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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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flüsterte ich, und eine einsame Träne ran mir die Wange hinunter.
    Ich wischte sie hastig weg, und Tante Lizzy tat das, was sie schon getan hatte, als ich noch ein kleines Mädchen gewesen war.
    Sie nahm mich in den Arm.
    "Ich weiß es wirklich nicht", wiederholte ich. Verzweiflung herrschte in mir.
    "Ganz ruhig, mein Kind", sagte Tante Lizzy.
    "Es war so real!"
    "Ich verstehe, was du meinst."
    Ich sah meine Großtante mit ernstem Blick an. "Ich glaube nicht, dass es nur eine Vision war. Aus dem Maul dieses Wesens schoss eine Hitzewelle, die immerhin die Frontscheibe meines Mercedes zerbersten ließ."
    Tante Lizzy nickte.
    Sie wirkte sehr nachdenklich.
    "Ich werde mich um die Sache kümmern, mein Kind", versprach sie. Ich lächelte matt.
    "Was würde ich nur ohne dich tun, Tante Lizzy?"
     
    *
     
    Unruhig hatte ich mich in der Nacht hin- und hergeworfen. Kein Alptraum hatte mich gequält, nur eine seltsame Unruhe, die ich nicht erklären konnte.
    Schweißgebadet erwachte ich dann, riss die Augen auf und blickte mich in meinem Schlafzimmer um. Es war eine mondlose, sehr dunkle Nacht. Nichts als dunkle Schatten waren hinter den Fenstern zu sehen, doch dann glaubte ich eine Bewegung in dieser undurchdringlichen Finsternis wahrzunehmen.
    Ich vermutete, dass es die Baumkronen in Tante Lizzys Garten waren, die der Wind hin und her schwenkte.
    Trotzdem stand ich auf.
    Die eigentümliche Unruhe war noch immer in mir.
    Ich rieb mir mit den Händen die Unterarme. Es war kühl.
    Barfuß lief ich über den kalten Boden bis zum Fenster.
    Was erwartest du dort zu sehen?, ging es mir durch den Kopf.
    Ich blickte hinaus in die namenlose Finsternis, die sich wie ein schwarzes Seidentuch über alles gelegt zu haben schien.
    Und dann sah ich es!
    Grünlich leuchtend hockte es neben einem dicken, knorrigen Baum, der als schwarzer Schatten im Garten aufragte. Die rotglühenden Augen blitzten mich an. Das Maul öffnete sich, und die Flammenzunge kam mir einem Zischen hervor, das selbst durch das geschlossene Fenster zu hören war.
    Ein Laut der mir förmlich das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Ich war einige Augenblicke lang völlig unfähig, irgend etwas zu tun oder zu denken. Alles wirbelte in mir durcheinander.
    Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht lauthals aufzuschreien.
    Mein Gott!, durchzuckte es mich siedend heiß. Was will dieses Wesen nur von mir?
    Jedenfalls konnte es kaum ein Zufall sein, dass es mich innerhalb so kurzer Zeit zweimal heimsuchte.
    Warum verfolgte es mich?
    Angst erfasste mich und lähmte mich geradezu. Es war furchtbar. Den Kräften dieses Wesens hatte ich nicht das geringste entgegenzusetzen...
    Erinnerungen an die erste Begegnung mit diesem Ding stiegen in mir auf. Immer wieder sah ich die entsetzlichen Bilder vor meinem inneren Auge. Das zischende Geräusch, die hasserfüllten Augen, das spitzzahnige Maul...
    Die Hitze.
    Und das platzende Glas!
    Es war so schnell gegangen, und auf einmal fragte ich mich, weshalb ich eigentlich noch am Leben war.
    Was war geschehen, das dieses geheimnisvolle Wesen vertrieben hatte?
    Schließlich musste es einen Grund für sein plötzliches Verschwinden gegeben haben.
    Ich versuchte, mich an jede Einzelheit zu erinnern. Jedes winzige Detail konnte mich eventuell auf die richtige Fährte bringen. Für eine Sekunde – nicht länger!- schloss ich die Augen.
    Und als ich die Augen wieder öffnete, sah ich zwei dieser grünlich leuchtenden Wesen in Tante Lizzys Garten.
    Nur sie waren auszumachen, alles andere war Schwärze.
    Ihre Gestalten veränderten sich ständig, als könnten sich diese Wesen nicht für eine bestimmte Form entscheiden. Nur der Kopf blieb gleich und hatte immer das Aussehen eines...
    ...Drachen!
    Wie aus dem Nichts erschien dann ein drittes Wesen.
    Es schien einfach aus der puren Dunkelheit herauszukriechen. Schaudernd sah ich diesem eigenartigen Schauspiel zu.
    Dabei hielt ich den Atem an.
    Wiederholt war ich bei meinen zahlreichen Recherchen Zeuge übersinnlicher oder okkulter Phänomene geworden. Aber etwas derartiges hatte ich nie zuvor erlebt.
    Ein eisiger Schauer überfiel mich.
    Welch ein Hass stand in den rotglühenden Augen dieser kleinen grünen Teufel, die sich auf geheimnisvolle Weise vermehrten. Immer weitere dieser Wesen materialisierten sich aus dem Nichts. Bei etwa einem Dutzend verlor ich den Überblick. Sie saßen in den Ästen der düstere Schatten dastehenden Bäume, hockten in den Sträuchern von Tante Lizzys Garten und auf

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