Hexenmacht
erzählt hatten. Von der JERSEY QUEEN, Captain George O'Hara und der langen Reihe der Toten, die es seit jene, verfluchten Tag im Jahre 1836 gegeben hatte... Er sah mich nachdenklich an, aber er brauchte nicht ein einziges Wort zu sagen. Ich wusste auch so, was er von dem hielt, was ich ihm sagte.
"Tom, du bist Gefahr! Ich weiß es!"
"Patricia, ich..."
"Kannst du ausschließen, dass du nicht doch der nach Amerika adoptierte Sohn von Sir Gilbert bist?"
"Nein, das kann ich nicht. Ich habe mich nie dafür interessiert. Man hat mir außerdem immer gesagt, dass der Großteil der Unterlagen nicht mehr existiere..."
"Tom..."
Er fasste mich bei den Schultern. "Nein, jetzt hörst du erstmal mir zu!", unterbrach er mich. "Ich finde es rührend, dass du dich so um mich sorgst, Patricia! Aber es gibt keinen logischen Grund dafür, anzunehmen, dass ich in Gefahr bin! Es ist noch nicht einmal bewiesen, dass Sir Gilbert oder Lawson ermordet wurden. Und das, was diese Wirtsleute dir erzählt haben, ist vermutlich nicht mehr, als eine Legende..."
"Aber diese Todesfälle! Ein Spanier hat sie in einem Buch dokumentiert! Sie sind Tatsachen, Tom!" Ich schrie es fast heraus, so regte mich die ganze Sache auf. Tom sah mich erstaunt an. Ich atmete tief durch, um mich etwas zu beruhigen. Er wollte mir einfach nicht glauben. Was ich sagte, passte nicht in sein Weltbild, in dem es für alles eine logische Erklärung gab, in dem nur das existierte, was zu sehen oder zu messen war...
In gedämpftem Tonfall fuhr ich dann fort: "Ich habe mich in dich verliebt, Tom. Und ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht... Selbst, wenn ich dafür in Kauf nehmen müsste, dass du mich für völlig verrückt hältst!"
Er nahm mich in den Arm und drückte mich an sich.
"Das tue ich nicht, Patricia. Außerdem scheinst du ja auch nicht die einzige zu sein, die an diese Legende von der JERSEY QUEEN glaubt... Schließlich konnte ich mir bislang nicht erklären, warum die Leute hier mir so feindlich gegenüberstehen und mir, wo sie nur können, Steine in den Weg legen. Der Stallbursche hat heute gekündigt und ich muss die Pferde selbst versorgen. Ralph, der Butler hat auch schon um seine Entlassung gebeten. Jetzt begreife ich es... Sie haben Angst!" " Er strich mir zärtlich über das Haar. "Aber für mich ist es nicht mehr als Aberglauben. Selbst wenn ich tatsächlich der Sohn von Sir Gilbert und damit genaugenommen nach dem Tod meiner Eltern der letzte Nachkomme von jenem Hugh Goram bin, der Captain O'Hara erschoss... Mir würde auch die Gewissheit darüber keine Angst machen."
"Tom, ich möchte ja nur, dass du auf dich aufpasst!"
"Das werde ich. Aber hast du dir vielleicht auch einmal überlegt, dass alles nur eine Art Maskerade sein könnte? Dass jemand diese alte Legende ausnutzen könnte?"
"Warum sollte jemand das tun?"
Tom zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht! Um Glenmore ins Gespräch zu bringen oder um mir oder dir Angst einzujagen - was weiß ich!"
Mehr als einmal hatte ich über diese Möglichkeit nachgedacht. Und ich musste zugeben, dass das der Fall sein konnte, wäre da nicht meine Intuition gewesen... Ich sah Tom nur an. Im Moment konnte ich ihn nicht überzeugen. Und wenn ich ihm von meinen seherischen Träumen erzählt hätte, wäre ich dadurch wohl in seinen Augen kaum glaubwürdiger geworden.
"Ganz gleich, ob es sich bei diesem Phantom um den Geist dieses George O'Hara handelt oder nicht - es tötet, Tom!"
Wir schwiegen einen Augenblick und sahen uns nur an. In diesem Moment wünschte ich, wir hätten uns unter günstigeren Umständen kennengelernt...
"Gehen wir rein, Patricia. Es ist kühl geworden."
Er nahm mich zärtlich bei der Hand. Wir gingen die Stufen des Portals empor.
Ich stockte mitten in der Bewegung und starrte auf die zweitoberste Steinstufe. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatten sich meine Nackenhaare aufgerichtet. Blankes Entsetzen erfasste mich, als ich den kleinen, dunkelroten Fleck auf dem Stein sah.
"Patricia, was hast du?", hörte ich Toms Stimme wie aus großer Entfernung. Unwillkürlich musste ich schlucken.
Er war bereits hier gewesen...
*
Als ich aufblickte, sah ich in das Gesicht von Clyde Lawson, dessen finster wirkende Gestalt plötzlich aus der Tür getreten war. Lawson blickte auf mich herab und sagte: "Ah, Miss Vanhelsing! Es scheint, als hätten Sie inzwischen nicht nur berufliche Interessen auf Goram Manor!" Sein Lächeln war kalt und abstoßend.
Er wandte den Blick an Tom
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