Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
denn?«
»Dein Vater war so nett und hat sie mir vorhin auf seinem Weg zum Tchibo vorbeigebracht. Ich hab ja leider keine.« Er breitete die Arme zu einer entschuldigenden Geste aus.
»Brauch ich ja auch nicht, schließlich bin ich total lauffaul«, verkündete er. »Aber von unserem Doc weiß ich, dass er mit dir öfter durch den Pfälzer Wald pilgert und du folglich solche Schuhe besitzt. Dein alter Herr ist ja so ein netter und hilfsbereiter Zeitgenosse. Er hat sich sofort zu dieser kleinen Gefälligkeit bereit erklärt.«
Bei dieser wohlwollenden Umschreibung kann es sich nur um eine Verwechslung handeln, dachte Tannenberg, behielt seine Gedanken aber für sich.
»Und jetzt stellst du dich neben die linke Wanne«, ordnete Mertel an.
Der Chef-Ermittler tat, wie ihm geheißen.
»So, und nun steigst du vorsichtig in die Wanne hinein. Schön langsam, einen Wanderschuh nach dem anderen aufsetzen. Pass auf, dass du immer mit der flachen Sohle auftrittst.«
Tannenberg befolgte brav die Anweisungen.
»Nicht mehr bewegen, einfach nur einen Augenblick stillstehen und dein Körpergewicht gleichmäßig verteilen.« Mertel wartete ein paar Sekunden. »Okay, Wolf. Nun steigst du wieder genauso vorsichtig aus der Wanne heraus, wie du eingestiegen bist, und stellst dich hier auf den Putzlappen.«
Kommissar Schauß stützte seinen Chef, während ihm der Spurenexperte nacheinander die Wanderstiefel auszog. Dann goss Mertel eine zähflüssige Spezialmischung in die Stollenabdrücke. Anschließend ging er zu einem Waschbecken und brauste die Profilsohlen so lange ab, bis sie völlig von der matschigen Walderde gereinigt waren. Dann föhnte er die Sohlen trocken.
»Wegen der gleichen Versuchsbedingungen«, erläuterte Mertel seinen verwundert dreinblickenden Kollegen über die Schulter hinweg.
»Nun zu dir, Sabrina«, sagte der Spurenexperte und ging zu ihr hin. »Sei so lieb und setz dich bitte auf den Stuhl, auf dem Wolf gerade saß.« Er begleitete seine junge Kollegin. Als sie Platz genommen hatte, reichte er ihr eine Plastiktüte.
»Hier hast du zwei Hüttenschuhe. Sie dürften in etwa deine Schuhgröße haben. Schlüpf bitte mal rein«, bat er. Während die junge Kommissarin der Aufforderung nachkam, schob Mertel mehrere Einlegesohlen in Tannenbergs Wanderschuhe und stellte sie vor Sabrina auf den Fußboden. »Und, passen die Hüttenschuhe einigermaßen?«
»Ja, ein kleines bisschen sind sie vielleicht zu groß.«
»Das macht nichts. Schlüpf jetzt bitte in Wolfs Wanderschuhe.« Mertel zog einen Mundwinkel hoch. »Keine Angst, ich hab sie vorher desinfiziert.«
Sabrina Schauß schob ihren rechten Fuß in den für sie überdimensionierten Schuh. »Ganz schöne Riesenlatschen sind das«, sagte sie.
»Soll ich noch eine weitere Sohlen einlegen?«, fragte Mertel.
Sabrina schüttelte den Kopf, während sie fest an den Schnürsenkel zog. »Ich denke, es sind genügend«, meinte die Kommissarin. Sie band die Schnürsenkel zusammen und bewegte den Fuß.
Der Kriminaltechniker hielt ihr eine Einlage vor die Nase.
»Nee, nee, Karl, es geht schon«, wehrte Sabrina ab und schlüpfte in den zweiten Wanderschuh. »Vorne und hinten habe ich zwar etwas Platz, aber von der Höhe her stimmt’s ziemlich genau. Kilometerweit könnte ich damit allerdings nicht wandern.«
Mertel lachte herzhaft. »Das brauchst du auch nicht. Du sollst nur das Gleiche tun wie Wolf. Dann erlöse ich dich auch schon wieder von dieser Tortur.«
Die sportliche Kommissarin ging einige Schritte. »Ich komme mir gerade vor wie ein Clown, der mit Riesentretern durch die Manege stapft«, meinte sie.
Sabrina erledigte die gleiche Prozedur wie ihr Vorgesetzter. Mertel war sehr zufrieden mit ihr. »Das hast du optimal hingekriegt«, lobte er, während er nun auch in diese Sohlenabdrücke weiße Masse goss und sie anschließend verteilte.
»Erlaubst du mir eine kurze Zwischenfrage?«
»Klar, Wolf, dir doch immer.«
»Was soll das hier eigentlich werden?«
Der Spurenexperte stand bereits wieder am Waschbecken und befreite mit der Handbrause einen von Tannenbergs Gipsabdrücken von der anhaftenden Walderde.
»Nur noch zwei Minuten, dann kannst du dir diese Frage selbst beantworten«, behauptete Mertel. »Ich verspreche dir, die Wartezeit lohnt sich.« Nachdem er auch Sabrinas Abdrücke gereinigt hatte, zeigte er seinen Kollegen die gerade gegossenen Gipsplatten. »Und, was fällt euch auf?«, fragte er in die Runde.
»Was soll uns denn da auffallen?«,
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