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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Seelentier nicht gefunden hat. Doch er hat immer daran geglaubt, dass du es schaffen wirst.«
    Ylva kaute auf der Unterlippe. Das deckte sich zum Teil mit ihren Erinnerungen. Also erzählte Micaela die Wahrheit. Ein richtiges Vertrauen wollte sich in Ylva allerdings nicht einstellen. Sie legte eine Hand auf die Türklinke, redete sich ein, sie könne jederzeit aussteigen, sollte ihr Gefahr drohen. Die Katze auf dem Rücksitz fauchte, als hätte das Tier ihre Gedanken gelesen.
    »Es ist verboten, zu Anwärtern Kontakt aufzunehmen«, redete Micaela weiter. »Linnea wollte mich aufhalten, bestrafen, aber ich habe es trotzdem geschafft, ihn ausfindig zu machen. Für dich. Für ihn.«
    »Warum? Wir sind nicht gerade Freundinnen.«
    »Er …« Sie rang um Worte, sah wieder zu Ylva. »Er ist mein Bruder.«
    Ein Keuchen entfuhr ihr. »Was?«
    War das denn möglich? Dass sie eine Tante hatte, die gerade neben ihr saß und ihr Hilfe anbot? Dass sie … zu einer richtigen Familie gehörte?
    »Bitte verzeih mir. Ich konnte es dir nicht früher sagen, musste mit dir ein Spielchen treiben, denn Linnea hätte mich sonst vernichtet. Für einen Metamorph sollte keine Bindung stärker sein als die an die Gemeinde. Ich habe versucht, meinen Bruder zu verleugnen, aber ich konnte es nicht. Und als er mich um Hilfe bat …« Sie stocherte mit dem Schlüssel herum, bis sie das Zündschloss traf. Ihre Bewegungen wirkten unbeholfen, linkisch. »Er heißt
Thomas Buchholz und wohnt in Eidelstedt. Du musst mit ihm reden. Er kennt die Wahrheit.«
    »Lass das Mädchen gehen!«, ertönte es plötzlich von draußen. Ylva wandte den Kopf um und sah Roland an die Scheibe klopfen.
    Micaela biss die Zähne zusammen und drehte an dem Schlüssel. Der Motor sprang nicht sofort an, hustete und würgte.
    »Miststück!« Roland holte aus und rammte seine Faust in die Scheibe. Das Glas zersprang, die Scherben regneten in Micaelas Schoß. Die Jägerin fauchte, fast wie ein in die Enge getriebenes Tier, als er in den Innenraum griff und den Schlüssel im Zündschloss abbrach. Ylva zerrte an der Klinke, stemmte sich mit all ihrer Kraft gegen die Tür, bis diese endlich aufging. Durch den Ruck fiel sie auf den Bürgersteig.
    »Versuch nie wieder, die Kleine zu entführen«, zischte der Nachzehrer. »Das nächste Mal werde ich nicht mehr so nett sein.«
    »Ach, ja? Sollte ich lieber zusehen, wie euer Oberhaupt Ylva aussaugt?«, hielt Micaela ihm entgegen. Sie wollte aussteigen, doch Roland hielt die Tür zu.
    »Ich hatte alles unter Kontrolle.«
    »Wer’s glaubt, wird selig.«
    Der Nachzehrer verengte die Augen. »Ich habe dich gewarnt. Bleib dem Mädchen fern.«
    Ylva sah zu Micaela und bemerkte, wie ihre Lippen ein stummes »Später« formten. Ein Versprechen, das ihr Mut machen sollte. Ein Lächeln, das Hoffnung schenkte.

    Sie hatte eine Tante. Eine Familie. Sie wollte es so gern glauben!
     
    Einige Zeit später befand sich Ylva wieder in Conrads Wohnung und beäugte das Bild der Verwüstung. Noch mehr verwunderte sie Rolands Aussage, sie hätte die Wohnungseinrichtung zum Teil eigenhändig demoliert und sein Oberhaupt hätte nur den Rest zu verantworten, wie das Loch in der Wand zum Badezimmer.
    »Na ja, das warst nicht wirklich du«, schob er schnell hinterher, »sondern der Dämon. Er wollte dich töten, doch Conrad war schneller zur Stelle. Er hat dir etwas Energie eingeflößt, und du hast anscheinend genug Kraft bekommen, um den Dämon zu bezwingen.«
    »Ich habe geschlafen«, murmelte Ylva, beugte sich zu einer der Sofahälften und fuhr mit der Hand über die Bruchstelle. Sie fühlte sich wie eine Gefangene, so deutlich wie noch nie zuvor. Wenn sie bloß eine Gelegenheit bekäme, mit Micaela über alles zu reden! Die plötzliche Offenbarung, die ungeahnte Herzlichkeit ihrer angeblichen Tante verwirrten sie aufs Äußerste. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben und zu vertrauen.
    Die Ratte kroch aus ihrem Versteck und lugte ihr mit ihren Knopfaugen entgegen. Wenigstens war dem kleinen Rabauken nichts zugestoßen. »Wird das jede Nacht passieren? Das mit dem Dämon, meine ich.«
    »Das weiß ich nicht. Aber mach dir keine Sorgen, Conrad hat bestimmt alles im Griff.«

    »Conrad wollte mich töten!«
    Roland seufzte und setzte sich auf den umgekippten Sessel. »Bei dem Versuch, dich vom Dach zu holen, hat er sich einige Verletzungen zugezogen. Die Heilung muss ihn viel Energie gekostet haben. Und wenn die Gier erwacht, ist

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