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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Kopf und atmete tief ein und aus. »Kommt, Schwestern, probiert es auch mal wieder«, forderte sie.
    Doch ihre Freundinnen machten keinerlei Anstalten, sich von der Bank zu erheben. Resigniert nahm sie wieder auf den kalten Holzplanken Platz.
    Während Vicki vor sich hin schmollte, wandte sich Rolla an Lotte: »Was willst du uns eigentlich zeigen?«, fragte sie.
    »Etwas sehr Interessantes«, erwiderte Lotte. »Und außerdem möchte ich noch etwas enorm Wichtiges mit euch besprechen«, schob sie in einem Ton nach, der keinerlei Widerspruch duldete.
    Sie warf Vicki einen Blick zu, doch die scharrte trotzig mit ihren Schuhen im Sand. »Und das geht beim Wandern nicht so gut«, sagte sie an ihre beleidigte Freundin adressiert.
    Lotte kramte in ihrer Handtasche herum, fischte ein DIN-A5 großes tagebuchähnliches, schwarz eingebundenes Büchlein heraus. ›Nemesis-Projekt‹ prangte in roten Lettern auf einem weißen Aufkleber.
    »›Nemesis-Projekt‹«, las Rolla vor, wobei sie die beiden Worte in ihre Silben zerlegte. Der Klangfärbung ihrer Stimme konnte man entnehmen, dass sie mit dieser Bezeichnung nichts anzufangen wusste.
    Ein Ruck ging durch Vickis Körper. Sie straffte sich und erläuterte: »Nemesis, Rachegöttin in der griechischen Mythologie, auch Göttin des gerechten, vergeltenden Zorns genannt. Sie bestraft vor allem die menschliche«, sie verzog ihren Mund zu einem schiefen Grinsen, »mithin männliche Selbstüberschätzung.«
    »Wenn wir dich und deine literarische Bildung nicht hätten«, frotzelte Rolla.
    Vicki überging die Bemerkung. »Der Name ist absolute Spitze und passt haargenau zu unserem Rachefeldzug. Warum hast du uns denn noch nie etwas über diese geniale Wortschöpfung gesagt?«, wunderte sie sich.
    »Weil mir der Name erst vor zwei Stunden eingefallen ist«, behauptete Lotte.
    »Dieses Büchlein habe ich noch nie zuvor bei dir gesehen.«
    »Kein Wunder, Rolla. Ich habe es mir erst heute Morgen in der Stadt gekauft.«
    »Tolle Idee, die gute alte Tradition des Schwarzbuches wiederzubeleben«, schwärmte Vicki.
    »Finde ich auch«, stimmte Lotte zu.
    Verständnislos schürzte Rolla die Lippen. »Schwarzbuch?«, fragte sie.
    »Ja, ein Schwarzbuch gilt als symbolische Anklagesammlung, in der bestimmte Sauereien angeprangert werden«, klärte sie Vicki auf.
    »Ein schöner Nebeneffekt, ja sicher«, meinte Lotte. »Aber vor allem wollte ich endlich eine gewisse Systematik in meine Unterlagen und in unser Projekt bringen.« Sie grinste schelmisch. »Sonst verlieren wir womöglich noch irgendwann den Überblick.«
    »Und das wollen wir doch nicht«, grinste Rolla.
    »So ist es«, bestätigte Lotte. »Ich hatte vorher alles in einem Ordner abgeheftet. Aber in meinem kleinen Schwarzbuch sind die wichtigen Dinge bedeutend handlicher und anschaulicher untergebracht.«
    »Aber pass gut darauf auf«, mahnte Vicki. »Wenn diese Unterlagen in die falschen Hände kämen, dann …«
    »Keine Sorge, meine Liebe, dieses Kleinod hüte ich wie meinen Augapfel«, schnitt ihr Lotte das Wort ab. »Aber selbst wenn die Bullen das Buch in die Fingern kriegten, kämen sie uns damit niemals auf die Schliche.«
    »Klar, wegen unserer Decknamen.«
    Lotte bestätigte mit einem Nicken.
    Rolla konnte ihre Neugierde kaum mehr zügeln und rutschte nervös auf der Bank herum, als habe ihr jemand Juckpulver zwischen die Pobacken gestreut. Sie legte eine Hand auf das dünne schwarze Buch.
    »Was steht denn nun genau drin? Sag’s uns doch endlich«, drängte sie.
    Geradezu feierlich schlug Lotte das Büchlein auf. Auf das erste, dickere Blatt hatte sie einen Untertitel geschrieben, den Rolla nun vorlas: »›Eine gemeinsame Aktion der unheimlichen Schwestern Rolla, Vicki und Lotte.‹«
    Die erste Doppelseite war Norbert Basler gewidmet. Auf der linken Seite strahlte den Betrachterinnen das Konterfei des ersten Mordopfer entgegen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren alle möglichen persönlichen Angaben über den Personalchef der Pfalzbank aufgelistet.
    Die angeblichen Verfehlungen des mit einem gezielten Schuss in die Lendengegend getöteten Mannes hatte Lotte mit Rotstift hervorgehoben: Ausgeprägtes frauenfeindliches und chauvinistisches Verhalten, extremer Männer-Protektionismus in Personalangelegenheiten, radikale Torpedierung der Karrierechancen von Frauen, Mobbing und sexuelle Nötigung bis hin zu einer ungesühnten Vergewaltigung.
    Nach einer Leerzeile stand abgesetzt und in dicken roten Buchstaben zu lesen:

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