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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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haben?« Anna hatte sehr langsam gegessen und auch noch eine Tasse Kaffee und einen Cognac getrunken. »Seit wann ißt du Kuchen, und dazu noch zwei Stücke?« hatte Till gemurmelt. Seine Mutter hatte es trotzdem gehört: »Laß Anna doch. Ich freue mich, wenn es ihr schmeckt. Vielleicht wird sie dann etwas ruhiger.« Till hatte keine Chance gehabt, bis sie wieder im Auto saßen.
    »Welche Schau?« fragte Anna.
    »Es ist total überflüssig, daß du meinen Bruder anmachst. Er kann einen Joghurtdeckel nicht von einem Weiberarsch unterscheiden.«
    »Bist du da sicher?«
    »Wieso? Hast du andere Erfahrungen mit ihm gesammelt?«
    »Und wenn?«
    »Ich warne dich.«
    »Ausgerechnet du?« Es wallte in Anna hoch. Einen Moment lang vergaß sie, daß zuckersüß angesagt war. Es war verdammt schwierig, diese Rolle durchzuhalten.
    Till sagte nichts mehr. Zu Hause verschwand er kurz in seinem Zimmer und kam mit einer Tüte zurück, im Vorbeigehen konnte Anna eine pistaziengrüne Schleife erkennen. Wer sich viele Weiber hielt, mußte auch viele Riesen-Ostereier verschenken.
    »Hoffentlich mögen wenigstens deine Grazien Halbbitter«, sagte sie.
    »Giftnatter.« Weg war er. Die Familienfeier war gelaufen.
     
    »Darf ich vorbeikommen und dir frohe Ostern wünschen?« Till hielt in der einen Hand den Hörer des Münzfernsprechers, mit der anderen Hand hielt er sich die freie Ohrmuschel zu. Er telefonierte von einer öffentlichen Telefonzelle aus, es war laut draußen. Schräg gegenüber konnte er das Apartmenthaus sehen, in dem Anette wohnte.
    »Ich bin gerade erst aus Hamburg zurück und ziemlich k.o.«, sagte sie.
    »Nur auf eine halbe Stunde«, bat Till.
    »Na gut.« Als Anette ihm öffnete, trug sie ein Kleid in einem zarten Maisgelb. Till hatte sie bisher immer nur in Kostümen und Hosenanzügen gesehen. Der weit schwingende Rock und der große Kragen, der ihren Hals und den Kopf sehr zart aussehen ließen, machten eine völlig andere Frau aus ihr.
    »Das ist ein sehr schönes Kleid«, sagte Till. »Sehr verführerisch.«
    »Findest du?« Sie sah ihn an, ihre Augen hatten etwas Melancholisches. Auch das paßte zu dieser sehr femininen Linie.
    Als Anette das Kleid wieder anzog, sie hatte es ordentlich auf einen Bügel gehängt, war der sanfte Schleier vor ihren Augen verschwunden. Er kannte das schon bei ihr, sie witterte Sex und nahm sich, was sie brauchte, sie war voll dabei, und hinterher war sie weit weg von ihm und sehr cool, wenn sie nicht einschlief. Diesmal sah sie auf die Uhr, seit Tills Ankunft war eine Dreiviertelstunde vergangen. »Danke für das Geschenk«, sagte sie, »aber es wird wirklich Zeit für mich.«
    »Ich verstehe«, sagte Till. Er sah kurz hinüber zu dem aufgeklappten Riesen-Osterei, das er ihr mitgebracht hatte. Die eine pistaziengrün verpackte Hülle war mit Pralinen gefüllt, das Ei selbst war aus Zartbitterschokolade, er hatte sich überlegt, daß zu einer Frau wie Anette keine Vollmilchschokolade paßte. In der zweiten Hälfte lag ein Schlüsselanhänger aus Silber mit Anettes Initialen und ihrem Sternzeichen, sie war Fisch. »Wenn du hier drückst«, er hatte ihr die Stelle gezeigt, »findest du das Schlüsselloch garantiert.« Als sie an ihrem ersten gemeinsamen Abend nach der Betriebsfeier zusammen in Anettes Wohnung gekommen waren, hatte sie nämlich Mühe mit dem Aufschließen gehabt. Er hatte lange überlegt, was er ihr schenken könnte. Wenn sie auf den Fischkopf drückte, kam ein Lichtstrahl aus dem Fischmaul, es war ein Unikat.
    »Ich habe es extra für dich anfertigen lassen«, sagte Till.
    »Das ist lieb von dir.« Der Anhänger lag in der Eihälfte. Sie sah nicht einmal hin.
    »Und wann sehe ich dich wieder?«
    »Ruf mich an.«
    »Morgen«, sagte er und trat auf sie zu. Als er sie küssen wollte, berührte er wieder nur ihren Hals.
    »Du«, sagte er, »ich könnte schon wieder.«
    »Übertreib’s nicht«, sagte sie und zog an der Korridortür. Till sah den Aufzug vorbeigleiten, es war ein Glasgehäuse, das zu dem eindrucksvollen Entree unten paßte.
    »Bis dann«, sagte er. Er drückte auf »E«, bis nach unten waren es fünf Stockwerke, während der Glaskasten hinabglitt, faßte er sich an die Hose. Er könnte tatsächlich schon wieder.
     
    »Frohe Ostern.«
    »Du? Ich dachte schon …« Ramona sah Till aus kleinen Augen an. Klein und gerötet, so als ob sie geweint hätte.
    »Falsch gedacht.« Er schob sie in den Flur, aus der angelehnten Tür zur Küche hörte er den

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