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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ach, er war im Abteil von Sir Gilbert? Waren Sie etwa dabei?"
    Nein, das hatte keinen Sinn.
    Ich würde mich nur lächerlich machen.
    Sanders verabschiedete sich. Mit großem Eifer schien er seine Sache nicht unbedingt voranzutreiben.
    "Wenn Sie gestatten, werde ich mich dann auch zurückziehen", erklärte Lawson indessen. "Sie wissen ja, wo Sie mich finden können, wenn noch etwas sein sollte, Mr. Jakes."
    Tom nickte.
    "Meinetwegen."
    Bevor er sich zum Gehen wandte, sprach ich ihn an. "Mr. Lawson?"
    Er sah mir direkt in die Augen. Sein Blick hatte etwas unangenehm Durchdringendes an sich, das mich durch und durch schaudern ließ. Wenn Blicke töten könnten!, so ging es mir unwillkürlich durch den Kopf.
    "Ist noch etwas, Miss Vanhelsing?"

Der Klang seiner Stimme erinnerte an klirrende Eiswürfel.
    "Sie wohnen hier auf Goram Manor?"
    "Nein. Ich wohne in Glenmore."
    "Wie standen Sie eigentlich zu Sir Gilbert?"
    "Ich habe für ihn gearbeitet, aber dabei hat er mir ziemlich freie Hand gegeben..."
    "Ich meinte eher die menschliche Seite."
    Er atmete tief durch. In seinem Gesicht zuckte ein Muskel, dann sagte er schließlich mit belegter Stimme: "Sir Gilbert hat mir sehr nahe gestanden. Er war mitunter wie ein Vater zu mir..."
    Lawson gab sich sichtlich Mühe, seine letzten Worte warm und herzlich klingen zu lassen. Aber aus irgend einem Grund misslang ihm das gründlich. Auf mich wirkte er wie ein Schauspieler, der seine Rolle schlecht gelernt hatte...
     
    *
     
    Wir machten uns ein paar Sandwiches, die wir uns allerdings selbst servieren mussten, da es auf Goram Manor nun keinerlei Personal mehr gab. Aber ich hatte kaum Appetit, obwohl mir eigentlich der Magen hätte knurren müssen. Immer wieder gingen wir den Fall durch. Aber unsere Gespräche drehten sich im Kreis. Indessen dämmerte es. Ich blickte aus einem der Salonfenster ins Freie. Der Nebel war jetzt bis hier her gekrochen. Es war ein gespenstischer Anblick. Goram Manor wirkte auf mich in diesem Moment wie ein groteskes Geisterschloss. Ich hatte Tom gebeten, die Türen abzuschließen, was er mir zu liebe auch tat. Andererseits - ich bezweifelte insgeheim, dass dies ein wirksames Mittel gegen jenen Mörder war, mit dem wir es hier zu tun hatten.
    Wir waren allein hier - Jim, Tom und ich. Und so ließ jedes Knarren eines alten Balkens, jedes Geräusch des Windes, jedes Klappern eines Fensterladens mich bereits frösteln.
    Toms Hand glitt über meinen Rücken. Eine Quelle wohliger Wärme in diesem kalten Gemäuer. Ich lehnte mich an ihn.
    Ich schloss die Augen.
    Für einen wunderbaren Augenblick schien die Zeit stehenzubleiben. In diesen Armen fühlte ich mich sicher und geborgen. Zumindest für den Moment, denn ich wusste, dass dieses Gefühl nicht viel mehr als eine schöne Illusion war.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich dann vor meinem inneren Auge etwas Grelles... Ich zuckte zusammen und Tom sah mich erstaunt an. "Es ist nichts", beeilte ich mich ihm zu versichern. Und dabei versuchte ich mir verzweifelt darüber klarzuwerden, was ich gerade gesehen hatte.
    Ich musste schlucken, als ich es erkannte. Es waren Flammen gewesen. Flammen, die gnadenlos emporzüngelten, gierig und alles verschlingend...
    Aber ich hatte auch noch etwas anderes wahrgenommen. Es war jener Messinglöwe, der am Haupteingang von Goram Manor prangte. Jims Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
    "Rollins passt nicht in die Reihe der anderen Todesfälle", stellte er fest. Und damit hatte er zweifellos recht.
    "Sie meinen, er ist weder ein Nachfahre von Sir Hugh Goram noch stammt er aus dieser Gegend", sagte Tom.
    "Ja... Aber Sir Gilbert und Rollins, da gibt es ein Verbindungsglied."
    Tom hob die Augenbrauen. "Und das wäre?"
    "Die Akten, die jetzt verschwunden sind, obwohl Rollins sie doch bei sich gehabt haben muss. Vielleicht sind sie der Grund für den Tod der beiden..." Jim wandte sich an Tom.
    "Weswegen wurde ein Buchprüfer wie Rollins engagiert?"
    "Zur Sicherheit", sagte Tom. "Allerdings gab es da ein paar Dinge, die mir gleich seltsam vorkamen."
    "Du hast Lawson nicht getraut?", fragte ich.
    Tom schüttelte den Kopf. "Sir Gilbert hat ihn jahrelang mehr oder minder nach Gutdünken wirtschaften lassen", erklärte er dann. "Das ist übrigens Gilberts Anwalt in Portsmouth auch aufgefallen. Er wies mich darauf hin. Außerdem meinte er, es gäbe da einige geschäftliche Unregelmäßigkeiten, auf die er Gilbert zu Lebzeiten wiederholt hingewiesen hätte, aber der hat dafür kein

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