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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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haben) geopfert wird. Alles in der Welt ist wahr, und alles unwahr; der Denkende und der Grübler sind eben diejenigen, die am meisten in die Irre geraten werden. Schon in den frühesten Zeiten, und bei Ägyptern wie Persern, meinte der Priesterstand, er müsse durch vorgegebene Entfernung von aller Freude, von allem Glück und Genuß, der das Leben der Sterblichen erhöht und ihm Inhalt gibt, das Volk blenden und in Unterwürfigkeit erhalten. Aber auch Vernunft beherrscht die Unvernunft, auch der Schein vertritt die Wirklichkeit, und feiner Anstand, Freundlichkeit und Weltklugheit entwaffnen den rohen Haufen. Man verletze nur nicht den Schein, man fordre das öffentliche Urteil nur nicht heraus, und man herrscht noch sicherer als jener finstere Ernst, der mit seinen Schrecknissen doch manchmal nicht auslangt. Das ist die Kunst des Lebens, alles miteinander auszugleichen, und diese große Kunst ist es, die ich an Euch immer habe bewundern müssen. Denn ebenso, ja schlimmer noch, wird Euer Geschlecht, die Frau sowie das Mädchen, von Vorurteilen und Aberglauben umgarnt und umstellt. Argwohn, Eifersucht, Lästerung stehen Wache, und senden die Bosheit, wie eine verzehrende Flamme, durch die Welt, um Spott und Schmach, Verfolgung, Schande, ja Einkerkerung und Tod, auf jene herabzuziehen, die die Satzung verletzten und dem Triebe des Herzens oder der Natur folgten, oder die selbst ganz unschuldig sich nur der Heiterkeit, dem Scherz und Lachen auf Stunden hingaben. Wie ist die Welt durch jenen finstern Ernst entstellt, der in allen Wandlungen als Gesetz, Moral, Sitte und Religion auftreten will. Wie hat er die natürlichsten Verhältnisse zerrissen, alle Freuden vernichtet, das Schöne entwürdiget und die Natur selbst in ein Gespenst verwandelt. Das sind in solcher Irrsaal die wahren Menschen, die sich auch beim Pöbel nichts vergeben, und dennoch sich und ihrer wahren, ungefälschten Bestimmung leben; die nicht von blinder Leidenschaft hingerissen, Unglück in Familien verbreiten, gute, wahre Ehen verderben, deren es freilich nicht so gar viele gibt, und dadurch, indem sie Elend veranlassen, jenen finstern Gesetzgebern, den wahnsinnigen Asketen und Einsiedlern, wieder in die Hände arbeiten, die uns immerdar predigen, die Freiheit sei das Böse an sich selbst, und der Mensch sei nur um so besser, frommer und tugendhafter, je mehr er eiserne und unzerbrechliche Schranken um sich ziehe. Ihr seid ein Muster Eures Geschlechtes, und beweiset uns, daß auch Weiber Philosophen sein können. Ihr benutzt Eure Stellung um Euch selbst und das Leben auf die feinste und freieste Art zu entwickeln und zu genießen. Jung und alt umgibt Euch, Dichter und Künstler, Mädchen und Frauen entziehen sich Eurem Umgange nicht, der vornehme Ritter, der stille Bürger, der Geistliche achtet Euch, und immer habt Ihr einen Günstling, einen jungen und ältern Mann, der diese Auszeichnung verdient. Ihr verachtet die Lästerung und wißt sie zu zähmen, sie wird niemals Frechheit und Anklage. Sei Liebe eine himmlische Entzückung, sei die wahre Ehe eine heilige Einrichtung, immer werden sich edle Menschen finden, die von einer einzigen, ewigen Liebe, die von einer Verbindung, die Gesetz und Kirche weiht, nicht befriedigt werden können. Ihr gehört zu diesen Frauen, und Ihr seid mir darum nur noch liebenswürdiger. Und in diesem Sinne wage ich nicht zu viel, da ich weiß, daß Ihr mir nicht unhold seid, Euch meine Liebe und Leidenschaft für Euch zu bekennen. Glaubt nicht, daß mein Gefühl, oder mein Glück, wenn Ihr mir holdselig entgegenkommt, mich roh und unfreundlich machen wird. Wie könnte ich verlangen, daß Ihr für mich allein Augen und Sinn haben solltet? daß Euch nicht andere, Jüngere und Schönere auch gefielen? Noch weniger fällt mir ein, Euer Verhältnis mit Friedrich, das Euch zu beglücken scheint, aufzulösen. Aber auch mir könnt ihr Freundlichkeit, Gunst und Liebe zuwenden, und mein stilles, unbekanntes Glück soll Euch nichts rauben, und keinen Seufzer um ein verlornes kosten. Aber noch inniger werden wir uns dann verstehn, und durch mein Verhältnis zur Kirche und zur Welt ist Eure Stellung noch sicherer und fester. Gehört Friedrich zu jenen Schwachen, die nur an eine ausschließende Liebe glauben können, die den verehrten Gegenstand wie einen Besitz, wie ein Eigentum behandeln wollen, so sind wir klug und erfahren genug, ihm unsre Verbindung verhüllen zu können.
    Während dieser langen Rede war die überraschte Frau

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