Hexensabbat
Stunde mit meinem Reisewagen fort, als wenn ich jemand auf dem Lande besuchen wollte, und suche die Küste zu erreichen, um von da nach England zu gehen. Ich habe am Hofe dort einige Jugendfreundinnen, die mich aufnehmen werden. Zwar ist mir nach dem entsetzlichen Schicksale meines geliebten Robert das Leben verhaßt, aber ich will nicht so sterben, unter Martern, als Scheusal, ein Opfer des Aberwitzes.
Friedrich nahm mit einer herzlichen Umarmung Abschied von der schönen Frau. Er konnte nicht weinen, aber sein Herz war unendlich beschwert, und als er aus der Tür trat, versagten es die Knie, ihn aufrecht zu erhalten. Er kehrte noch einmal um, sich etwas mehr zu sammeln, und sagte erschöpft: Daß ich Euch so verlieren soll, die ich niemals mein nennen durfte, konnte uns wohl keiner vorhersagen.
Vielleicht sehen wir uns wieder, und bald, antwortete sie; dieser Traum der Torheit, dieser Schwindel muß ja doch bald vorübergehn. Wahrt Eurer Gesundheit, geliebter Freund, gedenkt Eures alten Vaters.
Noch einmal drückte der Jüngling die schöne Gestalt an sein Herz, dann eilte er schnell aus dem Hause, um einen Vorsatz auszuführen, der ihm im letzten Augenblicke wieder Kraft und Hoffnung gegeben hatte. Er eilte nämlich nach der Residenz des Bischofes, und ließ sich bei diesem melden und um eine Unterredung bitten. Ein Priester führte ihn durch die Gemächer in das Zimmer des Bischofes, den er in Gesellschaft des Dechanten traf. Der kleine Mann saß und hielt das feurige Auge starr auf ein Blatt geheftet, welches er las und dann unterschrieb. Der dienende Priester nahm es dann aus seiner Hand und entfernte sich stumm und mit einer tiefen Verneigung. Noch blieb der Bischof in seiner nachdenkenden Stellung, der Dechant stand verlegen, und es schien, als wage er es nicht, sein Auge zum Jüngling zu erheben. Endlich stand der Prälat auf, als wenn er aus tiefem Sinnen erwachte, ging auf Friedrich zu, trat ihm ganz nahe vor das Antlitz, und sah ihm scharf und brennend in seine Augen, mit einem so langen und unermüdlichen Blicke, daß Friedrich die Augen niederschlug und wie in Beschämung errötete. – Es ist richtig! sagte der Bischof dann, wie ich es vermutet habe, und trat wieder zurück: ich habe Euch lange nicht gesehn, junger Mann, und Ihr habt Euch wunderbar verändert.
Ihr wart lange nicht in unserm Hause, verehrter Herr, antwortete Friedrich, und kein Geschäft führte mich in das Eurige, so ist mein Antlitz Euch fremd geworden, und Ihr findet es verändert, weil vielleicht früher Kummer seine Kennzeichen hineinschrieb.
So? antwortete der Bischof trocken; und heut führt Euch ein Geschäft zu mir?
So ist es, antwortete Friedrich; aber es wird mir schwer, den Anfang meiner Bitte, oder Vorstellung, oder wie soll ich es nennen, zu finden; aber ich möchte Euch manches im Namen unsrer ganzen Stadt an das Herz legen, was Ihr nicht von Euch weisen solltet.
Also seid Ihr ein Abgesandter von der Stadt? fragte der Bischof, und sprecht in ihrem Namen?
Nichts weniger als das, sagte Friedrich; nur mein eigner Entschluß hat mich hierher getrieben.
Die Stadt, antwortete der Prälat kurz, hätte freilich wohl auch einen Ältern und Verständigern senden mögen. Also aus eignem Antrieb beliebt es Euch, mir manches zu eröffnen; so redet denn.
Ich beschwöre Euch, sagte Friedrich, verachtet meine Jugend und mein gutmeinendes Wort nicht, damit Ihr Euch nicht den Fluch Eurer Mitbürger, der Geistlichkeit und der Zukunft durch rasches und leidenschaftliches Tun herbeiziehn möget. Es ist nicht anders möglich, Euer Gemüt muß erwachen, Eure Vernunft muß sich überzeugen, daß Ihr jetzt ein Werk begonnen und unternommen habt, welches nur mißverstandner geistlicher Eifer, falsche Frömmigkeit und eine Sucht, das Abenteuerliche zu glauben und leere Phantasien für Wahrheit zu nehmen, hat hervorbringen können. Auf diese schwindelnde Spitze setzt Ihr Euren Ruf, Eure Würde, Euer Verhältnis zur Klerisei und zum Papst. Kehrt um, guter schwacher Mann, solange es noch Zeit ist, und gesteht als Christ Eure Übereilung ein.
Ohne Zweifel, sagte der Bischof mit Hohn; und was treibt Euch dazu, Euch in Dinge zu mengen, die Euch gar nicht berühren, und weit über Eure Begriffe und Fähigkeiten liegen?
Wie? rief Friedrich mit Unwillen; es soll mich nicht, nicht jeden berühren und mit Schmerz und Pein durchdringen, wenn ein würdiger Mann, wie unser Schöffe Taket, uns grausam geraubt und als Verbrecher dem Pöbel preisgegeben
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