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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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ihn verabscheuen musste? Das vermochte sie sich nicht zu erklären, aber nun hasste und verabscheute sie sich selbst für das, was sie getan hatte.
    Ylva registrierte kaum etwas von der Fahrt, während sie in Gedanken die letzten Szenen zwischen ihr und Conrad rekapitulierte. Sie hatte ihn geschlagen und gebissen, sie hatte ihn töten wollen, obwohl er alles daransetzte, ihr das Leben zu retten. Mal wieder.
    Was war bloß in sie gefahren? Wenn sie noch weiter zurückdachte, kamen ihr keine Bilder mehr in den Sinn, sondern ein Duft. Linneas Duft.
    Ylva schloss die Lider und stöhnte. Nein, das konnte unmöglich wahr sein! Hatte die Schlangenfrau sie tatsächlich mit ihrem Geruch benebelt, sie dazu gebracht, Conrad zu hassen? Tränen sammelten sich in ihren Augen. Wie stark waren ihre wahren Gefühle für ihn tatsächlich, wenn sie diese so leicht vergessen konnte? Zwar beteuerte sich Ylva inbrünstig, es sei ihr unmöglich gewesen, sich gegen Linneas Macht zu wehren, und vielleicht hätte sie damit jemand anders überzeugen können, ob Roland oder Alba, aber nicht sich selbst.
    Nur nebenbei bemerkte sie, wie Roland nach einer Weile vor einem schmiedeeisernen Tor anhielt, etwas in eine Gegensprechanlage sagte und Einlass erhielt. Langsam steuerte er den Wagen auf das Grundstück, das einem Märchenland glich. Weihnachtsmannfiguren, Schlitten und Rentiere, alle lebensgroß, schmückten den Rasen.
Unzählige Lichter und Lichterketten erhellten die Fläche, als wetteiferten sie mit dem Morgengrauen.
    Ylva stieg aus. Linnea konnte noch immer nicht selbstständig gehen, so trug Roland sie zu der Villa, deren Fenster mit Lichterbögen und Leuchtbildern geschmückt waren. Zwei Löwen aus Stein, jeweils mit einem Schild in den Pfoten, bewachten die Treppe. Ylva entzifferte die drei Buchstaben: M. N. R., und ihr wurde schwer ums Herz. In Gedanken sah sie, wie Conrad auf das Alphabet zeigte und geduldig erklärte: »M - wie Mond, N - wie Nacht.« Dabei musste es heißen: M - wie miese Verräterin, N - wie Nichtsnutz, der andere im Stich lässt.
    Alba lief an ihr vorbei und zog mühsam die schwere, mit aufwendigen Schnitzereien verzierte Tür für Roland auf. In der großen Eingangshalle erstrahlte ein Kronleuchter unter einer kuppelähnlichen Freskendecke. Der blankpolierte Boden ähnelte der Oberfläche eines Spiegels. Auf der Galerie der zweiten Etage erschien Maria. Sobald sie die Besucher erblickte, kam sie eine der Treppen herab, die in einem Halbbogen nach unten führten.
    »Was um Himmels willen ist passiert?«, fuhr sie den Nachzehrer an, doch Ylva entging nicht, wie die Untote mit ihrer ruppigen Art die eigene Angst zu kaschieren versuchte.
    Roland legte Linnea auf dem Boden ab und schilderte in knappen Worten die Situation. Maria hing an seinen Lippen, und als er die Erzählung beendete, war ihre Niedergeschlagenheit nicht mehr zu übersehen.
    »Was sollen wir jetzt bloß tun?«, hauchte sie und ging
auf und ab, mit ruckartigen, hektischen Bewegungen. »Verflucht, wir hätten es wissen müssen! Wir hätten …« Sie verstummte und biss sich auf die Unterlippe.
    »Kannst du Conrad mental erreichen?«, fragte Roland. »Ich nämlich nicht, aber vielleicht hast du einen besseren Kontakt zu ihm.«
    Maria hielt abrupt an und konzentrierte sich. Ihr Blick wurde glasig, die Pupillen winzig klein im Eis der Iris. Nach quälend langen Minuten tauchte sie aus ihrer Trance auf und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht nur so, dass er nicht antwortet, sein Âjnâ ist blockiert. Er hat jegliche Verbindung gekappt.«
    Rolands Gesicht wurde noch bleicher. Als er sich über die Stirn rieb, bemerkte Ylva, wie seine Hände zitterten. »Das ist nicht gut.«
    »Nein. Aber … aber das hat noch nichts zu bedeuten! Vielleicht … vielleicht ist er …« Maria beendete ihren Satz nicht, als fiele ihr plötzlich nichts mehr ein, senkte die Arme und wandte sich ab.
    Wie eine Betrunkene torkelte Ylva zur Treppe und ließ sich auf den kalten Stufen nieder. Am liebsten hätte sie ebenfalls jegliche Verbindung zur Außenwelt gekappt. Ihr Geist war wie erstarrt, und sie verschanzte sich hinter der Taubheit ihrer Sinne, weigerte sich, irgendetwas zu empfinden, um nicht Amok zu laufen.
    Nach und nach tauchten in der Villa einige Nachzehrer auf, auch Metamorphe kamen herein. Diese scharten sich um Linnea, die wie ein misshandeltes Kind mit angezogenen Beinen dalag und leise vor sich hin wimmerte.
Ihre Untertanen tuschelten, blieben jedoch bei ihrer

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