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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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auch.«
    »Wenn Till dich so erlebte …«
    »Ich würde ihn glatt küssen.«
    »Mit dem Gestank und bepischert?«
    »Nur noch so!«
    »Du machst dich, kleine Schwester.«
     
    In dem Hotelbett, es war nicht sehr breit und in der Mitte bildete die Matratze eine Kuhle, kuschelte Anna sich an ihre Schwester. Sie hatten sich nicht abgeschminkt und nicht gewaschen, beide nicht, sie waren nur aus ihren Kleidern geschlüpft und ins Bett geplumpst. »Du siehst aus wie ein Clown!« hatte Marie gesagt, bevor sie das Licht ausknipste, und Anna hatte gegrinst, so etwas war nur ohne Mann möglich. Mit Mann und erst recht mit einem wie Till mußten Frauen schön und sauber sein, aber irgendwie fühlte Anna sich in ihrem Wein-Knoblauch-Pipi-Schweiß-Duft unglaublich wohl. »Ich bin ein richtiges kleines Ferkel«, kicherte sie.
    »Was?« Marie hatte schon fast geschlafen.
    »Nichts. Schlaf weiter.« Ferkel-ferkel-ferkelferkelerkel … Es hörte nicht auf und war ein Lied, vielleicht so was wie die Marseillaise, ihr ganz persönlicher Revolutionssong und später vielleicht eine Hymne, wenn sie es geschafft hatte. »Du hast was, es steckt in dir drin«, hatte Marie gesagt, »du mußt es nur rauslassen.« Sie arbeitete daran, heftig, und im Traum war sie eine Hexe und Zauberin, Jeanne d’Arc und Mephisto, nur hübscher, viel hübscher, »du siehst sehr hübsch aus«, hatte Marie gesagt, und solche wie Till gehörten aufs Schafott oder gegrillt, es war eine neue Zeit angebrochen, schlechte Zeiten für Paschas und Futzis, Halbmastzeiten, es war ein sehr wirrer und auch schöner Traum.
    »Hast du gut geschlafen?« fragte Marie am Morgen. Eigentlich war es schon Mittag.
    »Super.«
    »Denk dran, der erste Traum in einem fremden Bett geht in Erfüllung.«
    »Armer Till!«
    »Hast du ihn im Traum …?« Marie setzte die Handkante vor ihre Kehle, bewegte sie hin und her.
    »So ähnlich«, sagte Anna. »Gibt es hier in Flandern nicht irgendeinen berühmten Hexensabbat?«
    »Stimmt. In Nieuwpoort. Wollen wir hinfahren?«
    »Klar.«
    »Sozusagen eine Dienstreise zu Kolleginnen?«
    »Exakt.« Anna räkelte sich, es war gar nicht so übel, eine Schwester zu haben. Marie war in Ordnung. Ohne den ganzen aufgesetzten Firlefanz war sie sogar schwer in Ordnung.

Der Nubbel brennt
     
    Anna schloß die Haustür auf und sah seine Schuhe. Blank gewichst standen sie in der Diele, die Spitzen schnurgerade an der Teppichleiste ausgerichtet, Till war zu Hause. Anna drehte sich zu Marie um: »Er ist da.«
    Marie zuckte die Schultern. »Na und?«
    Was soll’s, dachte Anna, es ist genauso mein Haus wie seins, ich werde nicht anklopfen in meinen eigenen vier Wänden. Sie stieß die Wohnzimmertür, die nur angelehnt war, mit dem Fuß auf und sagte »Guten Abend!«, unter zivilisierten Menschen war das so üblich, sogar noch, wenn man sich die Pest an den Hals wünschte.
    Till drehte sich nicht um. Er saß halb mit dem Rücken zu ihr auf seinem Lieblingssofa, neben sich die aufgeblätterte Zeitung, und vor ihm lief der Fernseher. Eigentlich war das nicht seine Art, entweder er sah fern oder er las oder er aß, nur der Stadtanzeiger zum Frühstück war eine Ausnahme. »Man muß den Tag schließlich informiert angehen«, »man« war er.
    Till blätterte eine Seite um und legte zugleich den Kopf schief, ein Sprecher im Regionalprogramm berichtete über den Karneval, genauer über die Viertelszüge, gerade zog ein Indianerstamm über den Bildschirm, dahinter folgten die Wikinger, aus dem Hintergrund war das »Kamelle« der Leute zu hören. Ab und zu holte die Kamera ein paar Hände ins Bild, die sich gierig vorstreckten, um die Beute zu schnappen und in Plastikbeuteln zu verstauen; es war jedes Jahr dasselbe und wie ein Virus. Anna hatte auch einmal dort am Straßenrand gestanden und hinterher erstaunt auf ihre Finger gesehen, die schwarz gewesen waren, und ihre Stimme war heiser gewesen vom Brüllen. Das Zeug, das sie geschnappt hat te, hatte ihre Manteltaschen ausgebeult, später hatte sie es weggeworfen.
    »Guten Abend, lieber Schwager«, sagte Marie, die hinter Anna ins Zimmer gekommen war.
    Diesmal sah Till auf. »Du?« sagte er.
    »Keine Angst, wir sind gleich wieder weg.«
    »Ein Glück«, erwiderte Till und schlug eine Seite seiner Zeitung um.
    »In welcher Charmefabrik läßt du arbeiten? Du bist ein echter Profi.«
    »Du kannst mich mal …«Das Zeitungspapier zerknitterte unter dem Druck von Tills Händen, aber er schien es nicht zu merken.
    »Null

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