Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hexenopfer

Titel: Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
glaube, ich kann noch ein bisschen länger nett zu Brian sein«, sagte Genny. »Das wird nicht leicht sein, aber es ist notwendig.«
    »Wenn die Medienfolter, der man mich ausgesetzt hat, für sonst nichts gut war, dann hast du wenigstens erkannt, dass MacKinnon unverbesserlich ist.«
    »Ich will nicht, dass du zu nett zu ihm bist«, bemerkte Dallas.
    »Ich war nie zu nett zu ihm«, erwiderte Genny. »Nicht die Art von Nettigkeit, die du meinst.«
    Plötzlich klingelte Jacobs Handy. Er hielt einen Moment inne, bevor er in seine Manteltasche griff. »Könnte etwas Neues über Nina MacNair sein.«
    Genny schaute Dallas an. »Was ist mit Nina MacNair?«
    »Ihr Mann hat sie als vermisst gemeldet. Anscheinend war sie weg, als er heute Morgen aufwachte. Keine Nachricht. Alle ihre Sachen sind noch im Haus. Sie hat ihr Portemonnaie mitgenommen, mehr nicht. Der Arzt glaubt, sie könnte zum Lebensmittelladen gegangen sein, aber dort hat sie niemand gesehen.«
    »Meinst du …«
    »Kann sein. Unser Mörder hat seit sechs Tagen nichts unternommen.«
    Jacob steckte das Handy wieder in die Manteltasche und kam ins Wohnzimmer. »Keine Spur von Mrs MacNair. Niemand in der Stadt hat sie gesehen. Roddy und ich sind uns einig, dass wir angesichts der Tatsache, dass hier ein Mörder frei herumläuft, auf die Wartefrist bei einer Vermisstenanzeige verzichten.«
    »Müsst ihr jetzt gehen, oder könnt ihr noch zum Abendessen bleiben?«, fragte Genny.
    »Ich nehme schnell einen Happen, dann fahre ich wieder in die Stadt.« Jacob wandte sich an Dallas. »Wenn Sie noch eine Weile bleiben wollen, kann ich einen meiner Deputys schicken, der Sie später abholt.«
    »Danke«, erwiderte Dallas, ohne Genny aus den Augen zu lassen, »aber ich glaube, ich sollte lieber mit Ihnen zurück in die Stadt fahren.«
    »Während ihr esst, könnte ich nachsehen, ob ich etwas über Nina MacNair herausbekomme«, schlug Genny vor. »Da ich sie nicht näher kenne und nur zweimal gesehen habe, bin ich mir nicht sicher …«
    »Sieh zu, ob du etwas über sie spüren kannst«, sagte Jacob. »Aber komm dem Geist des Mörders nicht zu nahe. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, laut und deutlich.« Genny führte die beiden Männer in die Küche, tischte Teller mit Hühnchen und Klößen auf, dazu ein wenig Gemüse, sowie Teegebäck nach Grannys Rezept als Nachtisch.
    Während sie aßen, ging Genny ins Wohnzimmer und setzte sich allein an den Kamin. Sie blickte in die Flammen, entspannte sich und ließ ihrem Geist freien Lauf. Mehrfach wiederholte sie den Namen Nina MacNair. Dunkle Schatten wirbelten herum und verschwanden dann. Weiches, graues Licht strömte durch ihr Bewusstsein. Sie spürte das verzweifelte Verlangen, zu entkommen, aber keine richtige Angst. Lachen stieg in ihr auf. Ein Gefühl der Erleichterung. Lauf weiter. Schau nicht zurück. Eine Männerhand streckte sich aus. Noch immer keine Angst. Eine Frauenhand. Eine Männerhand. Zusammen. Zärtliche Berührung.
    Gennys Augenlider flatterten. Wie komisch, dachte sie. Äußerst komisch. Sie ging wieder zu Dallas und Jacob in die Küche, schenkte sich ein Glas Milch ein und setzte sich an den Tisch. Sie nahm einen Butterkeks und brach ihn halb durch.
    »Ich glaube nicht, dass der Mörder Nina MacNair hat«, sagte Genny und biss in den Keks.
    »Dann hast du etwas aufgefangen?«, fragte Dallas.
    Genny nickte und fragte sich, ob Dallas klar war, welche Kehrtwende er seit ihrer ersten Begegnung vollzogen hatte. Vor gut einer Woche. Dallas Sloan war ein Skeptiker gewesen, der an nichts glaubte, was über seine fünf Sinne hinausging. Jetzt erkannte er ihre hellseherischen Fähigkeiten fraglos an. Oder zumindest mit wenigen Fragen.
    »Ich glaube, Mrs MacNair ist mit einem anderen Mann durchgebrannt«, sagte Genny.
    Jacob schnaubte. »Sie hat nicht zufällig eine Nachsende­adresse hinterlassen?«, fragte er flapsig.
    »Ich fürchte, nein«, erwiderte Genny, aß ihren Keks auf und spülte ihn mit einem halben Glas Milch herunter.
    Kurz darauf, als Dallas ihr gerade beim Abräumen half und Jacob die Reste von ihren Tellern in Drudwyns Fressnapf kippte, klingelte ein Telefon. Drei Augenpaare richteten sich auf das Wandtelefon. Doch dann war klar, dass es der Klingelton von Dallas’ Handy war.
    Er nahm es aus der Halterung an seinem Gürtel, drückte auf den Einschaltknopf und meldete sich.
    Jacob und Genny blickten ihn abwartend an.
    »Was gibt’s, Teri?«, fragte Dallas. Er schwieg, während sie antwortete. »Was?«

Weitere Kostenlose Bücher