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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Kittels.
    »Bei Ihnen hat er also auch schon schlappgemacht?«
    »Ja.« Das Mädchen schlug die Hand vor den Mund, die Nägel sahen abgebissen aus, sie endeten in einem schwarzen Saum, es konnte Blumenerde sein. »Das ist gemein«, nun verzogen sich die blassen Lippen zu einer Art Viereck, das nach unten zipfelte, auch als sie nichts mehr sagte, blieb der Mund leicht geöffnet in dieser kastigen Form. Es war das Knatschgesicht eines Kindes und nicht sehr liebenswert.
    »Überlegen Sie mal in Ruhe, wer und was gemein ist.« Anna beugte sich vor und stützte kurz beide Hände auf den Ladentisch. Das Mädchen wich einen Schritt zurück, weiter zurück konnte sie nicht, weil dort die Wand begann. »Warten Sie nicht, bis es zu spät ist. Sie können mich anrufen. Meine Nummer ist dieselbe wie die von Till, er kommt selten vor sechs Uhr heim.«
    »Sagen Sie nichts meiner Chefin, bitte.«
    »Ich überleg’s mir.« Anna lächelte in das blasse Gesicht mit den dünnen Haarsträhnen, die von einer Klemme mit einer pinkrosa Plastiktulpe zurückgehalten wurden. Haarklemmen mit rosa Plastik konnten auch zustechen. Anna fiel der Hexensabbat ein, Hexen, die auf ihren Besenstielen ritten, es konnten genausogut Haarklemmen und Fußhobel und Wortpfeile sein, darin war sie Expertin. Anna, die Oberhexe, nicht übel!
     
    Auf dem Heimweg kam Anna wie immer an der Bäckerei vorbei. Im Schaufenster hing eine Papptafel »heute frischer Bienenstich«. Anna blieb stehen.
    Sie glaubte, die frische Hefe zu riechen, und sah die dickliche Masse aus Mandelblättern und Honig vor sich, wie sie aus dem Topf auf die Teigplatte floß. Nach dem Backen wurden die Platten dann aufgeschnitten und gefüllt und wieder zusammengesetzt, beim Anschneiden quoll der Pudding über den Rand. Dieser Bienenstich war ein Stück Kindheit, Annas Mutter hatte früher oft Bienenstich gebacken.
    Anna faßte nach der Klinke. Es war idiotisch, warum sollte sie eigentlich nicht mehr bei Webers einkaufen? Es war sowieso verdammt lästig, jeden Morgen für zwei Brötchen einen ganzen Block weiter zu laufen.
    Drinnen duftete es wirklich nach frischer Hefe, fast so wie eben in der Erinnerung, und auf zwei Blechen sah sie den Bienenstich liegen. »Davon hätte ich gern ein Stück«, sagte sie und griff nach ihrem Portemonnaie, eine Mark und achtzig für ein Teilchen, sie hatte schon ewig lange keinen Kuchen mehr gekauft. Till stand nicht auf süß.
    »Zweimal Bienenstich und zwei Amerikaner«, hörte sie eine Stimme hinter sich sagen. Sie drehte sich um, sie kannte die Stimme. Es war Ramona, mit hinten auf dem Kopf abgebundenen Haaren und ungeschminkt, obwohl schon Nachmittag war.
    »Sie wieder hier?« fragte die Frau. Sie schien Anna erst jetzt zu bemerken, obwohl die doch gleich vor ihr stand. Die Verkäuferin reichte Ramona das Tablett mit den vier Kuchenstücken, sie griff danach, »mein Sohn ißt so gerne Amerikaner«; mit der freien Hand zupfte sie an ihrem Haargummi, fast wäre ihr das Tablett aus der Hand geglitten.
    »Aber der Bienenstich ist wohl für Sie allein«, sagte Anna. Zwei Stücke, dachte sie, diese Hüften kommen nicht von ungefähr, wenn sie so alt ist wie ich, wird sie wie eine Matrone aussehen.
    »Manchmal ist mir nach süß.«
    »Das denke ich mir. Besonders jetzt.« Anna ging zur Tür. »Auf Wiedersehen!« sagte sie laut.
    Die andere kam gleich hinterher, schließlich hatten sie denselben Weg.
    »Und wie meinen Sie das?« fragte sie.
    Anna blieb wieder stehen. Sie musterte die Frau, sehr glücklich wirkte die nicht, mal sehen, wieviel sie wußte. »Wie ich das meine? Nun, vielleicht leiden Sie unter der Einsamkeit.«
    »Wieso sollte ich einsam sein?«
    »Weil mein Mann Ihnen fehlt.«
    »Till ist nur ein paar Tage weg. Geschäftlich.«
    »Und das glauben Sie?«
    »Sonst hätte er mich mitgenommen.«
    »Für einen flotten Dreier?«
    »Sie sind gehässig, nur weil Till Sie verlassen hat.«
    »Behauptet er das?«
    »Ich weiß es doch selbst.«
    »Mir scheint, Sie wissen eine Menge nicht. Sie sollten einen Club aufmachen, den Club der Till-Frauen, das würde ihm gefallen, glaube ich.«
    »Till bleibt nur noch wegen dem Haus bei Ihnen. Er will das Haus nicht aufgeben. Er liebt mich.«
    »Und zu Ostern kommt der Weihnachtsmann. Dumme Frauen ziehen immer den kürzeren.«
    »Meinen Sie mich?«
    »Sie sind wirklich ein Schäfchen.« Anna hob leicht die Hand und überquerte dann die Straße. Sie würde in aller Ruhe ihr Stück Bienenstich essen und eine Tasse

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