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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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vorsichtiger zu sein und ihre Gedanken auf keinen Fall zu offenbaren. Wie viel mochte Roland von ihren Plänen bereits mitbekommen haben?
    Der Junge kam zu sich, als hätte jemand einen Geheimschalter betätigt, verzog den Mund und trat zur
Seite. Anscheinend hätte er die beiden Besucherinnen zu gern aus der Wohnung geworfen, musste sich aber der Entscheidung seines Oberhaupts fügen. »Conrad gibt sein Okay. Macht es aber kurz.«
    Ein gönnerhaftes Lächeln huschte über Linneas Lippen, als hätte sie gerade einen Sieg errungen, dessen Bedeutung nur sie allein verstand. »Danke. Das ist sehr freundlich von dir.«
    Micaelas Miene entgleiste. »Ich hätte nie geglaubt, irgendwann zusehen zu müssen, wie du nach Conrads Pfeife tanzt. Steckt da etwa mehr dahinter, als du uns erzählt hast?« Diesen Blick, von Hass und Verachtung erfüllt, konnte die Königin unmöglich übersehen. Doch als die Schlangenfrau sprach, klangen ihre Worte mild und geduldig: »Du bist eine ausgezeichnete Jägerin, Micaela, aber einige Zusammenhänge kannst du einfach nicht durchschauen. Ich bin deine Königin nicht nur Dank meiner Gene, sondern weil ich besser als jeder andere weiß, was für meine Gemeinde - und dich! - gut ist. Auch wenn du meine Handlungen nicht verstehst.«
    »Noch«, zischte Micaela. Ihre Nasenflügel bebten.
    »Wie bitte?«
    »Noch bist du meine Königin. Aber dein Seelentier bleibt weiterhin in den Händen dieser Kreaturen. Was ist, wenn sie es töten? Oder gehört auch das zu deinem Plan, den zu durchschauen mir nicht vergönnt ist?«
    Linneas Gesicht erblasste mit einem Mal. Durch die dünne Haut schimmerten blaue Äderchen, die Falten
hatten sich tiefer hineingegraben und ließen sie um Jahrzehnte altern.
    »Geh«, befahl sie, vergeblich um Fassung bemüht. »Wie ich merke, bist du nicht ganz bei Trost. Ich hoffe für dich, dass du bloß etwas frische Luft brauchst, um wieder klar denken zu können. Also geh, und kehre nicht zurück, bis ich dich rufe.«
    Micaelas Augen blitzten auf und erinnerten umso mehr an die einer Katze, die ihre Beute belauerte. Für eine Sekunde glaubte Ylva, die senkrecht stehenden Pupillen zu erkennen, die sich verengten.
    »Wie Ihr befehlt, meine Königin.« Die Jägerin verbeugte sich. Ohne sich wieder aufzurichten, verließ sie rückwärts die Wohnung. Und obwohl ihre Haltung Unterwürfigkeit signalisierte, strotzte sie vor Spott und Verachtung.
    Ylva schaute ihr nach. Würde sie irgendwann die anderen verstehen? Sie blickte zu ihrem pelzigen Freund, der sich wie gewohnt in ihrer Nähe herumtrieb. Seine Sprache beherrschte sie perfekt, und auch er schien immer zu wissen, was in ihr vorging. So wie jetzt, als er seinen Kopf hob und voller Erwartung zu ihr aufsah. Ylva lächelte ihm zu, streckte ihm einen Arm entgegen und wartete, bis er auf ihre Schulter hochgeklettert war. In seiner Gegenwart fiel es ihr sogar leichter, die Königin zu ertragen. Die anscheinend gekommen war, um wieder einmal Fürsorge zu heucheln.
    »Wie geht es dir, Kleines?«, fragte Linnea und wollte ihr über das Haar streichen. Doch Ylva duckte sich.
Neben ihr erschien Roland und zwang die Königin, einige Schritte zurückzuweichen. Er hatte die Entfernung von seinem Posten zum Sessel so schnell überwunden, dass keiner seine Bewegung registriert hatte.
    »Na, na, na«, meinte er mit seinem üblichen frechen Grinsen, während er sein Jo-Jo hoch- und runterschnellen ließ. »Wir wollen doch nicht handgreiflich werden, oder?«
    Linnea sah an ihm vorbei, als würde er gar nicht existieren. »Wie geht es dir, meine Süße? Kommst du klar?«
    »Aber sicher. Alles ist bestens«, murmelte Ylva und kraulte ihre Ratte.
    »Ich verstehe, dass du missmutig bist. Doch das, was Conrad und ich für dich tun …«
    »Conrad und du?« Ylva spürte, wie ihre Nasenspitze vor Aufregung zu zucken begann, obwohl sie nicht erklären konnte, was sie so aufwühlte. Allein die Art, wie die Königin seinen Namen ausgesprochen hatte, so besitzergreifend, versetzte sie in Rage. Aber Rage gehörte zu den Gefühlen, die sie nicht empfinden durfte, um den Dämon nicht aus seinem Versteck hervorzulocken. Also erstickte sie sie im Keim.
    Roland stieß ein Glucksen hervor, das in ein Kichern überging, und seine Speckröllchen, die ihm über den Gürtel hingen, zum Wabbeln brachte. »Träum weiter, Majestät.«
    Linnea beachtete ihn weiterhin nicht. »Du solltest aus deinen nassen Klamotten raus, Ylva. Nicht dass du krank wirst«, sagte sie und

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