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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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Bürger würden nicht zu uns stehn, die Schöffen sind unentschlossen und voll Angst, der Adel zöge vielleicht gegen uns. Dann wären wir verloren, wenn der Herzog nachher noch seine Reisigen gegen uns schickte. Ja, wären wir einig und dächten alle so wie ich, so wollten wir diesem kleinen verrückten Bischof bald sein Spiel verderben.
    Wie ihr wollt, Herr, sagte Guntram; aber Ihr seid in diesen Dingen nicht so erfahren wie ich. Ich habe den großen Aufstand in Gent mitgemacht, früher war ich Soldat; wo es Lärmen und Scharmützel gab, da wurde ich von meinem Gemüte hingezogen. Es liegt oft nur an einer Kleinigkeit, daß eine ganze Stadt und Landschaft in den hellen Aufruhr hinausbricht. Sitzt alles still und läßt sich alles Unheil auf Ohren und Rücken regnen, so ergibt sich freilich nichts. Aber oft bedarf es nur einer Handvoll Menschen, die steif und fest auf ihrem Willen bestehen, so befeuert das die andern; der Schläfrigste wirft seine Mütze ab und setzt fluchend den Sturmhut auf; der Spektakel ergreift alles; in jeder Gasse rühren sich die Menschen und besinnen sich darauf, daß sie etwas zu verfechten haben. Wie ein Fieberhitziger steckt einer den andern an, und sie trotzen, schreien und toben, und wissen oft selbst nicht, was sie wollen. Manchmal haben sie keine Sache zu verfechten, die finden sie dann aber im Tumult. O, ich weiß mit den Geschichten Bescheid und kenne das Gemüt meiner Landsleute. Einer, dann etliche, dann mehr müssen nur voran. Jeder denkt dann, die haben Hinterhalt, so laufen sie mit und begeistern sich und andre. Die Masse wächst, wie ein gerollter Schneeballen, und indem sich jeder auf den andern verläßt, wird er selber mutig. Und Ihr nun gar! Ihr habt ja die allerbeste Sache von der Welt zu verfechten. Jetzt sind es gerade dreißig Jahr, als ich dabeistand, wie das gute Mädchen von Orleans verbrannt wurde. Das tapfere Kind, das damals den jetzigen Franzenkönig aus seinem Elend errettete, sollte nun auch eine Hexe sein. Das, dachten wir alle, wäre nun gewiß die letzte Hexe, die sie auf den Scheiterhaufen setzten, denn die schändliche Lüge sprang allen in die Augen. Die Menschen weinten und ächzten, als sie das geduldige, schönlockige Schlachtopfer in seinen qualvollen Tod hineingehen sahen. Ich versichere Euch, hätten sich nur vierzig Menschen einen echten Mut fassen können, so wäre wohl das ganze Volk, trotz der englischen Soldaten, zur Meuterei erwacht. Laßt uns gewähren, Herr, und Ihr sollt Wunder sehen.
    Ich verbiete dir jedes Unternehmen, sagte Carrieux, wenn du nicht willst, daß ich dich, so nützlich du mir bist, fortschicken soll.
    Meinthalb, sagte Guntram verdrießlich; aber ich gebe Euch mein Wort, daß Ihr es noch bereuen werdet, so unsern guten Willen verkannt zu haben.
    Köstein, von der Forderung und Appellation des verwundeten und kranken Denis erschreckt, nahm unvermutet von seinen Freunden, Bekannten und dem Kanonikus Melchior Abschied, um schnell zum Herzoge zu reiten, damit ihm die Berufung auf dessen Sohn keinen Schaden bringen möge. Er war überzeugt, daß es nur weniger Worte beim alten Fürsten bedürfe, um alles niederzuschlagen, was irgend Wahres oder Unwahres gegen ihn vorgebracht werden könnte. Melchior war um seinen Vetter besorgt; dieser aber verlachte in seinem jugendlichen Übermut nur die Furcht des älteren Mannes.
    Friedrich war eben bei der tief betrübten Frau Catharina, um sie zu trösten, als sie durch einen Boten, den sie nicht kannte, und der sich schnell wieder entfernte, folgendes Blatt erhielt. Die Schrift war verstellt, und der Schreiber nicht mit Sicherheit zu erraten.
    »Entflieht! Noch heut, womöglich noch in dieser Stunde. Am sichersten nach Frankreich oder Deutschland. Zaudert nicht. Wählt das Land, das Ihr am ersten erreichen könnt. Nehmt Juwelen und Geld mit, soviel Ihr könnt. Morgen ist alles zu spät. Laßt auch das Beste zurück, um Euch nur selbst zu retten.«
    Sie sahen sich an und auch Friedrich war erblaßt. Ich fliehe, sagte sie, denn ich errate, von wem dieses Blatt kommt; es ist eine Tat der Reue, denn der Dechant hat erst diesen Unsinn des Bischofs befördert, den er jetzt vielleicht gern zur Vernunft bringen möchte. Es scheint also, die Sache wird ernster, als selbst unsre böseste Furcht ahnden konnte.
    Wie kann ich Euch nützen, arme Freundin? fragte Friedrich; soll ich Euch begleiten? Braucht Ihr mehr Diener?
    Nichts von alledem, sagte sie, was nur Aufsehn machen würde. Ich gehe in einer

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