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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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hatte sich rasch wiedergegeben. Marie war heute anders.
    »Salute«, sagte Anna und hob auch ihr Glas, die beiden Gläser berührten sich, und es entstand ein sehr zarter und zugleich runder Ton. »Es ist schön heute abend mit dir«, fügte sie hinzu.
    »Es ist sehr schön«, bestätigte Marie, »du bist ganz anders heute«.
    Anna lachte, schließlich hatte sie gerade eben genau dasselbe von ihrer Schwester gedacht, aber sie sagte nichts mehr, weil die Küchentür aufschwang und einen würzigen Duft vorschickte. Sie bekamen Jacobsmuscheln in Knoblauchbutter vorgesetzt, es schmeckte himmlisch. Trotz Knoblauch, denn eigentlich aß Anna nie Knoblauch, wegen dem Geruch und weil sie Aufstoßen davon bekam. Till fand es überhaupt widerlich, wenn Leute hemmungslos Knoblauch verzehrten und ausdünsteten. Er wechselte demonstrativ den Platz, wenn Marie bei einem der unvermeidlichen Familientreffen mit Knobifahne erschien. »Sie muß sich nicht wundern, daß jeder Typ abspringt.« Marie dagegen schien es geradezu darauf anzulegen, ihn damit zu reizen, denn wenn Anna ihre Schwester bei ihrer Mutter traf, roch sie völlig normal.
    Anna legte ihr Besteck auf dem Messerbänkchen ab, das erinnerte sie auch an ihre Kindheit, und stippte ein Stück Baguette in den Sud auf dem Teller, die frische Krume saugte sich voll, »hm«, sagte sie, »köstlich.«
    »Du bist wirklich nicht wiederzuerkennen. Ohne deinen Mann bist du richtig umgänglich.«
    »Du auch, ohne deine französischen Gockel, meine ich. Manchmal ist es eine Plage, dir zuhören zu müssen, wenn du einen von diesen Typen vorführst.«
    »Besser ich führe sie vor als sie mich.«
    »Das ist mir zu hoch. Ich glaube, ich habe schon einen sitzen.«
    »Darauf wollten wir trinken, erinnerst du dich? Salute!« Die Flasche war leer, Marie tippte mit dem Finger auf den Flaschenhals. Der Patron verstand, er kam mit einer neuen Flasche, und Marie sprach weiter. »Das ist dein größter Fehler, glaube ich«, sagte sie und rubbelte sich über die Nasenspitze, »du marschierst immer im Geleitzug von irgendwem. Erst war es unser Vater, dann ich, und schließlich Till, bei dem ist es am schlimmsten. Es hat absolut nichts zu sagen, daß er spendabel ist, er führt dich trotzdem am Nasenring, nur daß der hübscher aussieht als bei weniger gut verdienenden Paschas. Dabei hat er nicht mal das Zeug zu einem Pascha, ein echter Pascha ist nicht mal so übel. Till ist ein echter Futzi, du hättest das nicht nötig, du hast was. Ich hab immer tüchtig reinklotzen müssen, um zu wirken. Du nicht, du mußt es nur rau slassen. Ich glaube, jetzt bin ich wirklich blau. Salute!«
    »Salute!« Anna faßte sich an den Kopf, es war kein unangenehmes Gefühl, nur so, als ob ihr Kopf und der Stuhl und überhaupt alles hier nicht mehr fest an ihrem Platz wären, da wo sie hingehörten. Ich bin auch blau, dachte Anna, eben hat sich das fast so angehört, als ob meine große Schwester manchmal auf mich neidisch gewesen wäre, und das mit dem Futzi war gar nicht so falsch. Till markierte den Pascha und den Weiberheld, aber in Wirklichkeit war Halbmast bei ihm, dazu paßte auch die miese Art, wie er sie übers Geld in die Knie zu zwingen versuchte, der Nasenring war seit neuestem aus Blech, aber das konnte Marie nicht wissen. »Ich muß mal aufs Klo«, sagte sie. »Dringend.«
    »Da hinten durch. Paß auf, es ist ziemlich eng.«
    »Ja«, sagte Anna. Als wäre es ein Kunststück, aufs Klo zu gehen. Aber der schmale Gang zwischen den Tischen schlingerte seltsam, die Tür mit dem Messingmädchen glitt ihr ein paarmal aus der Hand, und als sie endlich ihre Strumpfhose und den Schlüpfer hinuntergezogen hatte und es losgehen konnte, tat sie einen lauten Schrei und es polterte entsetzlich. Unter ihrem nackten Po war es tierisch kalt gewesen, und es gab kein Loch in diesem Scheißklo. Sie versuchte, das Tröpfeln zu stoppen. Als sie nachsah, war da der Klodeckel, sie hatte vergessen, ihn hochzuklappen, von außen klopfte es gegen die Tür. »Ist alles in Ordnung?« das war Marie, »ja«, rief Anna zurück und kicherte, sogar ihr Höschen war naß geworden. Als sie es wieder hochzog, hatte sie ein ziemlich klammes Gefühl zwischen den Beinen.
    »Was war los?« wollte Marie wissen.
    »Du glaubst es nicht.« Anna mußte schon wieder kichern.
    »Es war ein Mordslärm.«
    »Ich hab auf den Klodeckel gepischert. Ich hab ihn glatt vergessen.«
    »Ferkel!«
    »Naja!«
    »Und obendrein stinkst du nach Knoblauch.«
    »Du

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