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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und nahm ihm das Gerät aus der Hand.
    Es war Jim.
    Und das, was er mir zu sagen hatte, stimmte mich sehr nachdenklich. Auf den Fotos, die er entwickelt hatte, war von dem düsteren Ruder nämlich nicht das geringste zu sehen...
    "Was ist los?", fragte Tom mich, nachdem das Gespräch zu Ende war.
    Ich lehnte mich kurz an seinen breiten Oberkörper. Dann sagte ich: "Ich muss zurück."
    "Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder."
    "Aber sicher!", versprach ich.
     
    *
     
    Auf dem Rückweg nach Glenmore verfuhr ich mich. Ich nahm eine falsche Abzweigung, aber als ich es merkte, war ich schon zu weit gefahren, als dass es mir ratsam erschien, wieder umzudrehen. Ich nahm die Landkarte aus dem Handschuhfach, die ich mir für diese Reise nach Cornwall angeschafft hatte. Sie hatte einen Maßstab, der groß genug war, um jeden Feldweg zu zeigen und tatsächlich wusste ich nach ein paar Minuten, wie ich zu fahren hatte. Ich nahm auf diese Weise einen kleinen Umweg. Die Straße führte an der Küste entlang.
    Sicher war dies bei klarerer Sicht eine landschaftlich reizvolle Strecke. Bei diesem dichten Nebel jedoch hatte man nicht allzu viel von der Aussicht auf das Meer.
    In meinem Inneren wirbelte einiges durcheinander. Ich hatte noch den dezenten Geruch von Toms After Shave in der Nase und fühlte in Gedanken noch einmal den sanften Druck seiner Lippen auf den meinigen... Aber dazwischen mischte sich anderes. Ich dachte daran, dass der geheimnisvolle Ruder nicht auf Jims Bildern zu sehen war, obwohl ich so sicher gewesen war, ihn gesehen zu haben! Nur eins wusste ich ganz bestimmt, dass diese geheimnisvolle Gestalt mit dem bleichen Gesicht irgend etwas mit der Serie von merkwürdigen Todesfällen zu tun haben musste, die diesen Ort und ganz besonders die Familie Gorams heimgesucht hatte...
    Seit 150 Jahren!, echote es in mir wider.
    Was war damals geschehen? Welche Schuld hatten die Gorams damals auf sich geladen? Oder hatte alles seine Ursache einzig und allein im Hier und Jetzt?
    Mit den Augenwinkeln gestattete ich mir ab und zu einen Blick auf das nebelverhangene Meer. Und dann, kurz bevor ich Glenmore erreichte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen.
    Ich trat viel zu abrupt in die Bremsen.
    Der Mercedes stoppte mit quietschenden Reifen.
    Der Puls schlug mir buchstäblich bis zum Hals. Ich sah hinaus in den Nebel, dessen wabernde Schwaden sich bereits dicht an den nahen Strand herangearbeitet hatten und dort sah ich sehr deutlich die Umrisse eines Ruderbootes.
    Er ist es!, durchzuckte es mich.
    Ich fuhr den Wagen an den Straßenrand und stieg aus.
    Dann ging ich durch die sandigen Dünen in Richtung des Meeres. Ich hetzte vorwärts, als würde mein Leben davon abhängen. Und wenn es schon nicht wirklich mein Leben war, um das es ging, dann doch wenigsten meinen Verstand.
    Ich hatte ihn gesehen und ich war überzeugt davon, dass diese geheimnisvolle Erscheinung keinesfalls eine Halluzination gewesen war...
    Als ich den letzten Dünenkamm erreicht hatte, blieb ich stehen.
    Ich sah, wie der geheimnisvolle Ruderer mit seinem Boot landete. Er sprang in das knöcheltiefe Wasser. Die leichten Wellen umspielten seine Füße, die in dicken, ziemlich klobig wirkenden Stiefeln steckten. Der dunkle Mantel, den er trug wirkte schwer und feucht. Auf dem Kopf trug er eine Schirmmütze, die tief in das bleiche Gesicht gezogen war.
    Die Ruder ließ der bleiche Mann achtlos in den Dolden hängen, während er das Boot an einem Tau scheinbar mühelos an Land zog, bis etwa das vordere Drittel auf dem Sand des Strandes auflag.
    Dann ging er an Land.
    Sein Gang schien mir etwas schleppend zu sein...
    Ich näherte mich ihm. "Heh, Sie!", rief ich, aber er schien mich nicht zu hören.
    Er wandte sich in Richtung der Klippen, die sich in einiger Entfernung schroff aus dem Sand heraus erhoben und zum Teil bis ins Wasser hinein reichten.
    Er wandte mir jetzt den Rücken zu und ich sah auf seinem dunklen, feuchten Mantel etwas, das wie ein Fleck aussah...
    Dunkelrot.
    Der Fleck war so groß wie eine Männerhand und erinnerte mich an eine Schussverletzung. Ich folgte ihm, aber der Geheimnisvolle ging sehr schnell. Die Verwundung auf dem Rücken schien ihm nicht das geringste auszumachen. Und auf dem weißen Sand sah ich kleine rote Flecken...
    "Heh, Sie! Bleiben Sie doch stehen!", rief ich, während mir das Blut in den Adern zu gefrieren drohte. Diese furchtbare Verletzung, wodurch immer sie auch verursacht worden sein mochte, hatte der Mann schon in

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