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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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unbemerkt, stahl sich Ylva zum Haus. Linnea und Micaela waren anscheinend hineingegangen. Außerdem registrierte ihre Nase Blut, viele andere Personen, die hier rein- und rausgegangen waren, doch was sie wirklich in Aufregung versetzte, war Finns Geruch. Ihn so nah und so stark wahrzunehmen, zwang ihr Herz, höher zu schlagen. Noch ein wenig, und sie würde ihn sehen!
    Doch Ylva zögerte. Sie witterte auch etwas anderes, so dass sich die Härchen an ihrem ganzen Körper aufstellten. Wobei »wittern« das falsche Wort war. Eher spürte sie es, ohne sich erklären zu können, wie. Den Hauch des Todes. Nein, es handelte sich nicht um eine Leiche, auch wenn es mindestens eine hier irgendwo gab. Ebenso wenig um ein Tier oder einen Menschen, der bald verenden
würde. Es fühlte sich an, als streifte der Tod persönlich irgendwo in der Nähe herum.
    Ihre Instinkte verlangten von ihr, das Weite zu suchen. Die Ratte zu ihren Füßen quiekte, die Nervosität des Tieres ging auf Ylva über. Sie tat einige tiefe Atemzüge, erlaubte der Panik nicht, sie mitzureißen. Was auch immer im Haus auf sie lauerte - sie musste hinein!
    Ylva schlüpfte in den Flur und konzentrierte sich auf Linneas Fährte, die in den Keller führte. Den Geruch des Blutes und das zerschlagene Mobiliar ignorierte sie, passte bloß auf, keinen Lärm zu verursachen und nicht in die Scherben zu treten.
    Stufe um Stufe stieg sie hinunter, durchquerte eine Waschküche und lugte um eine Ecke. Es vergingen einige Sekunden, bis sie mit ihrem Verstand erfasste, was sie dort sah. Als würden die einzelnen Elemente erst nach und nach zu einem vollständigen Bild verschmelzen.
    Auf dem Boden lag der Rumpf einer Frau mit zerfetzter Brust, der vom Hals abgerissene Kopf befand sich am anderen Ende des Raumes. Dem Geruch nach zu urteilen, war das Juliane. Die ehemalige Königin der Metamorphe, die Dämonenbesessene, die Zombieähnliche. Nur regte sie sich nicht mehr und gab bloß eine recht enttäuschende Leiche ab. Verflucht. In diesem Zustand würde sie kaum erzählen können, warum sie Ylva und ihren Vater damals verfolgt hatte, wer Oya war und was der große schwarz gekleidete Mann und sie gewollt hatten.
    Über dem Kadaver - denn menschlichen Überresten
ähnelte er wenig - schwebte etwas Dunkles. Ein Klumpen Schatten, der pulsierte, waberte und rauchte, wenn er sich bewegte. Immer wieder stieg das Ding zur Decke, dann sauste es auf den Rumpf zu, um in den toten Körper einzudringen und verdampfte aufs Neue. Bei diesem Anblick erwachte auch das Dunkle in Ylvas Brust, das dem Ding irgendwie glich. Es reckte und streckte sich, breitete die fadendünnen Fühler aus.
    Einige Metamorphe - unter ihnen Micaela - standen herum und sahen einander verblüfft an. Doch den Schattenklumpen bemerkten sie anscheinend nicht. Genauso wenig wie den seltsamen schwarzen Nebel, der den weiteren Teil des Raumes verschluckt hatte.
    Hinter dem Nebelschleier erkannte Ylva Linnea, die zu einer monströsen Gestalt sprach. Die Erscheinung vor der Königin ähnelte einem Menschen, allerdings mit einem bizarren Modegeschmack und misslungener Hautpflege. An ihren Hüften baumelten abgeschlagene Arme, eine vertrocknete Leiche schmückte ihr Ohr. Das wirre schwarze Haar hing ihr bis zur Taille. Die Augen waren blutunterlaufen, die Haut schwarzblau, in einer Hand hielt sie ein Sichelschwert. Doch Linnea zuckte mit keiner Wimper, als würde sie sich jeden Tag mit solchen Gestalten unterhalten. Vielleicht tat sie das auch, wer wusste das schon.
    Einige Schritte weiter stand ein Mann, der das Ganze offensichtlich bei weitem weniger gut verdauen konnte. Sein kantiges Gesicht wirkte leichenblass. Neben ihm kauerte auf dem Boden eine schwarzhaarige junge Frau,
die Ylva irgendwie bekannt vorkam. Und in ihren Armen … Ylva schnappte nach Luft und hätte beinahe vor Verzweiflung geschrien. In den Armen der Frau lag Finn.
    Tot.
    Mit einem Mal verlor alles andere für sie an Bedeutung. Sie vergaß das dunkle Etwas, den Nebel und die monströse Gestalt. Ihr Herz verkrampfte sich, die Kehle schnürte sich ihr zu.
    »Nein«, flüsterte Ylva, während sie an ihren Tränen schluckte. »Das ist nicht wahr. Du kannst doch nicht tot sein, nicht, wenn ich dich gerade erst gefunden habe!«
    Sie taumelte zurück und presste sich eine Hand auf den Mund, damit die anderen ihr Schluchzen nicht vernahmen. Gleichzeitig versuchte sie, sich zur Vernunft zu bringen. Du dumme Nuss, was weinst du um einen Mann, den du nicht einmal

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