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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der letzten Nacht gehabt. Er musste inzwischen entsetzlich viel Blut verloren haben...
    Ich erinnerte mich an den Fleck, den ich in jenem Zugabteil gesehen hatte, in dem Sir Gilbert gestorben war...
    Ich presste die Lippen aufeinander.
    Ich hatte Furcht, die mich schier zu lähmen drohte.
    Todesangst, denn ich ahnte wie nahe ich der Ursache jenes Sterbens war, dass den Letzten der Gorams dahingerafft hatte...
    Der seltsame Mann stieg in die Klippen hinein, überwand mit gespenstischer Leichtigkeit die spitzen Felsen, an denen man sich böse verletzen konnte. Dort gab es messerscharfe Kanten, in Jahrmillionen durch das Meer geschliffen. Ich hetzte hinter ihm her, aber der Abstand zu ihm schien immer größer zu werden.
    Mühsam kämpfte ich mich durch das Labyrinth der schroffen Felsen. Der Stein war feucht und glitschig. Einmal rutschte ich aus und schrammte mir dabei das Knie auf. Dem scharfen Stein hatte meine Jeans nichts entgegenzusetzen.
    Ich biss mir auf die Lippen und kämpfte mich voran. Ich durfte den Ruderer einfach nicht verlieren...
    Einmal noch sah ich ihn.
    Ganz kurz nur. Er blickte sogar zurück. Sein ausdrucksloses Gesicht sah in meine Richtung. Es war ein Blick wie ein Frosthauch. Der dünnlippige Mund verzog sich leicht. Seine Augen schienen leer und starr wie die eines Toten.
    Im nächsten Moment war er zwischen den Felsen verschwunden und ich ahnte, dass ich ihn verloren hatte.
    Verzweifelt suchte ich noch nach ihm, aber im Innersten war es für mich längst Gewissheit, dass diese Suche vergeblich bleiben würde.
    Ich fluchte still vor mich hin. Das Knie tat mir weh und die feuchtkalte Luft ließ mich bis ins Mark frieren.
    Ich zitterte und ging langsam zurück.
    Schließlich sah ich das Boot, das die geheimnisvolle Gestalt um Strand zurückgelassen hatte.
    Immerhin, dachte ich. Es gab einen greifbaren Beweis dafür, dass er existierte, dass er hier, an dieser Küste gewesen war und ich mir nicht alles nur eingebildet hatte. Aber noch während ich mich dem Boot näherte, bemerkte ich daran eine Veränderung...
    Unbehagen machte sich in mir breit.
    Meine Schritte wurden schneller, obwohl meine Schuhe inzwischen voller Sand waren.
    Als ich das Boot dann erreichte, erschrak ich. Meine Hände glitten ungläubig tastend über das dunkle Holz, das völlig morsch zu sein schien. Ich griff etwas fester zu und schon das reichte, um ein Stück der Bootswandung zerbröckeln zu lassen. Wie ein Wrack, das seit einem Jahrhundert hier liegt, schoss es mir durch durch den Kopf.
    Dann fiel mein Blick auf den fast gänzlich verblassten Schriftzug am Bug: JERSEY QUEEN.
     
    *
     
    "Ich glaube, Sie müssen mir etwas erklären, Mr. Walsh!", sagte ich laut, als ich den Glenmore Inn betrat. Es waren nur drei Personen im Raum, denn für Gäste war es viel zu früh. Mr.
    Walsh stand hinter dem Schanktisch, seine Frau rückte die Tische zurecht und dann war da noch Jim, der auf einem der Hocker saß. Vor ihm stand ein leeres Glas.
    "Wovon sprechen Sie, Miss Vanhelsing?", erkundigte sich Mr. Walsh. Seine Lippen bewegten sich kaum, während er sprach.
    "Das wissen Sie", erwiderte ich. "Oder zumindest ahnen Sie es!"
    "Patricia!" Das war Jim, der mich stirnrunzelnd und ziemlich verwundert ansah.
    Mr. Walshs Blick ruhte auf mir. Er stand reglos da und beobachtete jeder meiner Bewegungen. Ich ging quer durch den Raum, dorthin, wo das Steuerrad mit der Aufschift JERSEY QUEEN an der Wand hing.
    "Woher stammt dieses Steuerrad?", fragte ich.
    Walsh zuckte die Achseln. "Was weiß ich? Ein Erbstück. Kommt noch von meinem Vater und der hat es von seinem. Das Glenmore Inn ist bereits seit Generationen im Besitz unserer Familie..."
    "Was hat es mit der JERSEY QUEEN auf sich?", forderte ich zu wissen.
    Walsh sah mich an, blickte kurz zu seiner Frau hinüber und dann zu Jim, der nicht begriff, worum es ging. Aber ich war überzeugt davon, dass sich das bald ändern würde...
    "Sie sollten zurück nach London fahren, Miss Vanhelsing", erwiderte Walsh abweisend. "Das ist das Beste für uns alle... Und für Sie auch!"
    Ich ging auf ihn zu.
    "Es hat etwas mit dem geheimnisvollen Ruderer zu tun, nicht wahr? Letzte Nacht habe ich ihn gesehen - und Sie auch! Heute ist er mir erneut begegnet. Er ist an Land gegangen, ein bleicher Mann, der offensichtlich eine schwere Verletzung am Rücken davongetragen hat... Er ließ sein Boot zurück und dort war die Aufschrift JERSEY QUEEN zu finden..."
    "Wo...wo ist dieser Mann jetzt?", flüsterte Walsh, in

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