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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Sinnen.
    Ein Glasregen ging über mir nieder. Ich kniff die Augen zusammen und glaubte bereits zu spüren, wie mein Gesicht und meine Haare versengt würden...
     
    *
     
    "He! Alles in Ordnung? Ist Ihnen etwas passiert?"
    Wie durch Watte drang die Männerstimme in mein Bewusstsein. Einen Augenblick war ich wie weggetreten gewesen.
    Ich öffnete vorsichtig die Augen und betaste mit den Händen ungläubig mein Gesicht. Glas rieselte mir aus den Haaren. Aber ansonsten war mir nichts geschehen. Es war unglaublich.
    Ich blickte durch die zerstörte Frontscheibe. Auf der Kühlerhaube, dort, wo sich gerade noch dieses gespenstische, grünlich leuchtende Etwas befunden hatte, war nun...
    ---nichts!
    Der glutäugige Drachen war verschwunden.
    Ich fühlte mich einen Augenblick lang so, als wäre ich aus einem furchtbaren Albtraum erwacht. Aber das, was ich erlebt hatte, konnte kein Traum gewesen sein.
    Die Frontscheibe war wirklich zerstört. Und die Glassplitter waren schwarz vom Ruß. Es sah aus, als ob die Scheibe unter großer Hitzeeinwirkung zerplatzt war.
    Ich schluckte und atmete tief durch. Langsam beruhigte sich mein Puls etwas. Aber die Angst saß mir noch immer in den Knochen.
    Allein der Gedanke an das, was sich gerade zugetragen hatte, ließ mich schaudern.
    Ein untersetzter Mann in mittleren Jahren hatte die Wagentür geöffnet. Ich bemerkte ihn erst, als er mich bei der Schulter fasste.
    "Sind Sie verletzt, Ma'am?"
    Die Berührung riss mich aus dem tranceähnlichen Zustand heraus, in dem ich mich befunden hatte. Ich drehte langsam den Kopf zu ihm herum und blickte in sein besorgtes Gesicht.
    "Wer sind Sie?", fragte ich.
    "Ich heiße Bolder und wohne dort drüben." Er machte eine flüchtige Geste mit der linken Hand. "Meine Frau hat einen Knall gehört und mich geweckt. Sie sind anscheinend blindlings auf ein parkendes Auto aufgefahren."
    "Oh." Ich fasste mir an den Kopf.
    "Sie scheinen unter Schock zu stehen. Der Notarzt wird gleich kommen."
    "Das wird nicht nötig sein."
    "Ma'am, er ist schon unterwegs."
    Ich nickte matt.
    "Vielleicht ist es besser", murmelte ich.
    "Warten Sie, ich helfe Ihnen aus dem Wagen", bot der Mann an, der sich Bolder nannte.
    "Danke, aber das ist wohl nicht nötig."
     
    *
     
    Ich gelangte schließlich mit einem Taxi nach Hause. Mein roter Mercedes wurde abgeschleppt und in eine Werkstatt gebracht.
    Nicht nur, dass ich an diesem Abend einen Unfall verursacht hatte, zu Hause wartete noch eine unangenehme Aufgabe auf mich. Ich musste meiner Großtante Elizabeth Gormic – für mich Tante Lizzy – irgendwie schonend beibringen, dass der kirschrote 190er, den sie mir geschenkt hatte, im Moment in einem beklagenswerten Zustand war.
    Tante Lizzy hatte mich nach dem Tod meiner Eltern bei sich aufgenommen und wie eine eigene Tochter aufgezogen. Ich lebte bis heute in ihrer viktorianischen Villa, in der ich die obere Etage für mich hatte. Der Rest des verwinkelten Hauses beherbergte neben Tante Lizzys eigenen Räumen ihr gewaltiges Privatarchiv, in dem sie alles sammelte, was irgendwie mit Okkultismus oder übersinnlichen Phänomenen zu tun hatte.
    Von meiner eigenen Etage abgesehen, gab es kaum einen Raum im Haus, der nicht mit Teilen dieser Sammlung belegt war, die in ganz England wohl ihresgleichen suchte. Dicke Folianten mit obskuren Schriften, geheimnisvolle, zum Teil uralte Niederschriften von Ritualen und magischen Praktiken, Geheimschriften, die nur innerhalb gewisser Zirkel gelesen worden waren. Dazu kam noch eine umfangreiche Sammlung von Presseartikeln zu diesem Themenbereich. Schon oft hatte sie mir bei meinen Recherchen helfen können.
    Tante Lizzy wusste nur zu gut, dass sich auf dem Gebiet des Okkultismus vorwiegend Scharlatane und geldgierige Betrüger tummelten.
    Daher bewahrte sie sich stets eine gesunde Skepsis , wenn sie irgendwo auf Schilderungen stieß, die den Schluss nahelegten, dass es sich um ein übersinnliches Phänomen handelte.
    Andererseits war sie aber auch davon überzeugt, dass es einen Rest an seltsamen Erscheinungen und Geschehnissen gab, der mit den Mitteln der modernen Wissenschaft einfach noch nicht zu erfassen war. Es ging ihr gewissermaßen darum, die Spreu vom Weizen zu trennen und diese Phänomene wenigstens zu dokumentieren, auch wenn die seriöse Wissenschaft sich zumeist gar nicht mit ihnen beschäftigte.
    Zu ihren eigenen okkulten Sammlungen kamen noch die vielen Fundstücke, die ihr Mann, der seit Jahren verschollene Archäologe Frederik

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