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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Hand so ruhig blieb.
    »Sonst redest du anders.«
    »Mag sein«, antwortete Anna und zuckte die Schultern. »Wie sieht es nun mit dem PC aus?«
    »Alles paletti. Das Ding ist bei mir im Kofferraum, samt Drucker. Es ist mordsschwer, du mußt mir helfen.«
    Marie hatte Anna ihren alten Personalcomputer angeboten, kostenlos, sie bekam einen neuen von ihrem Institut. Anna war happy gewesen, sie hatte ihre Examensarbeit noch auf der Schreibmaschine getippt, obwohl Till selbstverständlich einen PC besaß. Sogar einen »Apple« und die neuesten Textverarbeitungsprogramme sowieso, aber er wollte keinen Laien daran lassen, und eine Frau von so geringem technischen Verstand wie Anna erst recht nicht. Also hatte sie mühsam mit Tipp-ex korrigiert, hatte sich Stichworte und Quellenangaben auf Karteikarten notiert, es war eine Plackerei gewesen. Natürlich kam ihr das Angebot ihrer Schwester wie gerufen.
    »Hast du ein Verbindungskabel?« fragte Marie, nachdem alles aufgebaut war. »Ohne können wir den Drucker nicht starten, ich hab das alte von mir vergessen, glaube ich.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Anna. Sie wußte nicht einmal, wie so ein Ding aussah.
    »Bestimmt hat dein Mann eins in Reserve. Er hat doch jeden technischen Schnickschnack doppelt und dreifach, und ein Notebook hat er auch. Sieh mal da nach.«
    »Moment«, sagte Anna. Das Notebook lag in Tills Schreibtisch, das wußte sie. Sie mußte suchen, der Schreibtisch war wuchtig und mit vielen tiefen Schubladen ausgestattet, sie kannte sich nicht darin aus, normalerweise ließ sie die Finger von Tills Sachen. Er war da sehr heikel. Sie stieß mit der Hand gegen etwas aus Plastik, ziemlich groß und bunt. Als sie die Schublade weiter herauszog, sah sie, daß es ein Karton mit fünfzig Riesenlutschern war, und daneben lag eine große Zellophanpackung mit Lakritzschnüren, auch fünfzig Stück. Anna schüttelte den Kopf, sie litt doch nicht an Wahnvorstellungen. Fünfzig Lollis und fünfzig mit Brause gefüllte Lakritzschnüre im Schreibtisch eines erwachsenen Mannes, der nie Süßes aß, höchstens Herrenschokolade »zartbitter«. Sie wußte wirklich nicht, was sie davon halten sollte.
    »Verrückt«, murmelte sie, als sie mit dem Kabel, das neben dem Notebook gelegen hatte, zu Marie zurückkam. Natürlich war die neugierig. Anna zeigte ihr den Fund, aber diesmal wußte sogar Marie, die sonst für alles eine Erklärung fand, keine vernünftige Antwort. »Mein lieber Schwager spinnt«, meinte sie nur, »jetzt spinnt er endgültig und vernascht in Ermangelung von etwas besserem Kindersweets.«
    »Danke«, erwiderte Anna. Es tat ihr schon leid, Marie überhaupt etwas gesagt zu haben. Schließlich zielte deren Bemerkung glasklar gegen Annas Qualitäten im Bett.
    »Mein Gott, hab dich nicht so. Ihr seid zehn Jahre verheiratet, da ist einfach überall der Ofen aus, für ihn wie für dich.
    Oder willst du mir erzählen, daß du bei Till sexuell noch auf deine Kosten kommst?«
    »Sex ist nicht alles«, protestierte Anna.
    »Aber die halbe Miete«, grinste Marie. »Probier’s mal, du glaubst gar nicht, wie gut das tut.«
    Als ihre Schwester endlich gegangen war, öffnete Anna noch eine zweite Flasche Wein. Ob Till auch so dachte? Immerhin hatte die Flaute im Ehebett schon vor geraumer Zeit angefangen, wenn sie es sich recht überlegte. Blödsinn, das konnte es nicht sein, sagte sie sich dann, wenn er bei ihr schon keinen hochbekam. Oder bekam er nur bei ihr, seiner Ehefrau, altgedient durch zehn Ehejahre, keinen mehr hoch? Eine quälende Vorstellung, trotz allem. Sie versuchte, ein anderes Bild dagegen zu setzen, eines, wo sie selbst es tat. Es? Sie lachte und schniefte, es sickerte ihr trostlos aus den Augen und den Nasenwinkeln. Sie fand nicht mal mehr ein Bild in sich von einer tollen Nummer mit einem tollen Typen. Sie war wirklich altgedient. Früher hatte sie sexuelle Phantasien gehabt, sehr heftige sogar, manchmal hatte sie in einer Umarmung von Till an seinen Bruder Julius gedacht, er an Tills Stelle oder gleichzeitig, sie hatte es niemals mit zwei Männern getrieben, aber ausgemalt hatte sie es sich schon. In der Wirklichkeit war es nie so gewesen, Till war auch in dieser Hinsicht konservativ.
     
    Till kam vom Squash zurück und war sauer. Anna merkte es an der Art, wie er sein Zeug hinknallte, die Sporttasche und die Jacke und sich selbst auch: Er schmiß sich auf sein Zweisitzersofa und ließ den Fernseher aufröhren. Er sprach keinen Ton mit ihr. Annas

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