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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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stolzierte durch das Zimmer. Wie
eine Hausherrin, die nach einer langen Reise nach Hause zurückgekehrt war und sich vergewissern wollte, ob alles noch an seinem Platz stand.
    Ihre Finger wanderten über die Einbände einiger Bücher, streiften über eine Vase mit verblassten und verstaubten Blumen, hinterließen lange Bahnen im Staub. Bis ihre Hand auf einen flachen Stein in der Ecke eines Regals stieß. So einen, wie Kinder ihn über die Wasseroberfläche springen lassen. Linnea nahm ihn an sich. Sanft rieb sie den Stein, und auf ihrem Gesicht erschien ein verträumter Ausdruck.
    Ylva warf Alba einen kurzen Blick zu, dann sah sie zu Linnea. »Diese Sache mit dem Dämon. Wie genau hat das funktioniert? Was ist dabei geschehen?«
    Gedankenverloren ließ Linnea den Stein zwischen ihren langen Fingern wandern. »Ich weiß es nicht, meine Süße. Wer kann schon von sich behaupten, die Macht einer Hexe ergründet zu haben?«
    »War es eine Beschwörung? Eine … Zeremonie? Wer war dabei?«
    Linnea zuckte mit den Schultern. »Du, Oya und ich.«
    »Sonst keiner?«
    »Nein. Warum fragst du, mein Mädchen?«
    Ylva starrte vor sich hin. Konnte es sein, dass Linnea das Hexenkind war? Sie wusste nichts über die Abstammung der Königin. Aber Alba hatte gesagt, dass das Hexenkind bei der Zeremonie dabei gewesen sein musste. Andererseits … wie nah hatte es sein müssen, damit die Beschwörung klappte? Ylva dachte an das Mehrfamilienhaus,
in dem Linnea wohnte. Wenn man den Gedanken weiterspann, hätte es auch der Mann gewesen sein können, der so sehr beim Essen schmatzte. Was sprach schon dagegen? Die Spekulationen brachten sie nicht weiter. Sie musste eindeutig mehr darüber erfahren, ob es irgendwelche Merkmale gab, an denen man das Hexenkind erkannte.
    »Warum fragst du?«, wiederholte Linnea.
    »Nun. Offensichtlich will der Messias mich gerade wegen des Dämons haben. Hat ihm das diese Oya erzählt? Oder womöglich jemand … anders? Der das Ganze mitbekommen hat?«
    Der Blick der Königin flog zur Tür, hinter der die Jägerin verschwunden war. »Micaela«, zischelte Linnea so leise, dass nur Ylva es mitbekam. »Ist das der Grund, warum du damals nicht gegangen bist? Wage es ja nicht, mit mir zu spielen. Das haben schon viele vor dir versucht und sind gescheitert.«
    Ylva zwang sich, ruhig zu bleiben, so zu tun, als hätte sie es nicht gehört. Ihr Hirn indes arbeitete auf Hochtouren. Micaela also. Die Frau, die ihr schon immer unheimlich war. Weil sie ein Tor zum Schattenreich darstellte?
    »Entschuldigt mich«, sagte Linnea plötzlich laut. »Nun muss ich wirklich los. Conrad und ich haben noch eine Menge zu besprechen. Und dann muss ich jemandem etwas Gehorsam beibringen. Viel Vergnügen noch, ihr drei.«
    Sie verließ den Raum. Ylva überlegte, ob sie einen Fehler
gemacht, ob sie Linnea zu viel verraten hatte. Was, wenn Micaela tatsächlich das Hexenkind war und die Königin sie umbrachte, bevor der Dämon zurück in das Schattenreich verbannt werden konnte?
    Der Dämon, der nur darauf wartete, ihren Körper zu übernehmen. Ylva rieb sich zaudernd die Augen. Was würde passieren, wenn sie irgendwann schlafen musste?
    Als hätte Roland ihre Gedanken erraten - vielleicht hatte er es wirklich -, kam er zu ihr und lächelte, sichtlich bemüht, ihr Trost zu spenden. »Das mit dem Dämon - Conrad hat mir Bescheid gesagt. Ich werde schon aufpassen, dass du dir selbst und den anderen keinen Schaden zufügst. Versprochen.«
    Ylva seufzte. Allzu viel Vertrauen setzte sie nicht in seine Kräfte. Er hatte doch keine Ahnung, was ihn unter Umständen erwartete.
    Je weiter sich der Tag dem Ende entgegenneigte, desto unruhiger wurde Ylva. Sie beschloss, sich mit allen Mitteln wachzuhalten, so lange es ging. Irgendwann musste sie schlafen, das war ihr klar, aber sie würde es nicht freiwillig tun.
    Unruhig tigerte sie von einer Ecke zur anderen. Aus dem Fensterrahmen hatte sie einen Nagel gezogen und hielt ihn nun mit der Faust umschlossen. Sobald sie nur einen Anflug von Erschöpfung spürte, pikste sie sich damit heimlich in die Handfläche.
    Nicht schlafen. Und immer schön in Bewegung bleiben!
    Du dummes, kleines Rattenmädchen. Glaubst du wirklich, mich damit aufhalten zu können? Früher oder später …

    Nicht schlafen!
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie den nächsten Besucher erst bemerkte, als ein plötzlicher Panikanflug sie schaudern ließ. Abrupt hielt sie an und wandte ihm den Kopf zu.
    Conrad.
    Er stand in

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