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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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Tür rechts. Angenehme
Nachtruhe.« Er grinste und verschwand durch eine Tür links
neben der Rezeption, die Arved zuerst gar nicht bemerkt hatte –
als sei sie jetzt erst entstanden. Arved schüttelte den
Kopf.
    Der Mann kehrte zur Tür zurück. Das Grinsen lag immer
noch auf seinem Gesicht, wie angeklebt. »Ist noch
etwas?«
    »Nein, vielen Dank. Gute Nacht.« Arved ging langsam und
vorsichtig den Gang entlang, bis er zu der letzten Tür kam. 13.
Die gleiche Nummer wie auf dem Schlüssel. Er öffnete die
Tür – sie war nicht verriegelt – und schaltete das
Licht ein.
    Ein Bett, ein Schrank, ein Sessel, in einer Ecke eine abgetrennte
Nasszelle. Sauber, zweckmäßig, austauschbar. Arved
stieß pfeifend die Luft aus. Er genoss die Normalität
dieser Umgebung. Er sah sich selbst vor dem schwarzen Loch des
Fensters stehen, in dem sich sein Zimmer widerspiegelte.
    Und er bemerkte, dass er noch seinen schwarzen Umhang trug; nur
die Kapuze war ihm beim Laufen in den Nacken gerutscht. Er machte
eine unsagbar lächerliche Figur – wie der schwarze
Rächer aus einem drittklassigen Film. Sicherlich hatte der Wirt
deshalb so gegrinst. Angewidert zerrte Arved sich den Umhang vom Leib
und warf ihn zusammen mit den hautengen Handschuhen in den Schrank.
Er hängte seine Windjacke dazu und betrachtete sich wieder im
Fenster. Schon besser. Er öffnete einen Flügel und schaute
hinaus.
    Der Mond schien hinter Bäumen oder einer Hügelkuppe
verschwunden zu sein, denn draußen herrschte tiefste
Finsternis. Arved konnte nicht einmal die nächste Umgebung des
Gasthofes erkennen. Bestimmt hatte der Wirt inzwischen das Neonschild
über der Tür ausgeschaltet. Arved dachte kurz nach. Er war
von der Rezeption aus rechts in einen Korridor eingebogen, und sein
Zimmer lag wiederum an der rechten Seite; also musste er auf die
Straße hinausschauen. Er kniff die Augen zusammen.
    Da war aber keine Straße. Da war nur etwas Schwankendes, das
er als Bäume ansah, aber nicht deutlich als solche erkennen
konnte. Er schloss das Fenster wieder und zog den dichten Vorhang aus
braunem Samt vor. Dabei hörte er von draußen ein
Geräusch wie das Krächzen eines Raben. Er hatte keine
großen Kenntnisse von Fauna und Flora, doch immerhin wusste er,
dass Vögel nachts nicht fliegen und auch nicht singen oder
krächzen. Kurz überlegte Arved, ob er den Vorhang noch
einmal zurückziehen sollte, aber er entschied sich dagegen. Er
wollte gar nicht wissen, was dort draußen war. Er zog sich bis
auf die Unterwäsche aus und legte sich zwischen die frischen,
duftenden Laken.
    Es war der erste erfrischende Schlaf seit langer Zeit.
    * * *
    Am Morgen weckte ihn ein Klopfen. Zuerst glaubte er, es komme von
der Tür, und noch ein wenig benommen rief er:
»Herein!« Aber niemand leistete seiner Aufforderung Folge.
Das Klopfen indes hielt an. Es war sehr verhalten und sanft, aber
beharrlich. Arved versuchte den Schlaf aus seinem Kopf zu vertreiben
und öffnete die Augen. Er richtete sich in seinem Bett auf. Kaum
etwas war zu sehen. Nur ein ganz schwacher Schimmer drang durch die
Vorhänge. Er stand auf und zog sie zurück.
    Zwei kleine schwarze Umrisse saßen draußen auf der
Fensterbank und tappten unaufhörlich gegen das Glas. Lilith und
Salomé! Er hatte sie auf seiner Flucht völlig vergessen.
Ganz erstaunliche Tiere, dachte Arved. Wo auch immer sie in der Nacht
gesteckt haben mochten, sie waren wenigstens den Satanisten entkommen
und hatten ihn irgendwie hier gefunden. Arved riss sofort das Fenster
auf. Die beiden Katzen sprangen rasch in das Zimmer und strichen ihm
um die Beine. Arved schloss das Fenster sofort wieder. Er sah kaum
den Nebel, das wirbelnde, graue Nichts; er hatte nur Augen für
die beiden Tiere. Mit großer Freude streichelte er sie. Sie
leckten ihm die Hand, dann legten sie sich auf sein Bett und schauten
ihn an.
    Er hatte nicht einmal Futter für sie. Ein Blick auf die
Armbanduhr: Sieben Uhr. Sie können frühstücken, wann
Sie wollen, hatte der Mann gesagt. Also gut. »Ich bringe euch
etwas Leckeres mit, vielleicht etwas Wurst oder Schinken. Mal sehen,
was ich finde.« Er wusch sich, zog sich an und ging nach
draußen in den Korridor. Seine Tür schloss er ab.
    Niemand begegnete ihm, als er den Gang hinunter zur Rezeption
ging. Hinter keiner der vielen Türen hörte er ein
Geräusch. Ihn erstaunte, wie lang der Gang war. Von
draußen hatte das Haus keinen so großen Eindruck
gemacht.
    An der Rezeption hing in der Tat kein einziger

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