Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
Vom Netzwerk:
erfahrener Nachzehrer, daher hoffen wir, dass er bald zurückkommt, auch wenn das einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Denn so einen hervorragenden Arzt wie ihn findet man nicht alle Tage, und auch Nachzehrer brauchen manchmal medizinische Hilfe.«
    Alba beobachtete ihn von ihrem Platz aus, und ihre Anwesenheit gab Ylva mehr Selbstsicherheit. Auch wenn sie bezweifelte, dass ein Mensch in der Lage wäre, einem
Untoten im Ernstfall die Stirn zu bieten. Allein die Gewissheit, jemanden bei sich zu haben, mit dem man ein gemeinsames Ziel verfolgte, reichte aus.
    »Hat Alfreds Tod - oder wie nennt ihr das? - wirklich dieser Messias zu verantworten?«
    »Tod ist schon ein passendes Wort dafür, denn die physischen Umstände bleiben die gleichen. Alles deutet darauf hin, dass es tatsächlich dieser Erlöser war oder jemand aus seinem Gefolge. Eines von euch Biest… ich meine … diese Metamorph-Frau mit der Katze konnte an ihm etwas erschnuppern und hat uns einige Anhaltspunkte gegeben. Leider zu wenige, um zu sagen, wo er festgehalten wurde.«
    »Also arbeiten die Nachzehrer und die Metamorphe tatsächlich zusammen?« Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte. Nur schwer ertrug sie die Anwesenheit der Untoten, die ihr mit ihrem unnatürlichen Zustand eine Gänsehaut bescherten.
    »Hey, uns gefällt das genauso wenig wie euch, aber unser Oberhaupt hat Recht: Zusammen haben wir bessere Chancen, die Sache in Ordnung zu bringen.«
    Ylvas Ohren zuckten, als sie Schritte auf der Treppe vernahm. Für den Bruchteil einer Sekunde hoffte sie, es sei Conrad, der nach ihr sehen wollte. Doch schon witterte sie die Königin, die in Micaelas Begleitung die Treppe hochkam, und wäre am liebsten völlig unter der Decke verschwunden.
    Roland hingegen bekam von dem Besuch erst etwas mit, als die Frauen in den Flur traten.

    Sogleich versperrte er der Königin und ihrer Begleiterin den Durchgang zum Wohnzimmer. Je länger Ylva ihn beobachtete, desto mehr kam es ihr vor, als würde er bei allem, was er tat, immer lediglich in eine Rolle schlüpfen. Jetzt machte er einen auf Türsteher: Breitbeinig, die Hände vor der Brust verschränkt, blickte er finster drein und wirkte dabei doch wie die reinste Karikatur.
    »Ich habe die Anweisung bekommen, niemanden in Ylvas Nähe zu lassen. Abgesehen von Alba. Und es tut mir gar nicht leid, euch bitten zu müssen, dass ihr wieder geht.«
    Micaela kniff die Augen zusammen und bleckte die Zähne. Das Strasssteinchen glänzte auf, als sie den Kopf schief legte. »Was glaubt ihr, wer ihr seid, Leichenbrut. So etwas müssen wir uns nicht bieten lassen!«
    »Fahr deine Krallen wieder ein, mein Kätzchen. Oder hast du schon vergessen, was deine Königin angeordnet hat?« Sein höhnischer Blick huschte zu Linnea, die sich kaum etwas anmerken ließ, als wären seine Sticheleien nichts als heiße Luft.
    Micaela fauchte, oder vielleicht war es ihre Katze, die buckelte und mit einer Pfote nach dem Jungen schlug. Die Krallen verhakten sich im Stoff seiner Jeans. Mit einem Fuß trat Roland das Tier beiseite, das über das Linoleum schlitterte. Micaela sprang vor, packte ihn an der Kehle und drückte ihn gegen eine Wand, ehe der Junge seine Angreiferin mit einer ungeheuerlichen Wucht hochschleuderte. Mit dem Rücken prallte die Jägerin gegen die Decke, so dass einige der Lamellen brachen, und
stürzte zu Boden. Sogleich sprang sie wieder auf die Beine und wollte auf den Jungen losgehen, als Linnea sich ihr in den Weg stellte.
    »Hört sofort auf«, sagte sie in einem Ton, als wäre sie die Königin der Metamorphe und der Anführer des Nachzehrer-Clans in einer Person. »Angesichts der Umstände, die uns bedrohen, sind eure Auseinandersetzungen einfach nur kindisch.« Sie wandte sich an Roland: »Conrad hat mir erlaubt, nach Ylva zu schauen. Natürlich unter deiner Aufsicht. Frag dein Oberhaupt, wenn du mir nicht glaubst.«
    Er glaubte ihr nicht, das sah Ylva ihm an, während sein Gesicht einen entrückten Ausdruck annahm. Kein Muskel zuckte, sogar der Blinzelreflex blieb aus, und die Augen wirkten leer, als hätten sie niemals einem intelligenten Wesen gehört. Noch unheimlicher erschien die Farbe seiner Iriden - eisblau, mit einer winzig kleinen Pupille in der Mitte.
    »Was macht er da?«, flüsterte Ylva.
    Alba kam zu ihr und setzte sich auf die Armlehne des Sessels. »Ich nehme an, er kontaktiert Conrad. Telepathisch.«
    Wieder etwas, was sie nicht gewusst hatte. Ylva beschloss, in Zukunft noch

Weitere Kostenlose Bücher