Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
Vom Netzwerk:
wenigen Metern Entfernung und hielt einen großen, flachen Pappkarton in den Händen.
    Conrad. Er kam tatsächlich hierher … um nach ihr zu sehen? Sie wagte es kaum zu glauben und starrte ihn mit halb geöffnetem Mund an, bis sie sich vorstellte, wie dämlich sie damit aussehen musste.
    »Ich habe Ihnen etwas zu essen mitgebracht«, sagte er.
    Roland schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich Hornochse! Daran hätte ich auch denken können!«
    »Nun, dafür gibt es mich. Wobei ich mich für das Mahl entschuldigen muss. Es ist eine Pizza vom Lieferservice, und ich habe keine Vorstellung, wie sie schmeckt.«
    Ylva überwand ihre Angst vor dem Toten und ließ ihre Instinkte verstummen. Sie zwang sich, zu ihm zu gehen und blieb erst stehen, als nur der Karton sie noch von ihm trennte. Sie hatte erwartet, Conrad würde zurückweichen, aber das tat er nicht. Auch wenn er lieber das Smiley auf dem Deckel anstarrte als sie.
    Ylva nahm ihm die Pizza ab. »Vielen Dank. Willst du nicht …«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden …«
    Ylva ließ ihn nicht ausreden. Ein Sie hörte sich so fern
an. So kalt. So tot. All das, was Conrad für sie nicht war, einfach nicht sein konnte. »Willst du nicht bleiben und mit uns essen?«
    Er schaute auf. Zum ersten Mal nach dem Vorfall am Dammtor sah er sie direkt an. Und lächelte. Zwei Grübchen erschienen auf seinen Wangen, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht ganz. »Ich brauche keine Nahrung. Zumindest nicht solche.« Sein Ton klang milder, nicht mehr so abweisend und distanziert. Nicht mehr untot, was auch sie zu einem vorsichtigen Lächeln brachte.
    Roland räusperte sich. »Ach, da fällt mir ein, ich könnte jetzt … eine rauchen gehen. Alba, du leistest mir doch Gesellschaft, oder?« Er nahm die junge Frau an die Hand und bugsierte sie zur Tür. »Wir sind dann bald zurück.«
    Immer noch sah Conrad Ylva an, dann schwand sein Lächeln. Er wandte den Blick ab und schaute zu Roland. »Sie rauchen doch nicht. Und ich muss eh gehen, ich wollte nur die Pizza vorbeibringen. Rivas hat gesagt, er hätte etwas für mich, was er mir zeigen wollte. Hoffentlich bringt uns das in der Angelegenheit weiter. Schönen Abend noch. Und … Alba? Sobald Ihr Großonkel und ich miteinander gesprochen haben, wäre es für Sie sicherer, wenn Sie mit ihm gingen und in seiner Obhut blieben.«
    Er verließ die Wohnung, als hätte es den kurzen Moment der Nähe nie gegeben. Ylva seufzte und ließ sich auf die Couch fallen. Etwas bedrückte ihr Gemüt, etwas, was sie nicht in Worte fassen konnte. Hatte sie wirklich
geglaubt, Conrad würde bei ihr bleiben? Lächerlich. Warum sollte er? Außerdem war es um einiges entspannter, ihn nicht in der Nähe zu wissen und ihn somit nicht fürchten zu müssen. Genau. Rolands Anwesenheit konnte sie eh besser vertragen.
    Zusammen mit Alba aß sie die Pizza, ohne wirklich etwas zu schmecken, und spürte, wie die Müdigkeit sich langsam in ihren Gliedern ausbreitete. Irgendwann kam Adrián vorbei und holte seine Großnichte ab. Im Flur verabschiedete sich Ylva von ihr. Alba umarmte sie und versprach leise, die Zeit zu nutzen und in der gemeinsamen Sache nachzuforschen. Ylva blieb mit Roland zurück, der sie mit seinem Jo-Jo zu unterhalten versuchte und es schnell aufgab, da sie kaum seine Fertigkeiten beachtete.
    Ich darf nicht schlafen! , lautete einer ihrer letzten Gedanken, bevor ihr die Lider zufielen.

Kapitel 11
    C onrad machte die Wohnungstür hinter sich zu, und das leise Klicken des Schlosses hallte durch das Treppenhaus. Er musste gehen, das wusste er, aber nicht, wohin und warum. Irgendetwas passierte mit ihm, etwas, was ihn beunruhigen sollte. Seine Ahnungen hatten ihn noch nie getäuscht, und diesmal warnten sie ihn besonders eindringlich. Vor Ylva. Vor dem Untergang. Bereits im Keller, bei ihrer ersten Begegnung, hatte er es gespürt und sie von sich gestoßen. Auch wenn er sich nur schwer von ihr losreißen konnte, so rein, so ursprünglich, so prickelnd, wie ihre Lebensenergie war. Wie nichts, was er bisher je gekostet hatte.
    Und jetzt, da er wusste, was in ihr lauerte, musste er umso mehr darauf achten, ihr nicht zu nahe zu kommen. Denn sie würde ihn zerstören, auf eine Weise, wie keine Mächtige es je könnte. Hatte das der Vorfall am Dammtor nicht deutlich genug gezeigt? Dieses Ding hatte seine schlimmsten Alpträume hervorgewühlt und ihn gezwungen, sie wieder aufs Neue zu erleben. Schon hatte er gedacht, er würde den Verstand

Weitere Kostenlose Bücher