass ich ihnen ein ganz guter Sohn war..."
    "War?", echote ich.
    "Ja, sie sind vor ein paar Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen."
    "Das tut mir leid."
    "Schon gut." Sein Lächeln war dünn, als er fortfuhr: "Aber immerhin werde ich wohl immun gegen Familienflüche sein..."
    "Sie nehmen das ganze nicht sonderlich ernst, nicht wahr, Tom?", stellte

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