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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Koch
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Christina ihre regennassen Haare getrocknet hatte, nahm er das als ein Zeichen: Das Handtuch, das ihr Haar berührt hatte, berührte jetzt seine Haut. So nahe waren sie sich schon lange nicht mehr gewesen. Wagner musste lächeln. Auf einmal war es wieder da, dieses wunderbare Gefühl. Einfach so, ohne dass er etwas dazu getan hatte.
    Chris, Chris, Chris.
    Wagner rollte das Handtuch zusammen und nahm es mit ins Bett. Er kroch unter die Decke und drückte das Handtuch an sich, als würde er einen warmen, feuchten Körper umarmen. Er schloss die Augen.
    Noch keine vierundzwanzig Stunden war es her, da hatte ihn dasGespenst seiner toten Schwester heimgesucht. Und dann hatten sie sich abgewechselt, die Lebenden und die Toten. Doch am Ende gewonnen haben die Lebenden. Das spürte er. Das waren die Fakten.
    Was für ein Tag.

L iebes Tagebuch! Heute bin ich nach der Schule mit dem Fahrrad gefahren. Da habe ich auf einmal die Straße gesehen wo das Haus ist, in dem wir Hexe gespielt haben. Wie ich zu dem Haus hingefahren bin, waren da ganz viele Polizeiautos und ein Polizist hat zu mir gesagt, dass ich weiterfahren soll weil es da nichts zu sehen gibt für mich. In dem Haus wohnt ein ganz alter Mann. Sandra und Daniela haben gesagt, dass er ein Totmacher ist, der früher einmal ganz schlimme Sachen mit Kindern und mit Tieren gemacht hat und dass wir ihn dafür bestrafen müssen und dass wir alles mit ihm machen können was wir wollen weil wir stärker sind als er, weil wir Hexen sind. Sie haben auch gesagt dass sie schon ein paar Mal da gewesen sind ohne mich aber jetzt darf ich mitkommen, nur sagen darf ich niemandem was davon. In dem Haus sind lauter tote Tiere und zuerst habe ich mich gefürchtet. Auch vor dem Mann habe ich mich zuerst gefürchtet, aber der hat überhaupt nichts getan. Er ist nur in seinem Zimmer gesessen und hat ganz komisch geschaut als er uns gesehen hat. In dem Zimmer sind auch die Gesichter von einer Frau und einem Kind gewesen, die hat er immer angeschaut. Sandra hat mir gesagt, dass der Mann die auch totgemacht hat. Aber uns kann er nicht totmachen, weil wir Hexen sind. Da habe ich mich nicht mehr vor ihm gefürchtet. Ich glaube der Mann hat sich vor uns gefürchtet und das war voll lustig. Der Mann hat eine Suppe gegessen und die Daniela hat hineingespuckt. Sie hat gesagt das ist Hexenspucke und dass wir auch hineinspucken sollen und dass der Mann das essen muss zur Strafe. Aber er hat es nicht essen wollen und da hat ihm Daniela den Teller voll auf den Kopf gehaut aber der Mann hat nur gelacht. Wie wir zum zweiten Mal da waren hat Sandra in ein Glas Hexenpipi gemacht aber der Mann hat es nicht trinken wollen
und da hat sie es in sein Gesicht geschüttet und Daniela hat ihm wieder auf den Kopf gehaut und der Mann hat wieder nur ganz komisch gelacht. Wir haben dann überall Hexenpipi hingemacht, das war voll lustig. Sandra und Daniela haben gesagt, nächstes Mal werden wir alles mit Hexengaga vollmachen. Und die Katze von dem Mann werden wir totmachen weil das ein Opfer ist, aber das habe ich nicht verstanden. Ich glaube es war nur Spaß aber ich war nicht dabei das nächstemal, weil ich krank war. Und Sandra und Daniela habe ich seitdem auch nicht mehr gesehen, das ist voll schade. Ich würde irrsinnig gern wieder mit ihnen Hexe spielen. Aber wahrscheinlich spielen sie jetzt woanders Hexe, weil die Polizei ganz sicher den Mann geholt hat und er kommt jetzt ins Gefängnis weil er ein Totmacher ist.



Donnerstag

W agner kniete vor dem halb ausgegrabenen Holunderstrauch, wühlte mit bloßen Händen in der Erde und zerrte an den Wurzeln. Alles, was er damit erreichte, waren Striemen und neue Risse und Abschürfungen an den Fingern. Die langen, dünnen Wurzeln waren elastisch und zäh und schienen kein Ende zu nehmen, in immer neuen Verästelungen durchdrangen sie den Boden. Der Strauch war zum größten Teil verdorrt, der Rest von schwarzen Blattläusen befallen, doch er klammerte sich ans Erdreich, als hätte er Krakenarme. Wagner erkannte, wenn er dieses halbtote Gewächs loswerden wollte, musste er noch tiefer graben und jede Wurzel einzeln durchschneiden.
    Er stand auf, griff nach dem Spaten und markierte einen Kreis rund um den Strauch. Es würde wohl eine ziemlich große Grube werden, die er da ausheben musste, gut drei Meter im Durchmesser und einen Meter tief. Und das nur, um einen abgestorbenen Strauch zu entfernen, dessen Anblick ihn störte? War das nicht ein wenig übertrieben? Abgesehen

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