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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dessen Augen es auf einmal ängstlich zu flackern begonnen hatte.
    "Ich weiß es nicht", erklärte ich wahrheitsgemäß. "Ich habe ihn zwischen den Klippen verloren und mir dabei das Knie aufgeschrammt... Aber das ist halb so wild."
    Für ein paar Momente herrschte jetzt Schweigen. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
    "Erzähl ihnen doch die Geschichte", forderte Mrs. Walsh.
    "Sei still!", schimpfte der Wirt.
    "Warum denn nicht? Miss Vanhelsing weiß bereits so viel, du kannst ihr ruhig den Rest erzählen. Sie wird ohnehin kein Wort davon glauben..."
    Mr. Walsh nickte schließlich. "Also gut", begann er dann.
    Er sah mich ernst an. In seinen Augen sah ich Furcht. Furcht vor jenem geheimnisvollen Mann, den ich an Land hatte gehen sehen... "Ich weiß nicht, wie viel von dem, was ich Ihnen jetzt erzähle Legende ist und wie viel der Wirklichkeit entspricht", begann er schließlich schleppend. "Aber welche Rolle spielt das auch? Die Toten sind eine Tatsache... Und es hat viele Tote gegeben seit damals..."
    "Damals?", echote ich. "Vor 150 Jahren..."
    "Genau genommen sind es 161 Jahre, Miss Vanhelsing. Sie wissen, dass man in Glenmore lange Zeit unter anderem von der Strandräuberei gelebt hat. Was an diese Küste gespült wurde, darauf glaubten unsere Vorfahren ein Recht zu haben. Und die launische See hat ihnen so manches angespült... So auch im Jahr 1836 das Schmugglerschiff JERSEY QUEEN, einen Dreimast-Segler, der in Seenot geriet und gestrandet war. Das Schiff, das durch ein Riff leckgeschlagen war und mit starker Schlagseite als Spielball von Sturm und Wellen dahindümpelte strandete schließlich. Es hatte wohl ohnehin nur eine kleine Besatzung gehabt. Die Männer müssen zum größten Teil vorher über Bord gegangen oder auf andere Weise ums Leben gekommen sein. Es gab nur einen einzigen Überlebenden und zwar George O'Hara,den Kapitän des Schmuggler-Schiffs. Er hatte bis zum Schluss auf der JERSEY QUEEN ausgeharrt, so wie man es von einem Kapitän erwartet. Aber als sich dann die Strandräuber in ihren Fischerbooten dem gestrandeten Wrack näherten, versuchte er in einem der Rettungsboote zu fliehen. Sir Hugh Goram, der zur damaligen Zeit diese Gegend wie ein kleines Königreich nach Gutdünken beherrschte, führte die Strandräuber an. Sir Hugh war ein skrupelloser Mann, bekannt für seine Grausamkeit und seinen ausschweifenden Lebensstil.
    Ihm gehörte das ganze Land in der Umgebung und die Bauern, die dort als Pächter siedelten, hielt er wie Leibeigene..."
    "Was geschah mit dem flüchtenden Kapitän?", hakte ich nach.
    Walshs Gesicht wurde noch düsterer und verlor den letzten Rest von Farbe.
    "Sir Hugh wollte nicht zulassen, dass es einen Zeugen für den Strandraub gab. So zog er die beiden Pistole mit den goldverzierten Griffen, die er bei sich zu tragen pflegte und feuerte sie nacheinander auf O'Hara ab. Die Kugeln schlugen ihm in den Rücken. Der Kapitän des Schmuggler-Schiffs sank in seinem Rettungsboot nieder. Aber bevor er starb und sein Boot schließlich vom Sog der Ebbe hinaus aufs offene Meer gezogen wurde, schleuderte er Sir Hugh und seinen Männern noch einen Fluch entgegen. Der Tod würde sie und ihre Nachkommen heimsuchen, das Unheil würde so lange regieren, bis der letzte der Gorams das Zeitliche gesegnet hätte. Zumindest steht es so in der Chronik des damaligen Reverends. Er war der einzige in Glenmore, der damals schreiben konnte, müssen Sie wissen..."
    "Und seit jenem Ereignis hat es diese Todesfälle gegeben", schloss ich.
    Walsh nickte. "Ja. Die Opfer wirkten wie erfroren, aber die Umstände, unter denen sie aufgefunden wurden, ließen diese Erklärung absurd erscheinen."
    "Wie bei Sir Gilbert", hörte ich Jim sagen.
    "Ja", bestätigte Walsh. "Und seit jenem unglückseligen Tag im Jahr 1836 glaubten immer wieder Menschen, Captain O'Hara gesehen zu haben, einsam in seinem Boot, mit bleichem Gesicht, klamm und feucht von Gischt und mit dieser furchtbaren Verwundung auf dem Rücken..." Mr. Walsh sah mich an. Er wirkte verzweifelt. Er hob leicht die Schultern, während er fortfuhr: "Sie haben ihn ja gesehen, Miss Vanhelsing. Ihn oder seinen Geist oder was auch immer. Jedenfalls geht er seit jener Zeit hier umher und tötet. Nichts scheint ihn dabei aufhalten zu können und es ist noch nicht einmal gesagt, dass es Sir Gilbert etwas genutzt hätte, wäre er wirklich bis London gekommen. Wer weiß? Vielleicht wäre er ihm auch dorthin gefolgt..."
    Walsh

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