Hexensabbat
wird?
Er ist also kein Zauberer und Hexenmeister? fragte der Prälat.
Gewiß nicht, erwiderte Friedrich; sowenig als ich es bin.
Der Bischof lachte laut auf, und der Jüngling, von diesem kalten Hohn noch mehr auf gereizt, verlor seine Fassung ganz und sagte mit zornglühenden Augen: Laßt ihn frei, den würdigen Schöffen, sowie die andern armen Opfer eines irrigen Verstandes. Kann es Euch denn wirklich darum zu tun sein, mit Wahnsinnigen einen Prozeß auf Leben und Tod zu führen? Ist es erhört, daß man auf die Aussagen von Verrückten andre Unbescholtene einkerkert und ihr Leben in Gefahr setzen will?
Diese Unbescholtenen, fing der Prälat wieder an, liegen Euch also sehr am Herzen? Unbescholten sind die beiden Dirnen wohl auch, die vom Laster ihren Unterhalt gezogen haben? Wollt Ihr nicht für diese auch als Ritter auftreten?
Das ist etwas ganz anderes, antwortete Friedrich; die Dirnen sind verwerflich, und die Stadt kann ihnen verboten werden.
Sie sind aber wenigstens ebensogut, sagte der Bischof höhnend, als Euer Liebchen, die Frau Catharina Denisel, die doch auch ein ebenso schändliches Gewerbe getrieben hat.
Plötzlich ward Friedrich leichenblaß vor Zorn, er verlor auf einen Augenblick das Bewußtsein und stürzte auf den Prälaten los. Als er wieder zur Besinnung kam, stand der Dechant vor ihm, der zwischen beide getreten war. Laßt ihn nur, rief der Bischof, er muß ja seine Tugendheldin, die Hexe, in Schutz nehmen, er, der, wie ich ihm gleich beim Eintritt auch aus seinen Augen las, selbst ein Hexenmeister ist!
Höre ich wirklich diese unsinnigen Worte? rief Friedrich in der höchsten Bewegung aus; oder ist alles nur ein aberwitziger Traum? Und Ihr, Herr Dechant, könnt, ohne ein Wort zu sprechen, diese Lästerungen eines Rasenden so ruhig anhören?
Schimpft nur, sagte der Bischof; dem Verbrecher, der seinen Untergang vor Augen sieht, muß man es erlauben. Ihr wollt es wohl leugnen, daß Ihr noch kürzlich im Garten dieser Denisel einen Hexensabbat gefeiert habt, bei welchem der verruchte Labitte den Zeremonienmeister und Marschall des Satans gemacht hat? Daß die Hexe sich dort, als Stellvertreterin des Teufels, als Frau Venus mit ihrem ganzen Hofhalt gezeigt hat? Daß Ihr dabei auch ein dienender Satansbruder wart, und der Hexe demütig huldigtet? Müßt Ihr nicht aller dieser Dinge geständig sein? O, meine Spione sind gut, und auch Busch und Strauch hat manchmal Ohren.
Jetzt erst kenne ich Euch, sagte Friedrich mit kalter Verachtung, und es ist unter der Würde eines jeden Menschen, der noch eines Gedankens fähig ist, auf den Aberwitz eines Narren zu antworten.
Friedrich wollte ohne Gruß und ohne irgendein Zeichen von Hochachtung sich entfernen, aber der Bischof rief: Bleibt! Antworten werdet Ihr ganz gewiß, entweder im Guten und freiwillig, und dann kann, wie sehr Ihr mich auch lästern mögt, die Kirche noch mit Mitleid Eurer Jugend gedenken, die dem Irrtum und der Verführung, besonders durch schöne Weiber, ausgesetzt ist; oder Ihr gesteht gezwungen, durch das Mittel, welches für verstockte Sünder da ist, durch die Folter.
Die Türe öffnete sich, und Häscher traten herein, die den betäubten Friedrich in Empfang nahmen, um ihn in den Kerker zu schleppen. Auf der Straße begegnete ihm ein Zug, vom Geschrei des Pöbels und lautem Lachen und Jubel begleitet. Als er näher kam, sah er, daß es Frau Catharina war, die, so wie er, in den Kerker geführt wurde. Wir sehn uns früher wieder, als wir dachten, sagte sie mit mildem Ausdruck, indessen Friedrich, von blinder Wut betäubt, nicht fähig war zu sprechen. Die Schadenfreude des Pöbels, die über das Unglück und die Schande der schönen, reichen Frau gefrohlockt hatte, ward dadurch gestört, daß Friedrich, der Sohn des geliebten Ritters, den alle ehrten, ebenfalls derselben Schmach war preisgegeben worden. Der Vater vernahm mit Entsetzen, was seinem Sohne begegnet sei, und beriet sich mit seinen Freunden, welche Mittel man ergreifen müsse.
Es war ein betrübender Anblick für alle Freunde des Alten, wie Labitte trostlos durch die Stadt irrte, als er erfahren, daß Friedrich und Catharina gefangen seien. Allenthalben suchten seine Klagen Hülfe, er war in der Furcht, daß man auch ihn anklagen würde, und so geschah es auch, indem er eben weinend im Hause des Schakepeh Mitleid erflehte. Der Greis war ganz ohne Fassung; er rief, als er über die Straße geführt wurde, den Küster Wundrich sich zu Hülfe, der aber mit
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